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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Kürassierregiment, die späteren Wrangel-Kürassiere. Das Avancement ging nicht rasch und erst 1851, nach beinahe dreizehnjährigem Dienst, ward er Premierleutnant und Adjutant der 1. Kavalleriebrigade. Vier Jahre später (1855) erbat ihn sich General von Wrangel ebenfalls als Adjutanten, welchen General er nun auf allen Inspizierungen in der Mark, sowie bei den großen Kavalleriemanövern begleitete. 1860 schied er aus dieser Stellung und wurde bald danach Rittmeister und Eskadronchef im 3. Gardeulanenregiment. 1864, bei Beginn des Krieges gegen Dänemark, berief ihn Wrangel ins Hauptquartier, in welchem er nunmehr als Adjutant der Kavallerie fungierte. Wie bei den voraufgehenden Gefechten, so war Graf Eulenburg auch mit vor Düppel, und hatte (worin er einem speziellen Befehle des Generalfeldmarschalls Folge leistete) den Sturm auf Schanze IV in der westfälischen Sturmkolonne des Obersten von Buddenbrock mitzumachen. Im folgenden Jahre zum Major aufgerückt, nahm er 1866 an dem Kriege gegen Österreich teil, war mit bei Königgrätz, und schied bald danach als Oberstleutnant aus dem Dienst, um die Bewirtschaftung der ihm, wie mehrfach erwähnt, inzwischen als Frauenerbe zugefallenen Güter zu übernehmen. 1869 zum Rechtsritter des Johanniterordens ernannt, ging er 1870, im Dienste dieses Ordens, bis vor Paris. 1872 Stiftshauptmann von Zehdenick. Schon unmittelbar nach der Düppeler Affäre mit dem Roten Adlerorden mit Schwertern dekoriert, empfing er 1875 den Hohenzollerschen Hausorden und 1876 die Kammerherrnwürde. Er ist, wie schon hervorgehoben, der Begründer einer neuen Linie seines Hauses: der Grafen zu Eulenburg in der Mark.
    Im wesentlichen sind diese kurzen Angaben einem vom Geheimen Archivrat von Mülverstedt herausgegebenen Urkunden- und Geschichtsbuche des Hauses Eulenburg entnommen. Ich versuche diesen Angaben einiges Weitere hinzuzufügen, insonderheit aus den Wrangeltagen des Grafen.
    Es läßt sich unschwer erkennen, daß Graf Philipp Eulenburg in besonderer Gunst bei Wrangel stand. Aber so gewiß dies einerseits etwas Erfreuliches war, so war es doch andererseits ein gefährlicher und nicht immer beneidenswerter Vorzug. Es scheint nämlich in der Tat, daß der alte Feldmarschall sich vorgesetzt hatte, sein soldatisches Leben auch soldatisch zu beschließen und daß er während der ganzen dänischen Kampagne mit einer Art von Freudigkeit auf eine dänische Kugel wartete. Nichts war ihm daher anheimelnder, als mit seinen Adjutanten und Ordonnanzoffizieren im Schußbereiche des Feindes, am liebsten aber um Schanzen und Festungswerke herumzureiten und auf die Frage nach dem »Warum« entweder elegisch oder sarkastisch zu replizieren. Im elegischen Falle hieß es: »der alte Mann wird tot geschossen«, im sarkastischen: »ei, mein Sohn, wenn du lieber nach Hause reitest, so reite nach Hause«. Doch verlautet nicht, daß er über solche Zwischenfälle jemals ernstlich böse geworden wäre. Sein bon sens war zu groß, als daß er nicht das Berechtigte solcher Vorstellungen erkannt haben sollte.
    Noch in demselben Jahre 1864, oder vielleicht auch früher schon, unternahm Wrangel in Begleitung Graf Eulenburgs eine Reise nach Schweden, um die dortige Vetterschaft zu begrüßen und den großen Erinnerungen aus der Zeit des schwedischen Feldmarschalls nachzugehen. Einer seiner ersten Besuche galt denn auch dem ehemaligen Wrangelschlosse Skokloster am Mälarsee. Die zeitige Besitzerin, eine alte Gräfin Brahe, machte die Honneurs des Hauses und übernahm selbst die Führung ihres berühmten Gastes. Überall, in allen Bilder- und Waffenkammern, waren die Schätze gesammelt und aufgetürmt, die der Wrangel »vom blauen Regimente Südermannland« seiner Zeit in Deutschland hatte mitgehen heißen, und immer wenn die alte Brahe sagte: »Sehen, Herr Graf, ein wie schönes Tableau« replizierte der alte Wrangel: »Wissen, Frau Gräfin, alles gestohlen«. Aber die Gräfin war eine Dame von Welt, und hörte nichts und lächelte nur, und so kam es, daß man sich nicht bloß in aller Freundschaft trennte, sondern sich auch Geschenke zusagte, wobei seitens des alten Wrangel sein Wrangelküraß in Aussicht gestellt wurde. Und in der Tat, als er kaum wieder in seinem Hotel zurück war, wandte er sich an Eulenburg und sagte: »Schick' ihr meinen Küraß.« »Exzellenz, Ihren Küraß haben wir gar nicht mitgenommen.« »Dann schick' ihr deinen.« Und so kam der Eulenburgküraß als Wrangelküraß ins alte Wrangelschloß.

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