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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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getötet und sich von dessen Blut genährt hatte. Zugegeben – die armen Seelen, die man gegen ihren Willen mit dem Blutdurst des Roten Hofs infiziert hatte, verspürten einen ihnen gänzlich unbekannten Hunger, dem man nur schwer widerstehen konnte. Trotzdem wurde man zum vollwertigen Mitglied erst, wenn man eigenständig jemanden getötet hatte.
    Diese Vampire waren Monster, die Menschen in der Dunkelheit überfielen, die sie verschleppten und ihnen aus reinem Vergnügen Unsagbares antaten. Ich wusste, wovon ich redete, mir hatten sie es einst auch angetan. Monster, deren bloße Existenz für Millionen von Menschen eine Gefahr darstellte.
    Monster, die mein Kind geraubt hatten, die meine Tochter in ihrer Gewalt hatten.
    Der große Meister hat einst notiert, man solle sich lieber nicht in die Angelegenheiten von Magiern mischen, denn diese seien schwierig und rasch erzürnt. Das hatte Tolkien im Großen und Ganzen richtig gesehen.
    Ich trat vor, ließ die Tür zufallen und fauchte: „Ich scheiße auf schwierig!“
    Das Gurgeln und Zischen hinter der Flurbiegung verstummte jäh. Was ich dann hörte, war ein Universallaut, der keine Übersetzung verlangte und sich ungefähr wie folgt zusammenfassen ließ: „Häh?“
    Ich hob den Sprengstock, richtete ihn auf die vor mir liegende Mauerecke und ließ meinen Zorn, meinen Willen und meine Kraft hineinfließen. „ Fuego!“,stieß ich hervor.
    Silberweiße Flammen ergossen sich aus dem Stab, schossen jaulend den Flur entlang, bissen sich in das Mauerwerk der nächsten Ecke und sprengten ein Loch hinein, so einfach, wie eine Kugel eine Pappwand zerrissen hätte. Ich zog die Feuerlinie nach links. Ebenso schnell, wie meine Hand sich bewegte, brannten die Flammen eine faustgroße Öffnung durch mehrere Schichten Putz und Beton, bahnten sich einen Weg bis in den Flur, der im rechten Winkel zu dem verlief, in dem ich stand. Dorthin, wo ich die Vampire hatte sprechen hören. Der Krach war unbeschreiblich: Holz barst und explodierte, Gips löste sich in riesige Staubwolken auf, Leitungen knackten, als mein Feuerstrahl sie so sauber durchtrennte, als hätte ich mit einem Schneidbrenner gearbeitet. Kabel explodierten in einem knisternden Funkenregen.
    Etwas ganz und gar Unmenschliches mit übernatürlich kräftiger Lunge ließ einen schrillen, durchdringenden Schmerzensschrei ertönen. Er klang lauter als eine Gewehrsalve.
    Ich schrie zurück, aus Trotz, vor Wut, als Herausforderung. Im Haus waren alle Lichter ausgegangen. Aber die Runen auf meinem Sprengstab glühten grell und weiß, erleuchteten mir mit ihrem silbrigweißen Licht den Weg durch den Flur, als ich losstürmte.
    Als ich um die Ecke bog, traf ich als Erstes auf eine Gestalt, die sich rasend schnell auf mich zu bewegte. Aber mein Schildarmband war bereit. Ich hob die linke Hand und krümmte die Finger zu einer Geste, die nichts mit Magie zu tun hatte, jedoch überall auf der Welt als beleidigend gilt. Sofort ergoss sich mein Wille in das mit zahlreichen Schildplättchen behängte Armband an meinem linken Handgelenk und breitete sich von dort ausgehend aus, um vor mir in einer Viertelkuppel aus reiner, unsichtbarer Kraft Gestalt anzunehmen. Konzentrische Kreise aus blauem Licht und weißen Funken blühten auf, als der Vampir gegen den Schild stieß und abprallte.
    Noch ehe der Vampir nach seinem Zusammenprall wieder gelandet war, ließ ich den Schild fallen, senkte mit einer knappen Drehung des rechten Handgelenks meinen Sprengstab und teilte das Monster mit einem Wort und einem Strahl aus silbernem Feuer in zwei Hälften. Beide Hälften schlugen und traten auf eine grauenhaft lächerliche Art um sich, während sie in verschiedene Richtungen davonflogen.
    Mitten im Flur entdeckte ich einen weiteren zweigeteilten Vampir, den ich wahrscheinlich erwischt hatte, als ich blind auf die Wand feuerte. Auch er verabschiedete sich gerade auf eine nicht gerade geschmackvolle und saubere Art vom Leben. Sobald ich sicher sein konnte, dass sich am Boden keine weiteren unmittelbaren Gefahren befanden, richtete ich meinen Sprengstock auf einen Punkt über mir – manchmal hatte es eben auch Vorteile, wenn man zu viele schlechte Horrorfilme gesehen hatte. Mich hatten sie gelehrt, was man beachten musste, um in Situationen wie dieser zu überleben.
    Richtig: Keine sechs Meter von mir entfernt klammerte sich ein Vampir an der Decke fest. Nun gab es ja viele Menschen, die ganz genau zu wissen meinten, wie Vampire aussahen, dass sie

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