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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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wächsernen eleganten Grafen betrachtend, eines Morgens, er werde für den Kaiser fünf sechs Regimenter anwerben, sie installieren und ein Jahr aushalten. Bassewi, Michna fuhren zu dem Fürsten, boten sich ihm an; der Kaiser sei wieder in Not. Friedland schien übellaunig; dann erklärte er höflich undurchdringlich, er werde dem Kaiser als Soldat dienen; wenn es sein sollte, würde er drei Regimenter aufstellen und unterhalten. Bassewi schüttelte den Kopf; wie man sich in Menschen täuschen könne, Michna kam aus der Flauheit nicht heraus.
    Es waren kaum zwei Tage vorbei, daß Meggau strahlend bei de Witte eintrat, der mit Michna und Bassewi über eine Transaktion zugunsten des Kaisers verhandelte, und ihnen, stehend, die Arme verschränkend, die abenteuerliche Mitteilung machte: Wallenstein habe ihm formell, erst schriftlich, darauf mündlich den Vorschlag gemacht, er werde dem Kaiser eine ganze Armee aufstellen. Eine ganze Armee.
    Der plumpe Michna faßte sich zuerst; wann Wallenstein dies gesagt hätte, ob es nicht Abend gewesen sei bei einem Gelage, oder ob er nicht vorher seinen Wutanfall gehabt hatte. Dann sei alles denkbar.
    Meggau, rosig angeglühte Backen, bat um Wein, wiederholte, daß Wallenstein sich in Ruhe mit ihm auseinandergesetzt hatte, so wie sie jetzt; daß er zahlreiche Pläne und Berechnungen vor sich gehabt hatte, daß er ihn durch seinen Kanzler Elz habe zu sich einladen lassen; Näheres wolle der Fürst erst später von sich geben.
    Die drei Herren in der Gaststube sahen sich an, suchten in ihren Augen: »Woher hat er das Geld?« In diesem Augenblick hatten alle drei Furcht und waren bereit, sich gegen Wallenstein zusammenzuschließen.
    Bassewi sagte vorsichtig: »Eine Armee ist keine Kleinigkeit; mit einer Armee kann man viel Unglück anrichten. Wer Soldaten hat, hat die Macht.«
    De Witte, mit den Fingern spielend, beruhigte sich: »Wallenstein ist treu gegen seine Geschäftsfreunde. Er ist der zuverlässigste, klügste Herr, der mit mir gearbeitet hat.«
    »Ist er«, lachte herausfordernd Michna; »aber er war auch einmal gegen Smiřický, sein Mündel, untreu.«
    »Das alte Lied«, schüttelte de Witte den Kopf.
    Michna bekam grelle Blicke, schrie: »Herr Graf Meggau, Ihr vertraut dem Obersten Wallenstein so blind. Hat er Euch verraten, woher er das Geld nehmen will, um den Kaiser zu bezahlen, um ein Heer auf den Fuß zu stellen? Rechnet Euch aus: was kostet eine Kompagnie, Anrittgeld, Laufgeld, Equipierung, Proviant, ein Regiment, Berittene, fünftausend Mann mit Bagage, Artillerie, Brückenzeug, zehntausend Mann, zwanzigtausend. Dann Werber, Werberlöhne, Beamte, Zahlmeister, woher nimmt er das Geld?«
    »Ich hab’ ihn nicht gefragt«, schluckte der Graf augenschließend an seinem Silberbecher, »dies alles ist eben seine Sache. Die Römische Majestät wird auch nicht danach fragen. Uns liegt daran, daß er sein Wort hält.«
    Bassewi: »Hat er sein Wort gegeben?«
    »Es schien mir so. Er sagte, es würde an ihm nicht liegen, wenn aus dem Plan nichts würde.«
    Bassewi hob den Finger zu den beiden andern: »Er hat’s versprochen.«
    Wütend kippte der Serbe seinen Schemel: »Das ist es. Er verspricht, und niemand fragt, wie er’s halten wird. Er kann es nicht halten, ich sag’ es, er kann es nicht halten. Es ist über die Möglichkeit.«
    »Herr Michna«, flüsterte bedenklich Bassewi, »er hat es versprochen. Der Friedländer redet nicht in den Wind. Wenn er es gesagt hat, hat er es gesagt.«
    Michna brüllte: »Und er verspricht es und wir müssen es halten. Die Majestät fragt nicht, woher er es hat. Warum spricht er nicht mit uns? Ich war täglich bei ihm. Keine Silbe hat er erwähnt. Ist das geschäftliche Treue, Bassewi? Ich will wissen, von wo er bezahlen wird.«
    »Weiß man von solchen Herren, wenn sie im Vorteil sind«, hielt ergeben Bassewi hin, »was sie mit einem vorhaben. Kann man doch nichts weiter tun, als sich gut mit ihnen stellen.«
    »Nicht aus meiner Tasche«, schäumte der Serbe. »Ihr hört es, Graf Meggau: bleibt es dabei, was der Friedländer versprochen hat, stellt er eine Armee auf, so ist am gleichen Tage mein ganzer Besitz, fahrend und liegend, Eigentum des Kaisers, der Hofkammer, mit der ich verhandeln werde, was ich für Ergötzlichkeit erwarte. Hört Ihr.«
    »Gewiß«, lächelte Meggau, »wir wußten immer, daß Ihr dem Hause Habsburg zugetan seid.«
    Michna flammte: »Er soll nicht sagen, er habe für den Kaiser gearbeitet und wir für uns. Ihr

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