Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
sie hinunter.«
    Und mit diesen Sagen gemeinschaftlich werden die Geschichten erzählt von dem Quartschener Schäfer und dem Nürnberger Büchsenschmied, und Markgraf Hans ist noch jetzt der »Regente« des Landes, das er streng, aber segensreich regiert.
     
Die Festung Küstrin und ihre Belagerungen
     
    Einer Reihe von Schöpfungen des Markgrafen Hans habe ich in vorstehendem gedacht, über die bedeutendste aber bin ich bis hierher hinweggegangen: über die Befestigung Küstrins.
    Was ihn dazu bestimmte, den offenen Ort in eine Festung zu verwandeln, darüber ist hin und her gestritten worden. Nach den einen geschah es, weil ihn der Schmalkaldische Krieg über den Wert stark befestigter Plätze belehrt habe, nach anderen, weil er es für geboten ansah, »sich gegen das Papsttum zu schützen«. Beide Angaben unterliegen aber gerechten Zweifeln, ja sind mit Hilfe historischer Zahlen zu widerlegen. Als Markgraf Hans, bereits um 1536, mit den Befestigungen begann, stand der Schmalkaldische Krieg noch weit in Sicht, und von einer Furcht »vor dem Papsttum« konnte für ihn, der damals selber noch im »Papsttume« stand, am allerwenigsten die Rede sein. Und so dürfen wir denn die Gründe zur Befestigung des Orts nicht in einer besonderen politischen Veranlassung, sondern einzig und allein in dem allgemeinen Zuge der Zeit suchen, der allerorten dahin ging, an die Stelle mittelalterlicher, durchaus unausreichend gewordener Stadtbefestigungen, wirkliche Festungen treten zu lassen.
    Einen Augenblick scheint der Markgraf geschwankt zu haben, welche seiner Städte zu bevorzugen sei (so kam beispielsweise Königsberg in der Neumark ernstlich in Betracht); aber die Vorteile, die Küstrin bot, konnten auf die Dauer nicht übersehen werden. Gewährte schon der rechtwinklige Zusammenfluß von Oder und Warthe nach zwei Seiten hin einen natürlichen Schutz, so wuchs dieser durch die Beschaffenheit des beiden Flüssen vorgelegenen Terrains. Dieses Terrain war nach Süden und Südosten hin ein anderthalb Meilen breiter, mit Schilf und Gesträuch bewachsener, weder zur Winter- noch Sommerzeit passierbarer Morast, während alles andere Vorland aus Wiesengrund bestand, der bei hohem Wasserstande völlig überschwemmt wurde. Nur zwei Dämme, der lange und der kurze Damm, führten von Westen und Nordosten her durch diese Küstriner Sumpf- und Wasserwildnis, in der nunmehr – etwa nach dem Vorbilde von Mantua – eine »Sumpffestung« anzulegen, der italienische Baumeister Giromella berufen wurde. Dieser, sehr wahrscheinlich durch die Sparsamkeit seines Bauherrn dazu bestimmt, beschränkte sich zunächst auf Herstellung von Erd- und Torfwällen, die, fortifikatorisch gegliedert, die Stadt von vier Seiten hin einzuschließen hatten; als sich aber herausstellte, daß die großen Frühjahrswasser der Oder und Warthe diese Wälle wieder fortspülten, schritt man dazu, dieselben mit Mauersteinen zu bekleiden.
     

     
    Schon 1543 waren die Befestigungen so weit gediehen, daß sie mit Geschützen armiert werden konnten, aber erst 1557 erfolgte jene vorerwähnte Bekleidung. Bis dahin waren, nach Angabe der Chronisten, etwa 160000 Gulden verausgabt worden.
    Die Festung hatte damals (und in ihrem Kernstück auch jetzt noch) die Form eines länglichen, unregelmäßigen Vierecks. Dieses Oblong war mit vier Eckbastionen versehen, zwischen denen sich, und zwar an den zwei Langseiten des Oblongs, zwei weitere Mittelbastionen erhoben. Im ganzen also sechs. Diese sechs Bastionen hatten anfänglich andere Namen als heute. Gegenwärtig heißen sie:
     
    Bastion König,
    Bastion Königin,
    Bastion Kronprinzessin,
    Bastion Philipp, Eckbastionen.
     
    Bastion Kronprinz,
    Bastion Brandenburg, Mittelbastionen.
     
    Auf Bastion »Kronprinz« erhob sich und erhebt sich noch der sogenannte »Hohe Kavalier«, ein besonders fester Punkt, der eine vierfache Verteidigung gestattet. Auf Bastion »Brandenburg« oder in seiner unmittelbaren Nähe vollendete sich die Katte-Tragödie.
    An den Schmalseiten des länglichen Vierecks befanden sich die zwei Festungstore: das Lange-Damm-und das Kurze-Damm-Tor (jetzt Berliner- und Zorndorfer-Tor), die den auf den vorgenannten beiden Dämmen sich bewegenden Verkehr der Landschaft mit der Stadt einzig und allein vermittelten. Auf dem Langen-Damm-Tore stand ein Torhäuschen, in dessen einziger Stube Katte seine letzte Nacht vor der Hinrichtung zubrachte. Auf vorstehender Zeichnung ist das Häuschen mit einem bezeichnet.
    Innerhalb

Weitere Kostenlose Bücher