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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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und Sozialismus eingeführt!«
»Sind die Malediven nicht untergegangen?«, fragt Walpar misstrauisch.
»Sie keine Ahnung von Weltklimafolgengeschichte, Mister?«
»Nun …«, sagt Walpar und scharrt mit den Füßen.
»Malediven befinden sich jetzt auf festgebundenen ausgemusterten Öltankern an ungefähr gleicher Stelle wie zuvor. Und großartige Beispiel für Sozialismus!« Die Verkäuferin stellt geduldig die Fidel-Figuren wieder auf die Beine, die ihre Brust umgeworfen hat. Dann hält sie Walpar eine der Puppen vor die Nase und drückt einen Knopf an ihrem Hintern.
»Im Namen der internationalen Solidarität fordere ich die Arbeiter in allen Ländern auf, sich der sozialistischen Bewegung anzuschließen. Ich glaube fest daran, dass eine bessere Welt möglich ist. Ideen brauchen keine Waffen, wenn sie knarz knarz …« Die Puppe bewegt sogar den Mund dabei.
Walpar verzieht das Gesicht. »Das ist mir zu politisch.«
»Zu politisch? Jeder Mensch ist zutiefst politisch«, fährt Klein-Fidel aus der Haut und ballt die winzige Faust.
»Schon gut«, beschwichtigt Walpar. »Wie viel kostet er?«
»Señor, für Sie nur 15,99!«
»Ich überlege es mir«, sagt Walpar. »Ich winke dann, ja?«
»Gerne, Señor.«
Der Weltraumdetektiv nimmt mit Erleichterung zur Kenntnis, dass die Verkäuferin den nächsten möglichen Interessenten in der Schlange lokalisiert hat.
Dann fällt sein Blick auf ein Schild mit der Aufschrift »Ab hier Wartezeit zwei Tage«.
So lange wird Walpar die karibische Sonne nicht ertragen können, und die unentwegt plappernde Französin auch nicht. Er benötigt eine Fahrkarte für die Überholspur. Links und rechts von der Warteschlange gibt es aber nur die fliegenden Händler, ein Palmendickicht und einen Bauzaun, der fingerdick mit Werbung tapeziert ist.
Einen Moment überlegt Walpar, ob er warten soll, bis der Asiate vor ihm die Nerven verliert und die Warteschlange niedermetzelt. Dann schüttelt er den Kopf und fasst einen Entschluss. Er winkt der Kubanerin mit den Fidel-Figuren. Als sich die Señora lachend nähert und in ihrer Muttersprache den nächsten bekehrten Sozialisten bejubelt, unterbricht er sie: »Was kostet es, wenn Sie mir Ihren Bauchladen für eine Stunde leihen? Einhundert?«
»Señor, Sie beschämen mich! Sehe ich aus wie Kapitalistin schäbige?«
»Überhaupt nicht«, wehrt Walpar ab.
»Ich bekomme von alle Verkäufe 95 Prozent.«
»Dann sind wir uns einig«, lächelt Walpar.
»Hier, dann nehmen Sie, Señor, ich machen Siesta. Hasta la vista!«
Walpar tritt aus der Schlange, die sofort die Lücke schließt. Weder der Samurai noch die Französin beachten, was neben ihnen geschieht. Der Detektiv hängt sich den Bauchladen über die Schultern und stolziert neben der Schlange her Richtung Büro. »Kaufen Sie die Ikone der Freiheit, Klein-Fidel heute nur für 99,99!«
Walpar ist sich der unverschämten Preiserhöhung bewusst, aber erstens will er überhaupt nichts verkaufen und wenn, dann wenigstens von seinem Anteil den nächsten Drink bezahlen können.
»Nieder mit dem Kapitalismus!«, ruft Walpar fröhlich, »Ausgebeutete aller Länder, vereinigt euch!«
»Verpiss dich«, knirscht die Warteschlange.
»Fidel ist für alle da«, phantasiert Walpar, »auch als Geschichtenerzähler zum Einschlafen bestens geeignet!«
»Hey du da«, raunzt ein bärenähnlicher Wartender, der vermutlich einen Job als Trucker sucht.
»Wer, ich?«, fragt Walpar.
»Verkaufst du auch Bier?«
»Leider nicht«, entgegnet Walpar, »obwohl ich zugebe, dass ich damit vielleicht ein besseres Geschäft machen würde als mit diesem anspruchsvollen Erwachsenenspielzeug.«
»Ich brauch 'nen Bier«, sagt der Bär weinerlich und guckt mit einem Auge an Walpar vorbei.
Der tätschelt dem Mann die haarige Wange und tröstet ihn: »Wenn ich einem Getränkeverkäufer begegne, schick ich ihn zu dir, okay?«
Dann geht er weiter, probiert neue Slogans aus: »Kauft politisch fortschrittliche Fidel-Figuren, garantiert ohne faule Kredite und absolut unamerikanisch!« Er merkt, dass er übermütig wird und sich lieber überlegen sollte, wie er es schafft, sich vorne wieder in die Schlange einzureihen.
Das erweist sich als unkompliziert, da der Container eine Art Schleuse zwischen Schlange und Schalter besitzt. Walpar muss nur »Verzeihung« murmeln, die Schleuse betreten, dort den Bauchladen mit den Fidels auf einen Mülleimer stellen und die Tür ins Allerheiligste aufstoßen.
»Hab ich etwa Next gerufen?«, mault der Cowboy hinter dem
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