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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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kommandierten Schiffer waren eben damit beschäftigt, die Boote ins Wasser zu bringen. Eine mühevolle und nicht ganz geräuschlose Arbeit. Dennoch blieb am jenseitigen Ufer, welches man auf achthundert Schritt im Dämmer erkennen konnte, alles in geheimnisvoller Stille. Nun, macht euch fertig. Zwei Uhr. Es kam der Befehl zum Einsteigen. Die Leute mußten, da viele unserer Boote nicht hart ans Ufer heranzubringen waren, bis an den Leib ins Wasser. Ein angenehmes Morgenbad. Die Patronen wurden im Brotbeutel um den Hals gebunden. Ungeachtet aller dieser Hindernisse ging das Einsteigen rasch vonstatten. Unserer 6. Kompanie war für diesen Tag ein kurhessischer Offizier, der Oberleutnant von Loßberg, Neffe des General von Canstein, zur Dienstleistung zugeteilt.
    Drei Minuten nach zwei Uhr schwammen wir auf dem Alsensund. Die 5. Kompanie und ein Teil der 6. hatten die Tete. Unser Boot war unter den vordersten. Wenn wir nach links hin blickten, sah es im Morgendämmer aus, als schwämmen Züge wilder Enten über den Sund. Alles still. Peinlichste Erwartung. Die Ruderer griffen rascher ein. Da mit einemmal brach ein Donnerwetter über unseren Köpfen los. Granaten-, Kartätsch- und Gewehrfeuer begrüßte uns vom anderen Ufer, Fanale brannten auf, und das 1. Bataillon des 60. Regiments, das aufgelöst an der Lisiere des Satruper Holzes stand und von dem Augenblick an, wo wir entdeckt sein würden, durch Schnellfeuer unseren Übergang decken sollte, knatterte jetzt ebenfalls über den Sund hin. Man war von hinten kaum sicherer als von vorn. Trotz aller Gefahr das großartigste Feuerwerk, das ich mein Lebtag gesehen habe. »Hurra, vorwärts, vorwärts!« Es war zauberhaft. Die Kartätschen plätscherten um einen herum, daß das Wasser hoch aufspritzte. Eine Granate schlug einen Kahn unserer Kompanie in Stücke, eine ganze Wand war weggerissen und im Moment gingen Boot und Mannschaften in die Tiefe. Alles schrie auf und die nächsten Boote wollten retten. Aber »vorwärts!« donnerte eine Kommandostimme dazwischen. Es stand Größeres auf dem Spiel. Drei ertranken. Andere tüchtige Kerls schwammen glücklich dem Ufer zu. Hut ab vor diesen braven Musketieren.
    Die 5. Kompanie war die erste am Ufer. Mit Hurra ging es die steile Uferwand hinauf, auf die Schützengräben zu. Was sich wehrte, wurde niedergemacht, andere gefangengenommen. Noch andere wichen auf die Fohlenkoppel und wir hinterdrein. Es war das reine Kesseltreiben. Endlich an der Lisiere hielten wir, um Atem zu schöpfen. Aber fast im selben Moment kam General Roeder zu uns heran und rief uns, rückwärts deutend, zu, erst die Strandbatterie zu nehmen, an der wir in unserem Verfolgungseifer vorbeigestürmt waren, ohne ihrer zu achten. Nun also kehrt! Wahrhaftig, da krachte es von derselben Uferstelle aus, an der wir gelandet waren, oder doch keine zweihundert Schritt von ihr entfernt, immer noch über den Alsensund hin, als ob wir noch samt und sonders auf dem Wasser schwämmen. Aber es waren die letzten Schüsse. Nach zehn Minuten war die Schanze genommen und drei schwere Geschütze samt einer Anzahl Espingolen, dazu 2 Offiziere und 50 Mann fielen in unsere Hände. Die Gefangenen wurden dem Ufer zugetrieben und dort von den rückkehrenden Booten aufgenommen. Wir schwenkten dann wieder rechts, bis wir unter fortwährendem leichtem Gefecht die Südlisiere der Fohlenkoppel erreichten.
    Dies war am 29. Juni. Drei Wochen später war der Krieg beendet.
     
    Das 24. Regiment im Kriege gegen Österreich
     
    1866
     
    Genau zwei Jahre nach der Eroberung von Alsen, am 29. Juni 1866, hatten brandenburgische Regimenter einen neuen Ruhmestag: die 5. Division unter General von Tümpling stürmte die Bradahöhe bei Gitschin. Die 6. Division, der unser 24. Regiment angehörte, kam nicht zur Aktion.
    Auch am 3. Juli, bei Königgrätz, stand die 6. Division unter General von Manstein in Reserve. Sie hielt in der Nähe des Königs, auf dem Höhenzuge diesseits der Bistritz, die Lipahöhe vor sich. Zwischen den Höhen hüben und drüben: Sadowa und der Holawald.
    Um Mittag, als unsere Lage immer kritischer und das Festhalten des Sadowawäldchens immer fraglicher geworden war, gab sich ein Verlangen kund, mit der noch völlig intakten 6. Division von Manstein über das Wäldchen hinaus gegen die Lipahöhe anzustürmen. Aber mit Recht wurde diesem Verlangen gewehrt, und das um zwei Uhr stattfindende Eintreffen der kronprinzlichen Armee bei Chlum und Rosberitz entschied die Schlacht. Es

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