Wanderer im Universum
dufteten so betäubend wie zuvor.
Don Merriams winziges Raumschiff war eben zum drittenmal in den Schatten des Wanderers eingetreten. An Steuerbord erkannte er die Nachtseite des seltsamen grün-grauen Planeten. Vor ihm strahlten Tausende von Sternen aller Größen und Helligkeitsklassen, an Backbord erkannte er einen schwarzen langgestreckten Körper – den Mond, der jetzt jeden Augenblick auseinanderfallen konnte. Don war müde und hatte seine Versuche an dem Funkgerät schon vor einiger Zeit aufgegeben.
Ein dunkelgelber Punkt erschien auf der Oberfläche des Wanderers und verwandelte sich rasch in einen heller strahlenden Lichtbalken, der schräg nach oben zeigte. Dann wurde er zu einem doppelten Lichtstrahl, dessen beide Teile durch eine dünne schwarze Linie voneinander getrennt waren – wie das Licht der fluoreszierenden Scheinwerfer, die in letzter Zeit für Autos modern geworden waren. Schließlich wurde der gelbliche Schein immer heller und stärker.
Erst jetzt merkte Don, daß es sich dabei nicht um eine Erscheinung handelte, die auf die Oberfläche des Wanderers beschränkt war, sondern um ein durchaus materielles Ding – oder zwei Dinge – mit geradem Kurs auf den ›Baba Yaga‹. Er zuckte zusammen und rieb sich die Augen, als im nächsten Augenblick zwei Objekte neben seinem Raumschiff auftauchten und dort ruckartig zum Stillstand kamen. Die beiden Objekte waren so nahe, daß der Rand des Bildschirms ihre äußersten Spitzen abschnitt.
Don hatte jetzt den Eindruck, zwei untertassenförmige Raumschiffe vor sich zu haben, die jeweils etwa fünfzehn Meter Durchmesser bei einer mittleren Decke von drei oder vier Metern hatten.
Seine erste Vermutung über ihre äußere Form wurde bestätigt, als die beiden Raumschiffe sich auf die Seite legten, ohne daß ein Feuerstrahl aus Steuerdüsen sichtbar geworden wäre. Jetzt hatte er zwei gelbe Scheiben vor sich, von deren Unterseite sich jeweils deutlich ein violettes Dreieck abhob.
Dann spürte er, daß er sanft nach hinten gedrückt wurde während der ›Baba Yaga‹ sich nach vorn zwischen die beiden Raumschiffe seiner Eskorte schob, bis der Bildschirm nur noch einen kleinen Teil der Scheiben zeigte. Von dann ab hielten sie diese Position zueinander sehr genau ein, als sei irgendwie eine feste Verbindung zu seinem Schiff hergestellt worden – und zu seinem Körper, was Don zunächst einigermaßen in Erstaunen versetzte. Er schätzte, daß der ›Baba Yaga‹ mit etwa hundertfünfzig Kilometer pro Sekunde nach oben gezogen wurde. Und trotzdem hatte er nichts von dem Andruck gespürt, der ihn gegen die Schiffswand hätte drücken müssen.
Bisher hatte Don noch nie den Verdacht gehabt, einer Halluzination erlegen zu sein – nicht einmal während des Fluges durch den Mond. Aber jetzt glaubte er ernsthaft daran. Sein professionelles Wissen beruhte schließlich auf der Vorstellung, daß jede Beschleunigung mit Treibstoff und erhöhtem Andruck bezahlt werden müsse. Was jetzt mit dem ›Baba Yaga‹ und seinem eigenen Körper geschah, war nicht nur eine unerwartete Auswirkung fremder Einflüsse von außen, sondern auch ein fast erschreckender Widerspruch zu allem, was Don jemals über den Raumflug gelernt hatte. Von zehn Kilometer pro Sekunde auf hundertfünfzig bei einer Kursänderung von neunzig Grad, ohne die geringste Bewegung zu spüren und ohne irgendein Triebwerk in Funktion zu sehen – das war nicht nur erstaunlich, sondern geradezu unmöglich!
Trotzdem wurden immer mehr Sterne sichtbar, und plötzlich verließ der ›Baba Yaga‹ den Schatten des Wanderers, um in das strahlende Sonnenlicht einzutreten. Don kniff die Augen zusammen, als das helle Licht durch die Bullaugen in die Kabine drang. Dann tastete er nach seiner Schutzbrille mit polarisierenden Gläsern, setzte sie auf und sah wieder hinaus. Der ›Baba Yaga‹ stand offenbar noch immer mit den beiden geheimnisvollen Raumschiffen in Verbindung, denn er bewegte sich weiter mit phantastischer Geschwindigkeit in einer weiten Kreisbahn um den Wanderer. Don erkannte jetzt sogar die Erde hinter dem neuen Planeten; in unmittelbarer Nähe vor sich hatte er die seltsamen Fäden, die ihm schon zuvor aufgefallen waren – sie stellten eine Verbindung zwischen dem Mond und dem Wanderer her. Zwei von ihnen waren jetzt dicker geworden.
Vor Dons Schiff liefen sie allmählich zusammen und erstreckten sich nach unten, wo der Nordpol des Wanderers lag. Dort schienen sie dicht nebeneinander in der
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