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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Rothkirch 1821.
     
    Elise von R., geb. 1822;
    Alexandrine von R., geb. 1824;
    Klara von R., geb. 1828;
    Antoinette von R., geb. 1830.
    Diese vier Baronessen Rothkirch waren also Enkelinnen von Alexandrine von Hertefeld (geb. 1774) und Großnichten von Karl von Hertefeld, dem »letzten Hertefeld«. An sie kam das Erbe, und zwar an die zweite Schwester Alexandrine, vermählt mit Philipp Graf Eulenburg. Auch die drei andern Schwestern vermählten sich: Elise mit dem österreichischen Baron Diller, Adjutanten des Feldmarschalls Heß, Klara mit dem Baron von Esebeck, Major im Garde-Füsilierregiment, und Antoinette mit dem Grafen von Montault zu Paris. Alle drei sind jetzt verwitwet.
    Es war hiernach Liebenberg, als Frauenerbe, an die bis dahin ausschließlich in Ostpreußen begüterte Familie der Eulenburgs übergegangen.
     
    *
     
    Die Eulenburgs, ein uraltes meißnisches Geschlecht, das sich nach der jetzigen Stadt Eilenburg an der Mulde (zwei Meilen von Leipzig) die »Ileburgs« nannte, leitet seinen Ursprung von den Wettiner Burggrafen ab. Otto von Ileburg, gest. 1234, Herr und Vogt der Herrschaft Eilenburg, auch im Saalkreise begütert, war, nach alter, inzwischen historisch bestätigter Tradition des Hauses, ein Enkel des Burggrafen Ulrich von Wettin. Etwa hundertundfünfzig Jahre nach dem Tode jenes Otto von Ileburg hatte das Geschlecht den Höhepunkt seiner Macht und seines Besitzes erreicht, welcher letztere 250 Rittergüter und mehr als 20 Städte, meist in Lausitz und Sachsen gelegen, umfaßte. Es waren: Eilenburg, Mühlberg, Liebenwerda, Wahrenbrück, Übigau, Dahlen, Strehla, Sonnenwalde, Senftenberg, Kalau, Lübbenau, Forst, Finsterwalde, Drebkau, Lieberose, Muskau, Ruhland, Hoyerswerda, Zossen. Dazu in Böhmen: Elbogen, Klösterle, Bürgstein und Drum.
    Um eben diese Zeit war es auch, daß die »Ileburgs« in nähere Beziehungen zum deutschen Orden traten. Einer von ihnen, Botho der Jüngere, focht in der Schlacht bei Tannenberg, 1410, und ward, in Anerkennung seiner dabei geleisteten Dienste, mit dem Gute Sickau, Kreis Schwetz in Westpreußen, belehnt. Aber dieser Besitz war ein bloß vorübergehender. Schon in der zweitfolgenden Generation erlosch der westpreußische Zweig wieder und anstelle desselben trat Wend von Eulenburg, der dem Orden in der Eigenschaft eines Söldnerhauptmanns gedient, als nunmehriger Stammvater aller ostpreußischen Linien. Es sind dies zur Zeit drei: die Gallingensche, die Leunenburg-Prassensche und die Wickensche Linie, von denen die Gallingensche die älteste, die Leunenburg-Prassensche die begütertste ist. Ein vierter Zweig ist neuerdings (1867), eben durch Antritt des großen Hertefeldschen Erbes, in unsere Mark verpflanzt worden und repräsentiert seitdem eine neue, brandenburgische Linie des alten ostpreußischen Hauses.
    Ein Blick auf die Geschichte dieses Hauses erweist auf jeder Seite die hohen Ehren, in denen es durch alle Jahrhunderte hin stand, und doch blieb es ihm mit Ausnahme zweier Fälle 42 versagt, seinen Namen, über die heimatliche Provinz hinaus, in die Gesamtgeschichte Brandenburg-Preußens epochemachend eintragen zu können. Erst die neueste Zeit schuf hierin einen Wandel, aber nun auch in so glänzender Weise, daß wir bis auf das Siebengestirn der Dankelmanns oder doch wenigstens bis auf das modernere Dreigestirn der Manteuffels zurückgehen müssen, um einem ähnlichen plötzlichen Aufleuchten zu begegnen.
    Unter den zwölf oder dreizehn Eulenburgs 43 , die den gegenwärtigen Familienstand ausmachen, befinden sich oder befanden sich bis ganz vor kurzem: zwei Minister, ein Landtagsmarschall und Regierungspräsident, ein Hofmarschall und Vizezeremonienmeister, ein Stiftshauptmann und ein Pariser Gesandschaftssekretär. Einer (gestorben 1875) war mit Gräfin Marie von Bismarck verlobt und ein anderer Adjutant beim Prinzen Albrecht von Preußen. Es wird sich in kaum einem anderen Hause, für den Augenblick wenigstens, ein gleiches »in Front stehen« erkennen lassen.
    Aus der Reihe dieser ihrem Amt und Titel nach aufgeführten Eulenburgs ist es ausschließlich der Stiftshauptmann Graf Philipp Eulenburg, auf den ich hier, als auf den Erben und Inhaber der Hertefeldschen Güter (Liebenberg usw.), des Näheren einzugehen habe.
     
Graf Philipp zu Eulenburg
    Oberstleutnant a. D., Stiftshauptmann zu Zehdenick
     
    Graf Philipp zu Eulenburg wurde den 25. April 1820 in Königsberg in Preußen geboren und trat im Dezember 1838 in das 3. (Ostpreußische)

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