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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sich und besonders das Leben mit mir aus vollen Zügen genossen hatte – diese Susan gab es nicht mehr.
    Stattdessen gab es dieses Zwischenwesen, halb Emma Peel, halb She-Hulk. Wir hatten einander einmal so sehr geliebt, und aus dieser Liebe war ein Kind entstanden, und Susan hatte mich belogen, was …
    Ehe ich anfangen konnte, noch ein paarmal in diesem Teufelskreis um den Block zu spazieren, lief es mir eiskalt über den Rücken.
    Ich brauchte mich gar nicht erst umzuschauen. Die andauernde Zusammenarbeit mit Wächtern, die noch nicht einmal alt genug waren, in der Kneipe ein Bier zu bestellen, hatten mich eines ganz sicher gelehrt: meinen Instinkten zu vertrauen, wenn sie um zwei Uhr morgens in einer inzwischen sehr dunkel gewordenen Stadt anfingen, verrückt zu spielen. Ohne groß nachzudenken ließ ich mich in die Hocke fallen, nahm die Luft, die mich umgab, und zog einen Schleier um mich.
    Einen Schleier zu wirken erforderte ausgetüftelte, nicht gerade einfache Magie, die auf einer von mehreren grundlegenden Theorien beruhte, bei denen es darum ging, Objekte oder Menschen weniger sichtbar werden zu lassen, als sie eigentlich sein müssten. Schleier waren noch nie mein Spezialgebiet gewesen, im Gegenteil, ich pflegte früher in dieser Richtung eher herumzupfuschen, bis mein Lehrling Molly in mein Leben getreten war. Um Molly die Grundlagen des Schleierwirkens ordentlich lehren zu können, hatte ich mich erst einmal selbst fortbilden müssen. Molly hatte sich in dieser Sache als Naturtalent erwiesen, ich hatte sie aber gezwungen, ihre Talente immer weiter auszubauen, was nur möglich gewesen war, indem auch ich mich höllisch anstrengte und jede Menge Zeit in das entsprechende Training investierte, um dem Grashüpfer gegenüber wenigstens ein Minimum an Glaubwürdigkeit vortäuschen zu können.
    Langer Rede, kurzer Sinn: Schnelle, einfache Schleier waren mir inzwischen kein Ding der Unmöglichkeit mehr.
    Als ich mir den nötigen Schatten borgte und das Licht verbog, wurde es in der Straße um mich herum ein bisschen dunkler. Wenn man sich unter einem Schleier befand, büßte man ein Stück weit die Fähigkeit ein, genau zu sehen, was um einen herum vor sich geht, aber das war ein kalkulierbares Risiko. In diesem Fall fand ich, es sei die Sache wert, es war nämlich verdammt weit bis zur nächsten schützenden Hausecke, sollte jemand gerade mit einer Waffe auf mich zielen. Einfach zu verschwinden, nicht mehr zu sehen zu sein, schien mir vorteilhafter.
    Da kauerte ich also neben dem Mietwagen, nicht direkt unsichtbar, aber doch so gut wie. Ein Schleier war nur sinnvoll und effektiv, wenn man absolut ruhig blieb und sich still verhielt. Was sich leicht anhört, aber versuchen Sie es mal, wenn Sie ganz in Ihrer Nähe Gefahr wittern und Angst haben müssen, jemand könne gerade planen, Ihnen mittels körperlicher Gewalteinwirkung den Leib vom Verstand zu trennen. Wie auch immer – ich schaffte es, den Adrenalinschub zu unterbinden und halbwegs gleichmäßig zu atmen. „Immer hübsch ruhig bleiben, Harry!“, sagte ich mir.
    Auf diese Weise kam ich in den Genuss eines optimalen Blicks auf ein gutes halbes Dutzend dunkler Gestalten, die mit einer lachhaften, fast schon spinnenartigen Anmut auf das Gebäude zuschossen, in dem Susan und Martin vor nicht allzu langer Zeit verschwunden waren. Die Gestalten näherten sich auf unterschiedlichen Wegen: zwei von ihnen, dem äußeren Anschein nach vage menschenähnlich, aber mit den glatten, anmutigen Bewegungen von Raubkatzen, kamen über die Dächer. Drei weitere glitten unten am Boden von einem Schatten zum nächsten, und ich bekam von ihnen kaum mehr mit als ein Schimmern in der Luft und einen Schauder, der mir über den Rücken lief.
    Die letzte Gestalt krabbelte wahrhaftig seitlich an den umliegenden Gebäuden entlang. Sie hüpfte von einem Haus zum anderen, klebte nach jedem Sprung wie eine riesige Spinne an der Wand und kam so mit erschreckender Geschwindigkeit voran.
    Eigentlich bekam ich die ganze Zeit über nicht viel mehr zu sehen als flackernde Schatten, die sich mit unheimlicher Zielstrebigkeit auf mein Bürohaus zubewegten. Aber was ich sah, reichte mir. Ich wusste, wen ich da vor mir hatte.
    Vampire.
    Vampire des Roten Hofs.
    Sie stürzten sich auf das Haus, in dem sich mein Büro befand, wie Haie auf ein blutendes Stück Fleisch.
    Ich sah zu, wie sie in meinem Haus verschwanden – in dem Haus, in dem sich mein gottverdammtes Büro befand –, und das

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