Wandel des Herzens (German Edition)
man machen würde, wenn man Semel wäre“, ich seufzte. „Und ich garantiere dir, jeder Semel hat das gleiche gesagt, bis er dann die Führung übernommen hat.“
„Du bist so zynisch.“
„Ich bin einfach realistisch. Wenn du keine Verantwortung trägst, außer dir selbst gegenüber, dann ist es einfach zu sagen was du tun und was du lassen würdest. Aber wenn dein Stamm auf dich schaut und auf einen Erben wartet, so wie Andrian es vorhin über Logan Church sagte… Ich meine, wenn deine Linie gesichert werden muss, dann ist das ein riesiger Druck. Dem kann wahrscheinlich kaum einer auf Dauer standhalten.“
Er sah mich an. „Also sagst du, dass kein Semel es sich leisten kann, auf seine Reah zu warten.“
„Realistisch gesehen nicht. Sie sind zu selten. Die Chancen, die Richtige zu finden, stehen wirklich schlecht.“
„Und trotzdem…“, sprach er mit großer Geste, „…bist du da“.
Ich zeigte ihm den Finger.
„Ach komm schon, Jin. All das Gerede über Reahs und da stehst du, der seltenste Panther aller Zeiten, ein männlicher Reah.“
„Ich zähle nicht.“
„Natürlich zählst du, du Idiot, du bist eine Reah!“
„Ich bin keine richtiger Reah, ich bin kein Mädchen.“
„Wer sagt, dass eine Reah immer weiblich sein muss?“
„Oh, ich weiß nicht… alle sagen das.“ Wie ich es sagte, klang selbst in meinen Ohren bitter.
„Naja, dann haben sie eben alle Unrecht. Du bist ein Kerl und du bist eine Reah. Eine echte. Das steht hier überhaupt nicht zur Diskussion. Du existierst, also bist du auch echt.“
„Crane…“
„Wir führen jetzt keine lange existentielle Diskussion, okay? Ich weiß, dass du eine Reah bist, genau wie ich weiß, dass du die einzige männliche bist. Punkt! Ende der Geschichte!“
„Aber das weißt du nicht. Nicht wirklich.“
„Oh, ich weiß das nicht?“, er schnaufte. „Ich denke schon, dass ich das weiß, denn auf all unseren Reisen in den letzten zwei Jahren seitdem wir das College verlassen haben, haben wir nie von einer Reah gehört, geschweige denn von einer männlichen. Ich meine, eine weibliche Reah gibt es nur einmal in einer Million, aber eine männliche Reah… meine Güte, das ist einmalig. Und das bist du, Jin!“
„Meinetwegen.“
„Ich sag ja nur… willst du das nicht irgendwann mal jemand anders erzählen als mir?“
„Mein Vater weiß es“, erinnerte ich ihn „und unser alter Stamm und unser alter Semel, der versucht hat mich umzubringen. Ich denke es wissen schon genug Leute.“
Er drehte sich wieder um und ringelte sich auf der Couch ein. Ich konnte sein Gesicht nicht mehr sehen.
„Du kannst wieder zurückgehen, weißt du. Sie würden dich wieder zurücknehmen, Crane.“
„Leck mich doch. Geh ins Bett. Ich will nicht mehr darüber reden.“
Ich respektierte seine Entscheidung, denn wir waren in einer Sackgasse gelandet. Wir beiden brauchten unseren Schlaf, also schloss ich meine Tür und fiel ins Bett. Ich war so erschöpft, dass ich sogar traumlos schlief.
Kapitel 3
N ACH MEINER E INSCHÄTZUNG benutzen die Leute das Wort „kalt“ viel zu häufig. Zum Beispiel war ich schon in Kinos und Restaurants und sogar in überfüllten Supermärkten und hörte Leute sagen, dass ihnen kalt wäre, dass sie quasi erfrieren würden. Tatsache ist, solange man noch nie den eisigen Windhauch gespürt hat der Ende Januar über den Lake Tahoe streicht, hat man keine Ahnung wovon man redet. Und deshalb verstand ich die Leute nicht die unbedingt draußen auf der Terrasse sitzen wollten. Selbst wenn die Heizstrahler an waren und man einen Mantel an hatte und auch mit dem Dach über der Terrasse, war es immer noch sehr kalt da draußen. Als ich die Gruppe sah die sich nach draußen aufmachte, blickte ich zu meinem Chef-Kellner und zuckte mit den Schultern.
„Also ist das für dich okay, ja?“, versicherte er sich.
„Wenn sie unbedingt frieren möchten“, sagte ich, „dann werde ich sie nicht davon abhalten.“
„Danke, Boss.“
„Bitte sag Owen Bescheid, dass er Linda mit dem Tisch helfen muss. Das sind eine Menge Leute und es ist scheißkalt draußen.“
„Das mache ich.“ Er lächelte mir zu.
„Und sag ihnen, dass sie ihre Schneeanzüge tragen sollen“, schmunzelte ich, während ich weiter ging.
Ich wollte in der Küche nach dem Rechten sehen und hatte den Raum halb durchquert als sich eine schwere Hand auf meine Schulter legte. Ich drehte mich um und sah meinen Chef, Ray Torres, hinter mir stehen.
Ich blickte ihn
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