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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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perfekt und wunderschön waren, Göttinnen und Götter des abgründigen Sex und der Verführung. Zugegeben: Vampire des Roten Hofes schafften es, so auszusehen, wenn sie sich die sogenannte Fleischmaske überstreiften, eine Art menschlicher Hülle. Diese Maske stellte in der Regel einen umwerfend schönen Menschen dar, aber darunter befand sich etwas ganz anderes. Ein hässliches, abscheuliches Monster nämlich, das weder Reue empfinden konnte, noch je Buße tat. So ein Monster, ein Roter Vampir in seiner wahren Gestalt, starrte mich gerade von der Decke herab an.
    Aufrecht stehend mochte er gut und gern einen Meter achtzig groß sein, wobei seine Arme so dünn und lang schienen, dass die Handrücken der klauenbewehrten Hände beim Gehen bestimmt über den Boden schleiften. Seine Haut wirkte elastisch und war schwarz, hier und da mit ungesund wirkenden rosa Punkten gesprenkelt, der Bauch ein wabbeliger Wanst, wie man ihn sich grotesker kaum vorstellen konnte. Das Monster hatte O-Beine und einen Buckel, und das Gesicht wirkte wie eine Kreuzung aus Vampirfledermaus und einer Halluzination von H. R. Giger.
    Als der Vampir mich um die Ecke biegen sah, wurden seine großen, stieren Augen riesig. Er riss den Mund auf und stieß einen Schrei aus.
    Einen Schreckensschrei.
    Der Vampir schrie, weil er Angst vor mir hatte und floh – just als mein Sprengstock den dritten Schlag freisetzte. Das Monster hüpfte wie wild den Flur entlang, von der Decke zu den Wänden, zum Boden und wieder zurück, versuchte verzweifelt, dem tödlichen Energiestoß zu entgehen, den ich ihm nachsandte.
    „So ist es recht!“, höhnte ich lautstark und erbost. „Renn, mein niedlicher Kleiner, sieh zu, dass du Land gewinnst!“ Das Monster verschwand um die nächste Ecke. Ich versetzte dem immer noch zuckenden Kopf eines der zweigeteilten Vampire einen boshaften Tritt mit der Stahlkappenspitze meiner Arbeitsstiefel und stürzte dem Flüchtenden nach, fluchend wie sieben Bierkutscher.
    Die ganze Angelegenheit hatte höchstens sechs bis sieben Sekunden gedauert.
    Danach wurde es allerdings ein bisschen komplizierter.
    Ich hatte mit meinen Explosionen ein gutes halbes Dutzend kleinerer Feuer entfacht und war mit meiner Verfolgungsjagd noch nicht besonders weit gekommen, als der Feueralarm im Haus in schrilles Zwitschern ausbrach. Außerdem gingen überall um mich herum die Fontänen der Sprinkleranlage nieder, und irgendwo vor mir bellten Gewehre. Man konnte also sagen, dass drei Dinge gleichzeitig geschahen, von denen mir keines willkommen sein konnte.
    Der Feueralarm bedeutete, dass ich mit dem baldigen Auftauchen von Feuerwehr und Polizei zu rechnen hatte, und mit Ausnahme von ein paar Superschlauen bei einer gewissen Sonderermittlereinheit der städtischen Polizei war niemand von den Jungs und Mädels in Uniform bereit und in der Lage, sich mit einem Vampir auseinanderzusetzen. Wer da kam, um das Feuer zu löschen und nach dem Rechten zu sehen, war für die übernatürlichen Raubtiere hier im Haus leichtes Opfer oder potenzielle Geisel.
    Auch das mit dem Wasser war nicht gut, denn fließendes Wasser erdete magische Energie. Es schaltete mich nicht direkt aus, aber alles, was ich ab jetzt tat, würde mir schwerer fallen. Als versuche man, durch nassen Sand oder feuchten Lehm zu sprinten. Das mit dem Gewehrfeuer war schon allein deswegen nicht gut, weil sich gerade keine zwei Meter von mir entfernt ein paar Kugeln durch die Wand gebohrt hatten, um knapp über meinem linken Knöchel am Saum meiner Jeans zu zupfen.
    „Huch“, sagte ich.
    Ich war und blieb eben der furchtlose Meister des witzigen Dialogs.
    Hastig verdrehte ich mein linkes Handgelenk so, dass es direkt vor meinem Körper lag, und brachte meinen Schild erneut zum Einsatz. Prompt prallten mit scharfem Knall ein paar Kugeln daran ab, die mich höchstwahrscheinlich sowieso nicht getroffen hätten, und von den Aufprallstellen aus breiteten sich konzentrische Kreise aus flackerndem, blauem Licht aus. Ich schoss den Flur hinunter und um die nächste Ecke, den Sprengstock hoch erhoben, bereit für den Einsatz.
    Als Nächstes traf ich auf zwei Vampire vor einer Tür, die zu einem der Büros hier oben führte. Einer von ihnen lag wild um sich schlagend und vor Schmerz laut fauchend am Boden, hielt sich den schwabbeligen Bauch und vergoss jede Menge Blut. Mehrere Dutzend Einschusslöcher – besser gesagt Austrittswunden – erklärten seinen Zustand. Als Vampir starb man zwar nicht gleich

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