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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Schere«. Der alte Hertefeld nämlich entbehrte wie die Zeit, deren Kind er war, alles eigentlich historischen Sinnes und nahm bei dem im Anfange der dreißiger Jahre stattfindenden Umbau die hohen, lebensgroßen und in braune Ledertapeten eingelassenen Ahnenbilder, männliche wie weibliche, nicht bloß aus eben diesen Tapeten heraus, sondern schnitt sie sich auch, nach dem jeweiligen Bedürfnis einer neuen Zimmereinrichtung, zurecht. Er kannte dabei kein anderes Gesetz als das der Symmetrie, der zuliebe die stattlichen Vollbilder in Brustbild oder Kniestück umgewandelt wurden.
     

Bücher
     
    Die jetzt in der »großen Halle« befindliche Bibliothek umfaßt, wie schon hervorgehoben, bis gegen 12000 Bände. Während der Plünderungstage von 1806 ging nachweislich einiges verloren; im ganzen jedoch war der Bücherschaden nicht groß, da sich die Raublust des Feindes auf praktisch verwendbarere Dinge richtete.
    Den Anfang einer Bibliothek machte der Oberjägermeister um 1720, von welcher Zeit an sie rasch und beständig wuchs, da sämtlichen Hertefelds, insonderheit denen des vorigen Jahrhunderts ein literarischer Zug innewohnte. Jeder sammelte natürlich seiner speziellen Neigung entsprechend, wodurch es kam, daß Friedrich Leopold von Hertefeld die Bibliothek auf dem Gebiete der Geschichte, Karl von Hertefeld auf dem der Nationalökonomie bereicherte. Das Wertvollste wurde aus der Hinterlassenschaft der Stiftsdame Henriette von Hertefeld (Schwester Friedrich Leopolds) übernommen. Ich erwähnte dessen schon. Am reichsten in der Bibliothek überhaupt sind Memoiren und Chroniken vertreten, auch illustrierte Bücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert. So finden sich beispielsweise: Dantes göttliche Komödie vom Jahre 1564, Ausgabe von Sansovius in Folio; Biblische Darstellungen, namentlich aus Buch Hiob, von Johannes Frellonius, illustriert von Holbein, Lyon 1547; die Psalmen von Ambrosius Lobwasser, in Musik von Claudin le jeune, Amsterdam bei Elzevir 1646.
    Auch eine Kupferstichsammlung ist vorhanden, mit zahlreichen Blättern von Albrecht Dürer, Holbein, Lukas von Leyden, Salvator Rosa, Rembrandt und anderen mehr.
     
Waffen und Kuriosa
    1. Türkische Flinte mit eingelegten roten Korallen. Geschenk des türkischen Gesandten an den Oberjägermeister Samuel von Hertefeld.
    2. Spanische Büchse, die der ältere Graf Sandels (später schwedischer Feldmarschall und Vizekönig von Norwegen) in den Kämpfen gegen Rußland führte. Geschenk des jetzigen Grafen Sandels an seinen Schwiegersohn, Graf Philipp Eulenburg den Jüngeren.
    3. Ein paar Pistolen, die Wrangel von 1848 bis 1864 führte. Geschenk an Grafen Philipp Eulenburg den Vater.
    4. Ein Revolver, Geschenk Wrangels an Graf Philipp Eulenburg den Sohn. Dazu folgende Worte: »Herr, segne Du die Waffe, segne, die sie hebt, die Hand. Graf Wrangel, Feldmarschall. Berlin, Juli 1866.«
    5. Fayence-Nachbildung eines großen in Pompeji ausgegrabenen Mosaikfußbodens: »Die Alexanderschlacht«. 1830 in Neapel gekauft und zu Schiff (über Stettin) nach Liebenberg geschafft.
    6. Elfenbeinstock Dom Pedros I., Kaisers von Brasilien. Sehr wertvoll. Alles ein Stück, von Höhe und Dicke eines starken Bambus. – Dieser Stock stammt aus der Hinterlassenschaft der Königinmutter von Schweden und wurde (niemand weiß wie dort hingeraten) auf einer öffentlichen Auktion erstanden.
    7. Große japanische Bronzevasen. Sehr schön. Geschenk des Ministers Graf Friedrich Eulenburg an seinen Bruder, den Grafen Philipp.
    8. Großer japanischer Kasten, reich ornamentiert, und auf dem Deckel oben das Eulenburgische Wappen in Goldbronze. – Dieses Wappen wurde nach einer Zeichnung des Ministers, damaligen Gesandten Grafen Eulenberg, gleich in Yokohama von einem japanischen Arbeiter ausgeführt.
    Und an dieser Stelle mag denn auch hervorgehoben werden, daß japanische Reminiszenzen überall in Liebenberg nachklingen. Aus der Fülle dessen, was Graf Friedrich Eulenburg von seiner ostasiatischen Gesandtschaftsreise mit heimbrachte, kam vieles dem Schlosse seines Bruders zugute, besonders Bilder, mit denen die Fremdenzimmer, oder doch einige derselben, in friesartiger Manier umkleidet wurden. In diesen Zimmern läßt sich vom Schaukelstuhl oder morgens vom Bett aus in die Geheimnisse japanischer Kunst eindringen, und ich muß bekennen, manche berühmte Galerie berühmter Städte mit weniger Nutzen überflogen zu haben. All diese Dinge stehen, ihrem Preis und ihrer Prätention nach, nur etwa auf

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