Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Oberfläche des Planeten zu enden – einige auf der Tagseite, andere auf der Nachtseite. Aus dieser Entfernung wirkten sie wie unheimliche blätterlose Ranken, die aus dem Wanderer sprossen. Der ›Baba Yaga‹ und die beiden Raumschiffe näherten sich ihnen rasch.
    Als Don den Eindruck hatte, sie müßten in der nächsten Sekunde entweder an den ›Ranken‹ vorüberfliegen oder mit ihnen zusammenprallen, erhielten seine Überzeugungen erneut einen schweren Schlag, denn der ›Baba Yaga‹ und seine Eskorte verloren von einem Augenblick zum anderen den größten Teil ihrer Geschwindigkeit. Gleichzeitig änderten sie wieder ihren Kurs und flogen jetzt auf die Oberfläche des Planeten zu.
    Entweder verfügten die fremden Raumschiffe über den trägheitslosen Antrieb, den es sonst nur in utopischen Romanen gab, und transportierten den ›Baba Yaga‹ in ihrem Null-g-Feld – oder er hatte Halluzinationen, die ...
    Don drehte sich nach dem Radargerät um und versuchte, seine augenblickliche Flughöhe zu bestimmen. Zu seiner großen Überraschung erhielt er sofort eine genaue Anzeige. Er befand sich fünfhundertzwanzig Kilometer über der Erdoberfläche und näherte sich ihr mit fünfzehn Kilometer pro Sekunde. Don betätigte instinktiv die Steuerdüsen, um die Fluglage des ›Baba Yaga‹ zu verändern, damit er bei der Landung mit dem wenigen Treibstoff bremsen konnte, der ihm noch zur Verfügung stand.
    Die Steuerdüsen brachten keine Veränderung der Fluglage. Der vordere Bildschirm zeigte noch immer den Planeten unter Don, anstatt die Sterne über ihm. Erst dann fiel ihm auf, daß er parallel zu einer der Ranken oder Röhren nach unten sank, die den Mond mit dem Wanderer verbanden. Aus dieser geringen Entfernung war zu erkennen, daß sie fast zwei Kilometer Durchmesser haben mußte, denn sie füllte ein Viertel des Bildschirmes.
    Don sah jetzt auch, daß die Außenfläche der Säule nicht durchgehend aus glattem Material bestand, sondern auch aus kleinen und größeren Felsbrocken – vermutlich aus Mondstaub und Felsen, die irgendwie durch die riesigen Röhren gesaugt wurden.
    Die Felsbrocken bewegten sich langsam an ihm vorbei nach unten – wie ein Zug, der auf einem anderen Gleis etwas schneller fährt. Aber das bedeutete, daß die ganze Säule sich ebenfalls mit etwa fünfzehn Sekundenkilometer bewegte! Warum zersplitterten die Felsen dann nicht in einer Staubwolke, wenn sie auf die Oberfläche des Planeten trafen?
    Plötzlich begannen die Felsbrocken rascher an Don vorüberzuziehen – als ob der Zug auf dem Nebengleis sich in einen Schnellzug verwandelt habe.
    Entweder hatte die Geschwindigkeit in Innern der Röhre sich erhöht oder ...
    Don schaltete das Radargerät nochmals ein. Der ›Baba Yaga‹ und seine Eskorte hatten in der Zwischenzeit fünfzig Kilometer Höhe erreicht, aber ihre Sinkgeschwindigkeit betrug nur noch eineinhalb Kilometer pro Sekunde. Dons zweite Vermutung war bestätigt worden: Sie sanken langsamer als zuvor.
    Aber das Radargerät zeigte auch, daß diese Sinkgeschwindigkeit nicht weiter abnahm. Don benützte die letzten zwanzig Sekunden, um die Oberfläche des Wanderers genauer zu betrachten. Dann riß er sich die Brille ab, als sein Schiff wieder in den Schatten des Planeten eintrat, und bereitete sich auf den Aufprall vor, der sein Ende bedeuten mußte.
    Aber die dunkle Oberfläche war plötzlich nicht mehr da. Don hatte den Eindruck, der ›Baba Yaga‹ und seine Eskorte seien geradewegs durch die Decke eines riesigen beleuchteten Saales geflogen, denn er erkannte jetzt weit unter sich eine zweite Oberfläche. In diesem Augenblick wurde ihm erstmals klar, daß die sogenannte Oberfläche, die Licht und Radar reflektierte, in Wirklichkeit nur ein hauchdünner Film sein konnte, durch den selbst ein zerbrechliches Raumschiff wie der ›Baba Yaga‹ mit fast sechstausend Stundenkilometern fliegen konnte, ohne Schaden zu nehmen. Hinter dieser dünnen Hülle, die sich in dreißig Kilometer Höhe um den gesamten Planeten erstreckte, lag erst die wirkliche Oberfläche – wenn er jetzt nicht schon wieder eine Illusion vor sich hatte.
    Es mußte die eigentliche Oberfläche sein, wenn komplexe und offenbar massive Gegenstände aller Art als Maßstab dafür gelten konnten. Die weite Ebene, die jetzt in Dons Bildschirm sichtbar geworden war, enthielt riesige Löcher mit fast zwei Kilometer Durchmesser, aus denen ein schwacher Lichtschein nach oben drang, und zwischen diesen Schächten alle

Weitere Kostenlose Bücher