Wandel des Herzens (German Edition)
wollte.
„Wissen alle Mädchen hier dass du schwul bist?“
Ich konnte nur Vermutungen über seinen Gedankengang anstellen, aber so richtig folgen konnte ich ihm nicht. „Was hat das mit dem zu tun was ich dich gerade gefragt habe?“
„Überhaupt nichts“, bestätigte er mir.
Wir sagten nichts und starrten uns an, aber ich begann vor ihm zu grinsen.
„Okay, was hat das damit zu tun, dass ich schwul bin?“, seufzte ich.
„Die Mädels“, wiederholte er. „Wissen sie Bescheid?“
„Ich würde schon sagen.“
„Wie kommt es dann, dass sie die ganze Zeit über dich reden?“
„Weil Frauen und schwule Männer genauso gut zusammenpassen wie Erdnussbutter und Marmelade“, erleuchtete ich ihn. „Wir sind einfach füreinander geschaffen.“
„Nein“, er schüttelte den Kopf. „Sie reden so, als wollten sie mit Dir in die Kiste springen.“
Aber das wollten sie nicht wirklich, er verstand nur den Unterschied nicht…
Alle Frauen die für mich arbeiteten, liebten mich und das war der Grund für ihre Wertschätzung. Egal ob ich es wollte oder nicht, ob ich es drauf anlegte oder nicht, das alles spielte keine Rolle. Ich liebte Frauen, aber ich schlief nicht mit ihnen, und das machte mich scheinbar unwiderstehlich. Sie überschütteten mich mit Komplimenten über meine hellgrauen Augen, mein langes schwarzes Haar und meine dunklen Augenbrauen. Frauen bemerken so kleine Dinge wie den perfekten Schwung deiner Brauen, die Länge deiner Wimpern, wie voll deine Lippen waren und wie elegant deine Nase. Ich hatte mir schon häufig sagen lassen, dass ich mit meinen Schlafzimmeraugen, meinen festem Körper und meiner tollen Haut jederzeit als Modell durchgehen würde. Es war irgendwie süß, genau wie die Umarmungen und Küsschen die ich jedes Mal bekam wenn ich im Laden auftauchte.
„Hallo!“
Ich hob meinen Kopf und sah Ramon an. „Keine will mit mir in die Kiste. Sie wollen alle Crane.“
„Keines der Mädels interessiert sich für deinen Zimmerkumpel. Sie wollen dich.“
Aber das machte keinen Sinn.
„Du bist nur zu blind, um es zu sehen.“
Ich schenkte ihm einen nachsichtigen Blick und wendete mich ab.
Aber bevor ich tatsächlich gehen konnte, nahm er nochmal meinen Arm.
„Was gibt es noch?“ Ich wendete ihm meinen Blick wieder zu.
„Wir“, und damit bezog er mit einer schwungvollen Geste die ganze Küchengemeinde mit ein, „werden diesen Ben windelweich prügeln falls er so dämlich ist, sein Gesicht hier noch mal zu zeigen.“
Ich grinste ihn an. Wenn er nur wüsste. Ben würde mir unter keinen Umständen noch mal nahe kommen. „Ich finde es toll, dass ihr auf mich aufpassen wollt, aber ich bin kein Mädchen. Ihr müsst den Typen nicht aufmischen nur weil er mir ein bisschen übel mitgespielt hat.“
„Aber Jin, die ganze Aktion war komplett unfair. Er ist mitten in der Nacht in deine Wohnung eingebrochen.“
Das sagte tatsächlich mehr über unsere billigen Schlösser aus und wie tief ich in der Nacht geschlafen hatte, als sonst etwas. Crane war ein paarmal mit einer Stripperin ausgegangen und natürlich hatte sie einen eifersüchtigen Ex-Freund der die beiden so lange verfolgt hatte, bis er herausgefunden hatte wo Crane wohnte. In der Nacht als er dann einbrach, war mein Zimmergenosse noch nicht mal zuhause. Ich schlief ganz alleine in der Dunkelheit auf der Couch, auf der ich nach einer 16-Stunden-Schicht praktisch zusammengebrochen war.
„Dieses Arschloch hätte dich umbringen können.“
„Ja, was soll ich sagen? Aus Fehlern lernt man.“
„Ja, aber es war ja noch nicht mal dein Fehler.“
Da hatte er allerdings Recht.
„Du weißt, dass du schon ziemlich übel aussahst nachdem er dich geschlagen hatte?“
Das hatte ich allerdings. Aufgeplatzte Lippe, blaues Auge und diverse blaue Flecken am Hals wo er versucht hatte, mich zu erwürgen. Ben Eller war vor einer Woche in unser Apartment eingebrochen um seinen Rivalen ein bisschen zu bedrohen, aber – im Adrenalin-Rausch – war er innerhalb kürzester Zeit von Schreck einjagen zu Mordgelüsten fortgeschritten. Er hatte versucht mich zu erdrosseln.
Etwas benommen und nur halb wach, hatte ich mich aus Ben Ellers tödlichem Griff befreit und hatte mich mitten im Wohnzimmer verwandelt. Ich war ein Opfer der Umstände, die Chance auf Flucht war nicht gegeben, also blieb nur der Kampf und instinktiv hatte ich die größte Waffe gezogen, die mir zur Verfügung stand. Er war schreiend aus dem Apartment gelaufen aber ich
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