Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
ihnen erschütterte. Es war eigentlich harmlos, denn sie wurden nur gründlich durchgeschüttelt. Der Soldat kam aus dem Turm gerannt, blieb stehen und ging dann wieder zurück. Er antwortete nicht, als Doc ihm fröhlich zurief: »He, war das aber eine Wucht!«
    Fünf Minuten später flüsterte Ann: »Mommy, jetzt habe ich wirklich allmählich Hunger.«
    »Ich auch«, meinte Harry McHeath.
    »Wir wollten nach der Mondfinsternis Kaffee und Sandwiches servieren«, erklärte der kleine Mann. »Der Kaffee war in vier großen Thermosflaschen – ich habe sie selbst mitgebracht. Jetzt liegen sie am Strand.«
    Wanda richtete sich auf dem Liegebett auf, obwohl die hagere Frau sie zurückhalten wollte.
    »Was hat der rote Lichtschein dort drüben zu bedeuten?« fragte sie mürrisch.
    Hunter wollte ihr schon sarkastisch erklären, daß der neue Planet leider so hell sei, aber dann fiel ihm auf, daß am Horizont wirklich ein rötlicher Lichtschimmer glühte.
    »Vielleicht ein Buschfeuer«, meinte Wojtowicz.
    »Mein Gott, das auch noch!« jammerte die hagere Frau. »Dabei haben wir doch schon genügend Sorgen.«
    Hunter beherrschte sich gerade noch rechtzeitig. »Wahrscheinlich brennt dort Los Angeles«, hatte er eben sagen wollen.
    »Was bedeutet das Wort ›Planet‹ eigentlich wirklich, Mister Brecht?« fragte Ann plötzlich.
    »Wanderer, Liebling«, sagte Rama Joan.
    »Das ist auch die richtige Bezeichnung dafür«, meinte der kleine Mann.
    Zwei große gelbe Augen tauchten aus der Dunkelheit hinter dem Stacheldrahtzaun auf. Gleichzeitig röhrte ein Motor, als der Jeep mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die schlechte Straße hinabraste.
    »Alles auf!« befahl Paul. »Jetzt kommt endlich Leben in die Bude.«
     
    Barbara Katz stand mit dem Rücken zu dem anderen Ozean, der die amerikanische Küste ungefähr fünftausend Kilometer von den Untertassen-Beobachtern umspülte, und sah begeistert zu dem Wanderer auf. Dabei bedauerte sie, daß sie nicht mehr sehen würde, wie der Mond auf der anderen Seite wieder zum Vorschein kam. Im Osten zeichnete sich bereits die Morgenröte ab, die an der Westküste erst in drei Stunden zu erwarten war.
    »Ich bin jetzt wirklich müde ...«, sagte Knolls Kettering III. mit einer Stimme, die Barbara bisher noch nicht gehört hatte. »Bitte ...«
    Sie griff nach seinem Arm, als er schwankte, und wäre fast erschrocken zusammengezuckt, weil der Alte so federleicht war. Aber dann fiel ihr ein, daß er ihr privater Millionär war, den sie sich mühsam genug geangelt hatte. Deshalb stützte sie ihn jetzt vorsichtig, damit er nicht fiel.
    Die ältere Negerin, die wie die jüngere ein taubengraues Kleid mit weißem Kragen und gestärkten Manschetten trug, kam aus dem Haus und griff nach Ketterings anderem Arm. Das schien den Alten zu irritieren.
    »Hester«, sagte er und lehnte sich gegen Barbara. »Ich habe Benjy, Helen und dir doch schon vor Stunden gesagt, ihr solltet ins Bett gehen.«
    Hester lachte leise. »Als ob wir Sie die ganze Nacht lang mit Ihrem Teleskop allein im Park lassen würden! Ganz langsam und vorsichtig, Mister K. Vergessen Sie nicht, daß der Nagel in Ihrer Hüfte bestimmt weniger als Sie aushält.«
    Knolls Kettering III. stützte sich auf die beiden Frauen und ließ sich von ihnen in sein riesiges Schlafzimmer führen.
     

13
     
     
    Paul Hagbolt stand Major Buford Humphreys an dem noch immer geschlossenen Tor von Vandenberg zwei gegenüber. Margo neben ihm hielt Miau auf dem Arm, während die Untertassen-Beobachter sich hinter ihnen zusammendrängten.
    Der Jeep, in dem Major Humphreys gekommen war, stand mit laufendem Motor und eingeschalteten Scheinwerfern am Tor. Der Fahrer war hinter dem Steuer geblieben, aber der zweite Soldat hatte seinen Platz verlassen und lehnte an der Motorhaube. Der schwerbewaffnete Wachtposten stand außerhalb des Zaunes in dem dunklen Eingang des Wachtturmes. Er beobachtete den Major, hielt aber seine Maschinenpistole auf die Zivilisten gerichtet.
    Major Humphreys wirkte normalerweise wie ein verbitterter Lehrer, aber im Augenblick trug sein langes Gesicht den gleichen Ausdruck, der sich auf dem des Soldaten abgezeichnet hatte – mühsam beherrschte Erregung, hinter der sich eine verständliche Angst verbarg.
    »Ich habe schon gehofft, daß Sie kommen würden, Major«, sagte Paul. »Jetzt brauchen wir wenigstens keine langen Erklärungen mehr.«
    »Sie haben Glück gehabt, weil ich nicht Ihretwegen gekommen bin«, antwortete Humphreys und

Weitere Kostenlose Bücher