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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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gehören der gleichen Rasse an«, sprach das Tiger-Wesen weiter. »Ich spüre, daß du jetzt nicht mehr aufgeregt bist. Warum sprichst du also nicht? Hast du keine Fragen?«
    In der folgenden Pause glaubte Paul zu erkennen, was sich hier in Wirklichkeit abspielte. Dann fuhr das Tiger-Wesen fort: »Du bist wirklich schüchtern, Kleine! Brauchst du einen Namen? Ich kenne deinen. Meiner? – Tigerishka! Ich habe den Namen für dich erfunden. Du hältst mich für einen schrecklichen Tiger aber gleichzeitig auch für eine schöne Ballerina. Alle Ballettänzerinnen nennen sich ›enska, -skaya, -ishka‹. Tigerishka!«
    Dann verstand Paul alles. Dieses Super-Wesen war einem Super-Irrtum erlegen! Tigerishka hatte seine Gedanken innerhalb weniger Sekunden durchsucht und dabei sogar Englisch gelernt – aber sie hatte sich eingebildet, es dabei mit Miau zu tun zu haben. Im gleichen Augenblick erkannte er auch, welches Gefühl ihn vorhin bewegt hatte – männliches Begehren nach einem attraktiven weiblichen Wesen.
    Tigerishka mußte diese Gedanken ebenfalls aufgenommen haben, denn sie drohte Miau scherzhaft mit einer violetten Pfote und sagte: »Das war aber nicht nett, Kleine. Du bist wirklich nicht groß genug – und wir sind doch beide Mädchen! Komm, sprich endlich mit mir ... Paul ...«
    Jetzt schien sie die Wahrheit erkannt zu haben, die für sie schrecklich sein mußte, denn sie drehte sich langsam nach dem wirklichen Paul um. Im nächsten Augenblick hatte sie die Entfernung zwischen sich und ihm mit einem Satz überwunden und schwebte mit ausgestreckten Krallen und gefletschten Zähnen dicht über ihm. Miau schien nicht im geringsten erschrocken zu sein.
    »Du ... Affe!« fauchte Tigerishka. Sie senkte den Kopf mit den scharfen Reißzähnen noch mehr, so daß Paul unwillkürlich die Augen zusammenkniff. Dann sprach sie langsam und sehr deutlich weiter, als habe sie es mit Analphabeten zu tun: »Ihr behandelt ... die Kleine ... wie ein Tier ... wie ein gewöhnliches Tier ... als Haustier? « Die Verachtung in ihrer Stimme war nicht zu verkennen.
    In seiner Angst erinnerte Paul sich an eine Behauptung, die Margo ständig wiederholte, und stotterte: »Nein! Nein! Katzen sind Leute!«
     
    Don Merriam hatte früher einmal am Rand des Grand Canyon gestanden und hatte einen Blick in die Leibnitz-Schlucht in der Nähe des Südpols des Mondes geworfen. Aber er hatte noch nie in seinem Leben – außer während seines Fluges durch den Mond – einen so unglaublich tiefen Schacht gesehen. Wie tief erstreckte er sich? Fünf Kilometer? Fünfundzwanzig? Fünfhundert? Er schien an keiner Stelle weniger als zwei Kilometer breit zu sein, obwohl er irgendwo weit unten in einem leuchtenden Punkt endete – aber diese Erscheinung beruhte nur auf einer perspektivischen Veränderung, an der Don selbst schuld war.
    Er spielte mit dem Gedanken, daß der Schacht geradewegs durch den Mittelpunkt des Planeten bis zur entgegengesetzten Seite führte, so daß er niemals den Boden berühren würde, wenn er jetzt hineinsprang, sondern nur etwa sechstausend Kilometer weit fallen würde. Ein langsamer Fall, wenn hier die gleichen Gesetze galten, die auf der Erde physikalische Erscheinungen beeinflußten – mindestens zwanzig Stunden lang, in denen er wahrscheinlich bereits verdurstet wäre. Aber dann würde er schließlich im Mittelpunkt des Planeten zur Ruhe kommen und durch die Luft an die Wand des Schachtes schwimmen können, wie er es in der Kabine des ›Baba Yaga‹ getan hatte, als das Schiff sich im freien Fall befand.
    Am seltsamsten war jedoch, daß der Schacht nicht einfach einer senkrechten Röhre glich, die durch felsiges Gestein nach unten gebohrt worden war – tatsächlich waren nirgendwo Felsen zu sehen –, sondern daß seine Wände in Stockwerke aufgeteilt waren, die sich unendlich weit fortzusetzen schienen. Don zählte einige Dutzend Stockwerke, bevor die beleuchteten Abstufungen vor seinen Augen verschwammen und undeutlich wurden. Weit unter sich erkannte er auch winzige Schiffe, die wie bunte Käfer durch den Schacht schwebten.
    Nachdem Don alles das in sich aufgenommen hatte, fragte er sich, ob die Stimme, die er gehört zu haben glaubte, nicht doch nur eine Illusion gewesen war. Aber dann überlegte er sich, daß sie dort unten leben mußten, daß ihre Wissenschaft und Technik dieses Wunder geschaffen haben mußte. Wo waren sie? Weshalb hatten sie ihn so lange allein gelassen? Vielleicht bildete er sich nur ein, auf

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