Wanderungen durch die Mark Brandenburg
denen eine hier ihre Stelle finden mag: »Aus freyem Antrieb ging für's Vaterland Carl Freiherr von Hertefeld; kehrte in das väterliche Haus zurück den 2. August 1814. Joachim Schulz.« So schlicht und unbedeutend das klingt, so hat es doch seine Bedeutung, und erzählt uns, im Zusammenhange mit der oben zitierten Steininschrift im Park, von jener Patriarchalität und Humanität, die hier allezeit ihre Stelle hatten. Es gab da nichts von Hochfahrenheit und strengem Regiment, alles war Milde, Wohltun und Freundlichkeit, und durch mehr als zwei Generationen hin wurd' ein schönes Beispiel gegeben, wieviel, wenn sie nur echt ist (und nicht zu kirchlich auftritt), die Liebe zu den Untergebenen vermag.
An eigentlichen Wertgegenständen birgt die Kirche nichts, doch ist einiges da, was ein Interesse wecken mag. Auf dem Abendmahlskelche finden sich folgende Worte: »Zur Feier des am 30. Mai 1814 zu Paris abgeschlossenen glorreichen Friedens und zum Ersatz des am 27. Oktober 1806 von den französischen Truppen geraubten Kirchengeräths.« Ebenso mag noch erwähnt werden, daß sowohl Kruzifix wie Kommunionsleuchter aus Olivenholz angefertigt wurden, das der jüngere Graf Philipp von einer Reise nach Jerusalem und Palästina mit heim brachte. Der Fußboden der Kirche besteht aus italienischen Fliesen, die, gleichzeitig mit dem vorerwähnten großen Mosaikbilde, nach Liebenberg kamen.
Über all dies hinaus aber und als etwas relativ Wichtiges muß das Kirchenbuch gelten, das seit 1663 existiert und über viele Punkte der Hertefeldschen Familie die dankenswertesten Aufschlüsse gibt. Ebenso verzeichnet es eine zu Liebenberg vollzogene zelebre Taufe: »Den 13. Mai 1689 ist Habba Schachasaga, eine geborene Türkin, nachdem dieselbe in unserer christlichen Religion unterwiesen und ihr Glaubensbekenntnis öffentlich abgeleget, getaufet worden und hat den Namen Maria Louisa bekommen. Gott regiere sie ferner durch seinen heiligen Geist und erhalte sie bei der erkannten und angenommenen Wahrheit bis an ihr seliges Ende. Die Paten waren: Herr Major von Bornstädt, Herr Samuel von Hertefeld, Herr Wilhelm von der Gröben, Frau Oberst von der Gröben, Frau Hauptmann von der Gröben.«
Von anderen Eintragungen in das Kirchenbuch geb' ich nur noch folgende zwei: »Den 17. Februar 1719 hat der reformirte Prediger Adolph Christoph Stoschius (der jüngere) in der Zehdenickschen Stadtkirche einem lutherischen Obristlieutnant von Jeetze die Parentation gehalten, weil es im Letzten von ihm begehrt worden.« Und: »Am 9. März 1801 starb in Liebenberg der K. preußische Oberst, Herr von Cocceji, am Schlagfluß und wurde, seiner bei seinen Lebzeiten gegebenen Verordnung gemäß, in einem für seine Leiche in dem Kapphölzchen besonders hergerichteten Gewölbe den 14. desselben Monats beigesetzt.«
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Und hiermit haben wir unseren Rundgang durch Schloß und Park und Kirche geendet und nehmen Abschied von Liebenberg, aber nicht ohne vorher eine Parallele zwischen dem Leben von sonst und dem Leben von heute gezogen zu haben.
Es ist nicht loyaler geworden, dies Leben, die Hertefelds waren loyal, aber preußischer wurd' es, und an die Stelle des dem vorigen Jahrhundert entstammenden Aufklärungs-Evangeliums, mit seinem Hange zu Weltbürgertum und Philosophie, traten wieder Konfession und Nationalität, die Scheidungen und Gliederungen einer weiter zurückliegenden Zeit. Ein Begrenztes anstelle des Unbegrenzten.
Und wenn die Betrachtung des Lebens wechselte, die Temperatur des Lebens wechselte nicht. Es erkühlte sich nichts in den Herzen, und jene Hilfsbereitschaft und schöne Gastlichkeit, die hier alle Zeit heimisch und das alte Vorrecht der Hertefelds war, sie lebt fort bis diese Stunde. Die »japanische Zimmerreihe« wird nicht leer und nicht müde wird der Eifer, alles, was zu Besuch und Sommerfrische kommt, in die wechselvoll-entzückende Landschaft oder auf die Höhen- und Aussichtspunkte hinaufzuführen.
Unter diesen am liebsten auf die Burgbergstelle, die, zugleich voll historischem und landschaftlichem Reiz, auf Wald und Wiesen und die von Mummeln überblühte »große Lanke« niederblickt.
Hierher geht es in Sommerzeit, um in einem Borkenhäuschen den Tee zu nehmen und sich unter neckischem Spiel, als wär' es im »Sommernachtstraum«, über Wald und See hin zu verteilen, zu haschen und zu suchen. An dem Schilfgürtel entlang schiebt sich das Boot, unter den Uferbäumen ist es wie Flüstern und leises Lachen, und nun geht
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