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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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erschien, und wenn es das scheinbar Weitabliegendste gewesen wäre, von dem er nicht Notiz genommen hätte. So kam es, daß er, mit den verschiedensten Künstlern und Gelehrten bekannt und befreundet, mit jedem in seiner Sprache zu reden vermochte. Selbst mit Philologen. Er war »in allen Sätteln gerecht« und doch weder rechthaberisch, noch streitsüchtig, noch prätentiös. Es lag vielmehr umgekehrt in seiner Natur, immer die liebenswürdigsten Formen zu wahren, und zwar einerseits weil er humoristisch, andrerseits weil er ohne Wissensüberschätzung war. Es galt ihm viel, aber es bedeutete ihm nie die Hauptsache.
    Seine glänzendste Seite war seine Wohltätigkeit. Er besaß einen wahren Helfedrang und half im großen und kleinen. Unter andrem rührt die Bestimmung von ihm her, daß alle Tagelöhner auf seinen Besitzungen Anspruch auf freien Doktor und freie Medizin haben, infolgedessen ein unglaublicher Medizinkonsum in Liebenberg und Umgegend eingerissen ist.
    Als er starb, fanden sich neben vielen andern Legaten auch 30000 Taler vor, aus denen, unter allmählicher Heranziehung »ausstehender Gelder«, ein Stiftungsfonds, einerseits zur Dotierung alter Liebenberger Beamten, andrerseits zur Unterstützung augenblicklich in Bedrängnis geratener Familienmitglieder gebildet werden sollte. Diese »Heranziehung ausstehender Gelder« geschah, und wenige Jahre später war, mit Hilfe derselben, der ursprüngliche 30000 Talerfonds auf 100000 Taler angewachsen, was, bei dem natürlichen Hange der Menschen, sich ihrer eingegangenen Verpflichtungen nicht zu erinnern, einen Maßstab dafür abgeben mag, welche Höhe der Stiftungsfonds eigentlich hätte gewinnen müssen. Der alte Hertefeld half nämlich immer »auf Wort« und nahm es nie genau mit der Ausstellung von Schuldscheinen.
    In den letzten Jahren seines Lebens schritt er zur Gründung eines Familienfideikommisses, auf dessen nähere Festsetzungen ich an anderer Stelle zurückkomme.
    Den 17. Februar 1867 starb er. 41 Aus dem Templinschen und Ruppinschen und nicht zum wenigsten aus der Hauptstadt selbst, waren am Begräbnistage viele Hunderte zur Erweisung der letzten Ehre herbeigekommen, an ihrer Spitze die Kriegervereine von Zehdenick und Oranienburg, und hatten, vom Schloß bis zur Kirche hin, Spalier gebildet. An der Spitze des Zuges schritten sieben Geistliche, von denen der Zehdenicksche die Trauerrede hielt. Er gedachte des Verstorbenen als eines treuen Patrioten, eines Vaters seiner Untergebenen, eines immer bereiten Helfers der Armen, Witwen und Waisen. Und dabei hob er unter großer Bewegung aller derer, die die Gruft umstanden, hervor, daß er, als er dem nun in Gott Ruhenden in seiner letzten Lebensstunde noch eine Witwe zur Unterstützung empfohlen habe, nicht nur der altgewohnten Herzensgüte, sondern auch noch dem schönen und christlichen Worte begegnet sei: »Machen wir's gleich, Pastor; ich habe nicht viel Zeit mehr zu verlieren.« Und so sei sein letztes irdisches Tun jenes Wohltun gewesen, das überhaupt sein Leben ausgemacht habe.
    So der Geistliche.
    Danach aber trugen sie den zinnernen Sarg, dem man oben nach Sitte des vorigen Jahrhunderts, eine Glasplatte gegeben, in die Gruft, und setzten ihn an die Seite seiner ihm im Tode voraufgegangenen Gattin.
    Und damit war der letzte Sproß des alten Cleveschen Geschlechts der Hertefelds zu seinen Vätern versammelt!
     
5. Kapitel
     
Liebenberg unter den Eulenburgs von 1867 bis jetzt
    Am 27. Februar 1867 war Karl von Hertefeld gestorben und in Gemäßheit einer vorher festgesetzten Erb-oder Sukzessionsordnung folgten im Besitze von Liebenberg die Eulenburgs. In dieser Sukzessionsordnung aber hieß es: »Das von mir unterm 3. November 1866 gestiftete Fideicommiß fällt zunächst an meine Großnichte Alexandrine Freiin von Rothkirch, seit 1848 vermählt mit dem Grafen Philipp zu Eulenburg, zur Zeit (1866) Major im 3.Ulanen-Regiment zu Potsdam. Danach aber an den ältesten Sohn dieser Ehe, den Grafen Philipp zu Eulenburg den jüngeren, geboren 1847, zur Zeit Lieutnant im Regiment Garde du Corps. Da mein Geschlecht und Name mit meinem Ableben erlischt, so stelle ich anheim, ob die Besitzer dieses von mir gestifteten Fideicommisses ihrem eigenen Namen den Namen Hertefeld beifügen wollen oder nicht.«
     
    Friedrich Leopold von Hertefeld
     
    Alexandrine von H., Karl v H., geb. 1794
    geb. 1774; (Letzter Hertefeld)
    verm. m.
    Graf Dankelmann 1792.
     
    Luise, Komtesse Dankelmann, geb. 1801;
    verm. m. Baron

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