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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Striche mit Tinte dazwischen gezogen. Das Bildnis befindet sich jetzt im Besitz Fräulein Rosa Wagners in Ruppin, einer Nichte Schinkels. Es ist zugleich eine Erinnerung an die Kränzliner Pfarre.
    Bis Anfang der zwanziger Jahre pflegte Schinkel das ihm teure Dorf alljährlich während der Sommermonate zu besuchen.
     
    Die Kirche, ein alter gotischer Bau mit hoher Schindelspitze, hat in den letzten Jahren eine Renovation erfahren, die von den früheren Monumenten das meiste entfernte 83 , dagegen in die Lage kam, neue Gedenktafeln einfügen zu müssen.
    Beide Tafeln befinden sich in der Mitte der Kirche. Die eine, bronzen und in gotischen Formen ausgeführt, trägt folgende Inschrift: »Mit Gott für König und Vaterland. Ernst Hermann Scherz, geb. den 8. September 1848 zu Kränzlin, Einjährig-Freiwilliger im Brandenburgischen Husaren-Regiment Nr. 3 (Zieten-Husaren) fiel am 26. December 1870 bei Olivet südlich Orleans.«
    Die Inschrift der schwarzen Marmortafel gegenüber lautet wie folgt: »Für König und Vaterland starb im Kriege gegen Frankreich am 26. August 1870 zu Vionville, in Folge seiner in der Schlacht bei Mars-la- erhaltenen Verwundung, Rudolph Hartmann, Einjährig-Freiwilliger im 4. Brandenburgischen Infanterie-Regiment Nr. 24, im Alter von 21 Jahren.«
    Die lapidare Kürze der Inschriften verrät nichts von dem Weh, das die Todesfälle dieser beiden Jünglinge schufen. Beide zu Kränzlin geboren, beide gleichen Alters, beide Einjährig-Freiwillige, standen sie im selben Armeekorps gegen denselben Feind. Mit ihnen waren dreiunddreißig andere Kränzliner in den Krieg gezogen und alle kehrten zurück, wenn auch verwundet; die einzigen zwei, die die Heimat nicht wiedersahen, waren die Söhne der Gutsherrschaft und des Gutsadministrators. Die Zietensche Hälfte von Kränzlin wird administriert.
    Von dem einen sei hier erzählt.
    Ernst Hermann Scherz stand in den Weihnachtstagen 1870 mit den Zietenhusaren in Olivet. Am 25 Dezember war seitens einer Franktireurabteilung, die sich in dem zwischen Oliver und Chaumont gelegenen Walde festgesetzt hatte, auf eine Patrouille geschossen worden. Daraufhin erfolgte der Befehl, den Maire von Chaumont zu verhaften. Ein Unteroffizier und vier Husaren, die sich sämtlich als Freiwillige gemeldet hatten, wurden mit Ausführung dieses Befehls beauftragt.
    Am 26. um zwei Uhr morgens brach dies Kommando auf. Zu früher Stunde war man in Chaumont, verhaftete den Maire und trat den Rückweg mit ihm an. Der Gefangene hatte in einem requirierten Wagen Platz gefunden; links neben ihm (zu Pferde) der Unteroffizier, zwei Husaren vorauf, die beiden andern schlossen. Als der Zug das Wäldchen erreicht hatte, aus dem am Tage zuvor auf die Patrouille geschossen worden war, nahm Hermann Scherz, der die Tete hatte, eine an der Lisiere hin aufgestellte, kaum noch nach Deckung suchende Franktireurabteilung wahr und rief dem Unteroffizier zu: »Wir werden gleich unter Feuer kommen!« Dies waren seine letzten Worte. Schüsse fielen und H. Scherz stürzte leblos aus dem Sattel; ebenso wurde das Pferd seines Nebenmannes tötlich getroffen, der, rasch erkennend, daß in dieser Lage nichts mehr zu helfen sei, sich in den Sattel des stehengebliebenen Scherzschen Pferdes warf und in Gemeinschaft mit dem Rest des kleinen Kommandos auf Olivet zusprengte.
    Hier wurde sofort Meldung gemacht. Der Rittmeister ließ 100 Husaren aufsitzen, requirierte 26 Jäger vom 3. Jägerbataillon, und fort ging es, wieder dem Wäldchen zu. Als man den Punkt erreichte, wo der Überfall stattgefunden hatte, lag die Leiche des Gefallenen, ausgeplündert und entkleidet, auf der Chaussee. Die wütenden Kameraden wandten sich von der Leiche fort, umstellten das Gehölz und gingen wie zu einem Kesseltreiben vor. Der ganze Franktireurhaufen steckte noch darin, einzelne fielen, bis man zuletzt ein Dutzend auf engstem Raume zusammengetrieben hatte. Widerstand wie Flucht waren gleich unmöglich und so streckten sie die Waffen und ergaben sich unsern Jägern und Husaren. Unter den Gefangenen war auch der Anführer. Man fand H. Scherz' Wertsachen in seinem Besitze, riß ihn an die Stelle, wo die durch ihn geplünderte Leiche lag, und erschoß ihn neben derselben. Ob die anderen Gefangenen den Tag überlebten, habe ich nicht in Erfahrung gebracht.
    Der Heimtransport im Kampfe Gefallener war damals aufs äußerste erschwert, in diesem Falle jedoch ermöglichten es die Verhältnisse. In einen doppelten Sarg eingeschlossen, wie der

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