Wandel des Herzens (German Edition)
sicher?“
„Natürlich“, sagte er als wäre ich bescheuert und sah auf mich herab. „Ich weiß wie dein Vater aussieht. Ich bin mit ihm aufgewachsen, genauso wie du.“
„Ich meinte nicht dass du…“
„Ich gehe und sage ‚hallo’“, kündigte er an und glitt vom Tresen auf den Boden. Er knüllte das Geschirrtuch zusammen und warf es nach mir während er zur Tür ging. „Ich will mit ihm reden bevor er mit dir redet.“
Ich verdrehte die Augen und spülte noch mehr Teller. „Ich denke es ist wirklich haarsträubend das von allen Leuten ausgerechnet du versuchen willst meinen Vater zu belehren. Und noch lustiger ist, dass du denkst dass Logan das zulassen wird.“
„Was?“ Crane blieb an der Tür stehen und drehte sich zu mir um.
„Du bist scheinbar schon so lange mit mir unterwegs, dass du alle Regeln der Gastfreundschaft vergessen hast“, sagte ich ihm. „Niemand von uns wird sich meinem Vater nähern bevor Logan uns ruft.“
„Ich glaube nicht…“
„Er ist ein Sylvan der mit seinem Semel unterwegs ist und im Heim eines anderen Semel empfangen wird“, erklärte ich meinem ahnungslosen Freund. „Es gibt Regeln die beachtet werden müssen und du und ich sind noch Stunden davon entfernt, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen.“
„Aber ich dachte das war was du wolltest?“
„Das will ich auch, aber ich würde Logan niemals entehren indem ich dort hineinstürze ohne von ihm gerufen worden zu sein.“
Cranes Lächeln war ein bisschen schlüpfrig. „Meine Güte, er hat dich wirklich gut im Griff.“
Ich zeigte ihm den Finger. „Darum geht es nicht. Logan sagt mir nicht was ich tun soll. Du weißt besser als jeder andere dass ich…
„Ich weiß, ich weiß“, Crane schnaufte. „Tut mir leid.“
Ich deutete ihm mit einer seifigen Hand zu mir zurückzukommen. „Wenn ich mir mit Logan uneins bin, wenn ich mich mit ihm streite… nur du und seine Familie, und vielleicht noch die Leute die hier im Haus leben… ihr seid die einzigen die das sehen. In der Öffentlichkeit, vor dem Stamm wird man immer nur sehen dass ich meinen Platz als Reah ernst nehme und meinem Semel Ehre mache.“
Er nickte und ich bemerkte sein zitterndes Lächeln, die Muskeln die in seinem Kiefer arbeiteten und wie er sich schnell die Augen reiben musste.
„Meine Güte, was ist denn?“, ich lächelte ihn an, meinen Freund mit dem weichen Herzen.
„Nichts, aber du als Reah…“, ich wusste dass du eine gute sein würdest. Ich hatte nur nie erwartet dass du die Gelegenheit dazu bekommen würdest.“
Wir standen schweigend voreinander und starrten uns an.
„Entschuldigung.“ Crane und ich drehten uns beide zur Tür, wo ein Mann stand den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte.
„Hey.“ Er lächelte, schlüpfte in den Raum und streckte uns seine Hand entgegen. „Ich bin …“
Ich unterbrach ihn scharf. „Du musst zu deiner Gruppe zurückkehren Du verletzt zahlreiche Regeln der …“
„Danny?“, mein Vater steckte seinen Kopf in den Raum, offensichtlich auf der Suche nach dem Mann der vor mir stand.
Es war schwierig meinem Gehirn die Tatsache klarzumachen, dass ich nach so langer Zeit plötzlich meinen Vater sah. Der Moment war irgendwie surreal.
„Dad“, sagte ich bevor ich das Wort überhaupt in meinem Kopf dachte, das Wort purzelte ganz natürlich aus mir heraus.
„Jinnai“, er benutzte meinen vollständigen japanischen Vornamen.
„Hallo.“
„Ich bin froh, dass du nicht tot bist.“
Was war die korrekte Antwort auf eine solche Aussage?
„Vielen Dank, Sir“, sagte ich und wusch meine Hände, drehte das Wasser ab und trocknete mir die Hände; alles dauerte ewig lange. Ich fühlte mich als würde ich durch Karamell gehen als ich durch den Raum zu ihm ging. Es fühlte sich an wie ein Traum, wie die Bewegung in Träumen wenn du eigentlich rennen willst aber es nicht kannst. Er verschränkte seine Hände hinter dem Rücken, sein Signal an mich, dass er mir nicht die Hand schütteln würde. Ich schob meine eigenen Hände in die Taschen meiner abgetragenen Jeans.
Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Hat dein Semel gesagt dass du dein Haar so lang wachsen lassen sollst?“
Ich holte tief Atem. „Nein.“
„Ist er unfruchtbar?“
Ich wusste sofort wohin dieses Gespräch führte. „Nein.“
„Also könnte er Kinder haben?“
Nach acht Jahren, fast neun, ohne jeden Kontakt zu dem Mann, waren das die ersten Worte die er mit mir sprach? Und noch dazu vor
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