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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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schützt, Helenen Charlotten von Friedland, geborenen von Lestwitz. Geb. zu Breslau am 18. November 1754, gestorben zu Cunersdorf den 23. Februar 1803«. Denkmal: Ein Säulenabschnitt, an dem sich das Reliefbild der Heimgegangenen befindet, trägt eine Marmorurne. Diese Urne zeigt am oberen Rande, auch reliefartig, die Attribute der Landwirtschaft: Pflug, Egge, Sense, Sichel, Harke. Darunter ein Genius, mit dem Schmetterling in der Hand; im Hintergrunde zwei weibliche Figuren, von denen die eine einen Blütenzweig, vielleicht eine Lotosblume, oder doch eine Blume von ähnlicher allegorischer Bedeutung, in der Hand hält, während die andere sich, durch eine Schere in ihrer Rechten, als eine der Parzen kennzeichnet. Dies Denkmal, von Enrigo Keller in Rom herrührend, gilt für ein ausgezeichnetes Kunstwerk. Die Basreliefs an der Urne sind nach antiken Vorbildern ausgeführt. 28 Ich bekenne indes, daß ich die hohe Schönheit speziell dieses antiken Reliefbildes (der Genius mit dem Schmetterlinge gleicht einem Amor, den eine Biene gestochen hat) nicht habe empfinden können. Der unten in der Anmerkung abgedruckte Brief Wilhelm von Humboldts widerlegt mich, – ohne mich zu überzeugen.
    4. »Peter Alexander Graf von Itzenplitz. Zu Groß-Bähnitz geboren den 24. August 1769, gestorben den 18. September 1834. Sein Herz, reich an umfassender Liebe, sein Geist voll Durst nach Wissen, wirkte mit lebendiger Einsicht und beharrlicher Kraft, was in dauernder Frucht uns trostvoll umgiebt.« Denkmal: Ein zugeschrägter griechischer Altar trägt zuoberst das Reliefporträt des Grafen. Darunter ein anderes Reliefbild, das alte und das neue Oderbruch, d.h. den Zustand wie es war und den Zustand wie es ist, allegorisch darstellend. Wasser entströmt der Urne der Najade, und Eiche, Storch und Reiher, die im Sumpf ihre Heimat haben, bezeichnen das alte Oderbruch. Aber das ababgewandt entströmende Wasser legt den Vordergrund trocken und ein pflügendes Stiergespann, Apfelbaum und Garbe, versinnbildlichen das Oderbruch, wie es jetzt ist. – Von Rauch herrührend.
    5. »Henriette Charlotte Gräfin von Itzenplitz, geborene von Borcke, genannt von Friedland, geboren zu Potsdam 18. Juli 1772, vermählt zu Cunersdorf 23. September 1792, gestorben zu Berlin 13. April 1848.« Denkmal: Eine zugeschrägte Marmortafel trägt die entsprechenden Reliefs. Gräfin Itzenplitz sitzt, mit dem Ausdruck heiterer Ruhe, auf einer Bank. Neben ihr ein Fruchtkorb, auf dem die Linke ruht; in der Rechten hält sie ein aufgeschlagenes Pflanzenbuch, zum Hinweis auf ihre Vorliebe für Garten- und Pflanzenkunde. – Ebenfalls von Rauch.
    6. »Gräfin von Itzenplitz, geb. Gräfin von Bernstorff.« Denkmal: Der Engel des Todes entführt die Mutter ihren Kindern; aber noch im Scheiden sucht sie schützend ihren Schleier um alle die zu breiten, die sie zurückläßt. – Eine vortreffliche Arbeit von Friedrich Tieck.
    7. »Gräfin von Itzenplitz, geb. von Sierstorpff.« Denkmal: ein einfaches Marmorkreuz.
    8. »Gräfin von Itzenplitz, geb. von Kroecher.« Denkmal: Die Sterbende preßt das Kreuz an ihre Brust, während ihr der Engel des Todes den Kranz reicht. – Von Hugo Hagen.
    Der Platz der neunten Nische ist noch frei. Graf Heinrich von Itzenplitz, der gegenwärtige Besitzer der Herrschaft, hat ihn für sich reserviert, um hier an der Seite der Seinen zu ruhen. Der Friedhof selbst aber, von dem wir jetzt Abschied nehmen, und von dem wenige wissen, bildet eine Sehenswürdigkeit unserer Mark auch nach der Seite des Künstlerischen hin. Die besten bildnerischen Kräfte, die unser Land hervorgebracht, hier waren sie tätig: Schadow, Rauch, Tieck. Und keiner von ihnen ist an dieser Stelle hinter sich selbst zurückgeblieben.
     
    Die schönste Stunde im Schloß ist die Morgenstunde. Noch ist alles still; draußen leuchtet ein klarer Septemberhimmel, Luft und Sonne strömen durch das offene Fenster ein. Unter dem Fenster hin zieht sich ein Garten, mit Rasenplatz und Blumenrondell. Die Gänge sind frisch geharkt; keine Fußspur unterbricht die glatten Furchen: nur hier und da sieht man ein Gekräusel im Sand, von einem Huhn herrührend, das sich aus dem Hof in den Garten stahl. Die Bosketts sind abgeblüht; die Spätlinge des Jahres, meist rote Verbenen, haben an der Rampenwand ein warmes Plätzchen gesucht; dort trifft sie eben die volle Morgensonne.
    Hinter dem Garten steigt der Park auf und mitten durch den Park hin, in gerader Linie auf das Schloß zu, zieht sich,

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