Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)
Schädel legt. Der Detektiv bekommt fast augenblicklich Kopfweh.
Am Nebentisch debattieren zwei abgeschobene Pilger, am anderen Ende liefert sich ein Jugendlicher ein Duell mit einem an die Wand projizierten Drachen. Unter der Decke schweben längliche, graue Zigarren – MiniaturZeppeline, die die Bestellungen ausliefern.
»An deiner Stelle würde ich erst mal Kerbil suchen«, nuschelt Nera zwischen zwei Algenbällchen.
»Der kann auf sich selbst aufpassen«, brummelt Walpar unzufrieden.
»Außerdem habe ich keinen Anhaltspunkt, wo er stecken könnte.«
»Das gilt für den Leib Gottes auch, oder?«
»Einfacher zu finden ist«, wirft Lang X ein. »Weil größer.«
»Das ist nicht witzig«, versetzt Walpar.
Der Asiate überlegt einen Moment, dann steht er auf. »Ich mich zurückziehe für einige Minuten.«
»Von mir aus.«
»Bis später«, singsangt Nera.
»Jetzt hör mir mal zu«, beginnt Walpar, als Lang X Richtung Klo verschwunden ist. »Tilko kann auf sich selbst aufpassen.«
»Normalerweise schon. Aber diesmal ist ihm etwas zugestoßen. Wir müssen ihn da rausholen. Es ist unsere heilige Pflicht. Heiliger als dieser ominöse Gottesleib. Sollen sich die Sekten mit den Anwälten herumschlagen.
Wir suchen Tilko.«
»Mein Auftrag sieht etwas anders aus.« Walpar klopft mit seiner Algenbällchentüte auf den Tisch. »Wenn einer wie Costello eine Drohung ausspricht, dann muss ich die ernst nehmen. Ich muss tun, was er sagt. Ich muss den Rest finden.«
»Und Kerbil?«
»Der kann …«
»… auf sich selbst aufpassen?« Nera funkelt Walpar an. Sie strahlt in ihrem schwarzen Fummel eine Magie aus, die Walpars gewöhnlich anders gepolten Magnete zum Schwingen bringt.
»Der kann nicht weit sein«, knirscht Walpar. »Ich rufe gleich mal in der Entziehungsanstalt an. Vielleicht ist er da wieder aufgetaucht.«
»Einfach so?«, zweifelt Nera.
»Einfach so«, bestätigt Walpar. »Jungs machen so was. Verschwinden und wieder auftauchen, meine ich.« Er beugt sich vor. »Sucht ihr mal den verlorenen Sohn. Vermutlich ist der eh nur einem hübschen Hintern hinterher gelaufen.«
»Walpar!«
»Ich geh nach Südkalifornien. Diese Werbeagentur, All Comm, hat was mit der Sache zu tun. Sie erheben Besitzansprüche. Auf das Ganze. Nicht nur auf den Finger.«
»Wie kommst du darauf?«
»Teile ihres Territoriums, die vor der Regierungsübernahme entfernt wurden, gehen in den Besitz der provisorischen Regierung über«, zitiert Walpar.
»Ja und?«
»Damit ist der Rest gemeint.«
»Und daraus schließt du, dass die All Comm Bescheid weiß? Vielleicht wollen sie einfach nur verhindern, dass sich jemand anderes den Leib unter den Nagel reißt. Wie die Pilger zum Beispiel.«
»All Comm hat kommerzielle Beweggründe.«
»Madame?«, meldet sich Lang X zu Wort, der mit einem Mal wieder neben dem Tisch steht. »Ich nun verfüge über weitere Information.«
Walpar lässt sich gegen die Lehne seines Stuhls fallen und schaut von Nera zu X und zurück. Er fragt sich, warum er sich fragt, welche der beiden Personen er attraktiver findet.
»Zeitversetzte Videobotschaft wurde gesendet in Ort namens Hattingen.«
»Nie gehört.«
X lächelte. »Dort Tempel von pünktliche Ankunft.« Er schüttelt den Kopf. »Das kein Zufall.«
Walpar verschränkt die Arme vor der Brust. »Und woher wollen Sie das wissen, Mr. X?«
»Ich Service-Callcenter von Videobotschaftdienst angerufen.«
»Ja und?«
»Ich meinen Charme spielen lassen«, lächelt Lang X. »Das immer funktioniert.«
»Daran habe ich keinen Zweifel«, rutscht es Walpar raus.
»Mr. X«, sagt Nera mit einem Seitenblick zu Walpar, »Sie sollten Detektiv werden.«
»Für Sie ich werde alles, Madame«, entgegnet X und deutet eine Verbeugung an. »Draußen warten Taxi.« Er hält Nera die Hand hin, und sie steht auf.
Walpar versucht, nicht beeindruckt, sondern verärgert zu sein. »Wiedersehen«, nuschelt er und widmet sich seinen verbliebenen zwei Algenbällchen.
»Und viel Erfolg.«
Nera klopft auf die Tischplatte. »Melde dich, wenn du Kerbil gefunden hast.« Er entgegnet nichts, sie dreht sich um und verschwindet mit ihrem Söldner zu der Reihe mit den Taxis.
»Wir sind hier alle ganz cool drauf«, sagte Tilkos neuer Chef. »Kaffee?« Er zeigte auf eine Schale mit braunen Pillen.
»Danke, aber ich versuche gerade, von einer Sucht loszukommen. Mit einer neuen fange ich erst an, wenn der Stress richtig losgeht.«
»Nimm eine Pille«, grinste der Project Manager und hielt Tilko energisch die Schale hin. Sie
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