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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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das mit viel gelassenerer Stimme, als ich es selbst für möglich gehalten hätte, allerdings wusste ich nicht, was in meinem Gesicht geschrieben stand. Susans dunkle, gebräunte Haut wurde auf jeden Fall ein paar Schattierungen heller. „Ich weiß, dass du wütend bist, Harry“, sagte sie leise.
    „Wenn ich wütend bin, fackele ich Sachen ab und haue Löcher in Wände“, sagte ich. „Über denPunkt bin ich schon eine ganze Weile hinaus.“
    „Natürlich hast du jegliches Recht, wütend zu sein“, fuhr Susan fort, als hätte ich gar nichts gesagt. „Aber ich habe getan, was ich für sie und für dich für das Beste hielt.“
    Das Unwetter tobte inzwischen weiter oben in meiner Brust, aber ich zwang mich dazu, ruhig sitzen zu bleiben und gleichmäßig zu atmen. „Ich höre.“
    Sie nickte und schwieg noch kurz einen Moment, um ihre Gedanken zu sortieren. „Du weißt nicht, wie es da unten ist“, sagte sie schließlich. „In Mittelamerika, bis runter nach Brasilien. So viele Staaten, die am Abgrund stehen, die drohen, in die Anarchie abzurutschen. Dafür gibt es einen Grund.“
    „Der Rote Hof!“, warf ich ein. „Das weiß ich.“
    „Abstrakt magst du es wissen, ja. Aber keiner aus dem Weißen Rat hat je längere Zeit dort unten verbracht, keiner von euch hat je dort gelebt, hat gesehen, ganz hautnah miterlebt, wie es ist, wenn die Roten herrschen.“ Sie zitterte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist ein Alptraum. Außer der Bruderschaft und ein paar schlecht finanzierten und noch schlechter ausgerüsteten Organisationen der Kirche gibt es niemanden, der sich ihnen in den Weg stellt.“
    Bei der Bruderschaft von St. Giles handelte es sich um ein Sammelbecken für Ausgestoßene und Verirrte aus der übernatürlichen Welt. Viele von ihnen waren Halbvampire wie Susan. Die Bruderschaft hasste den Roten Hof mit glühender Leidenschaft und tat alles in ihrer Macht Stehende, um den Vampiren bei jeder sich bietenden Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Die Mitglieder waren in kleinen, konspirativen Einheiten organisiert. Sie suchten sich Angriffsziele, bildeten Neuzugänge aus, legten Bomben und finanzierten ihre Operationen mit Hilfe zahlloser zwielichtiger geschäftlicher Aktivitäten. Im Grunde waren es Terroristen – verschlagen, geschickt und zäh. Weil sie es sein mussten.
    „Im Rest der Welt ging es in den letzten Jahren auch nicht gerade zu wie in Disneyland“, sagte ich leise. „Ich habe im Krieg so einiges an Alpträumen mitbekommen, und danach war es auch kein Zuckerschlecken.“
    „Ich will gar nicht kleinreden, was ihr getan habt“, sagte sie. „Ich versuche nur, dir zu erklären, mit welcher Situation ich mich damals konfrontiert sah. Als Mitglied der Bruderschaft schläft man selten zweimal hintereinander im selben Bett. Wir sind immerzu unterwegs. Entweder planen wir eine Aktion, oder wir sind auf der Flucht. In diesem Leben ist kein Platz für ein Kind.“
    „Wenn es da nur jemanden mit einem festen Zuhause und einem regelmäßigen Einkommen gegeben hätte, bei dem sie hätte bleiben können, was?“, sagte ich.
    Susans Blick wurde härter. „Wie viele Leute sind in deiner unmittelbaren Nähe gestorben? Wie viele sind verletzt worden?“ Sie fuhr sich mit allen Fingern durchs Haar. „Um Himmels Willen, du selbst hast mir gerade erzählt, dass es mehrmals Angriffe auf deine Wohnung gab. Wäre das anders gelaufen, hätte es die nicht gegeben, wenn du hier drin auf ein Kleinkind hättest aufpassen müssen?“
    „Das werde ich jetzt wohl nicht mehr erfahren“, sagte ich leise.
    „Ich weiß es“, sagte sie, und ihre Stimme drohte plötzlich zu brechen. „Glaubst du, ich würde nicht gern an ihrem Leben teilhaben? Ich weine mich jede Nacht in den Schlaf – wenn ich überhaupt schlafen kann. Aber letztlich ging es nicht anders, letztlich konnte ich ihr nichts weiter bieten als ein Leben auf der Flucht, und du konntest ihr nichts anderes bieten als ein Leben im Belagerungszustand.“
    Ich starrte sie an.
    Aber ich schwieg.
    „Also habe ich das Einzige getan, was ich für sie tun konnte“, sagte sie. „Ich fand einen sicheren Ort für sie. Weit weg von allen Kämpfen. Wo sie ein geregeltes Leben führen konnte. In einem liebevollen Zuhause.“
    „Du hast mir nie etwas von ihr erzählt“, sagte ich.
    „Wenn der Rote Hof je erfahren hätte, dass ich ein Kind habe, dann hätte er das auf jeden Fall gegen mich verwendet! Das ist so sicher wie das Amen in

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