Wanderungen durch die Mark Brandenburg
sofort niedergehauen; so kam er mit dem Leben davon, weil man Anstand nahm, einen Schwerverwundeten zu töten. Im d'Heureuseschen Hause selbst kommandierte der Blusenmann Sigrist, dem die Ernennung des »Mr. Albert, ouvrier« zum Minister der öffentlichen Arbeiten zu Kopf gestiegen war. Er bewies viel Mut, taugte aber nichts und verschwand bald vom Schauplatz.
34 Derfflingerporträts befinden sich im Potsdamer Stadtschloß, im Feldmarschallssaal des Kadettenhauses und im Besitz Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen. Ein viertes (ebenfalls ein Derfflinger zu Pferde) befand sich in der Spandauer Straße, im »Pötterschen Hause«, Ecke der Parochialstraße. Graf Lippe, dem ich diese Notiz entnehme, spricht die Vermutung aus, daß es aus dem Stadtschlosse des Feldmarschalls Freiherrn von Sparr, der in der genannten Straße ein jetzt zum Hauptpostamt gehöriges Haus besaß, hierher gelangt sein könne. Neben diesen Ölbildern kommen ein im Kupferstichkabinett befindlicher Stich und eine vom kurfürstlichen Medailleur Höhn herrührende, schon S. 182 erwähnte Medaille in Betracht. Sie wird in der Königlichen Medaillensammlung aufbewahrt, und wurde vom Historienmaler Professor Kretschmer für sein bekanntes Ölgemälde »Landung des großen Kurfürsten auf Rügen« benutzt. Der weiße Dragonerrock Derfflingers befindet sich im königlichen Zeughause.
35 So find' ich in dem Derfflinger-Aufsatze Graf Lippes, der seinerseits eine beglaubigte Kopie Pastor Baltzers in Gusow benutzte. Weshalb ich mir auch keine Änderung erlaubt habe. Täuscht mich indessen mein Gedächtnis nicht, so muß es heißen, »zwanzig Schuh in's Licht zu verlängern«. Ein Gebäude hat so und so viel Fuß »im Lichten«, im Gegensatz zu dem Gebäudebrutto, wo die Dicke der Mauer mitgerechnet wird.
36 Wie diese Familie zu den ältesten der Mark gehört, so ist es ihr auch vorbehalten gewesen, durch drei Generationen hin, ihren Namen mit unserer Landesgeschichte zu verweben und zum Ruhme derselben beizusteuern. In hundertfünfzig Jahren gingen mehrere hundert Offiziere aus ihr hervor, darunter acht Generale. Nur wenigen Familien (fünf) war es vergönnt, die Marwitze nach dieser Seite hin zu überflügeln; die Kleist weisen vierzehn auf, die Schwerin elf, die von der Goltz zehn, die Bork und die Bredow neun.
37 Nach dem Kriege wurde Quintus Icilius (eigentlich Guichard, aus einer Refugiésfamilie) oft zur königlichen Tafel gezogen. Der König fragte einst über Tisch hin: »Was hat Er denn eigentlich mitgenommen, als Er das Schloß des Grafen Brühl plünderte?« worauf Quintus Icilius replizierte: »Das müssen Ew. Majestät am besten wissen, wir haben ja geteilt.«
38 Noch auf dem Stettinschen Landtage im Jahre 1602 hatte die Ritterschaft feierlich geschworen, denjenigen, der sich künftig weigern werde, richtige Schulden prompt zu bezahlen, für einen Unmann, Schelm und Bösewicht zu halten und mit ihm weder essen noch trinken zu wollen. Versündigung am Vaterland, Höhnung des Gottesdienstes, grobe Insolenz, mutwilliger Bankrott sollte der ritterschaftlichen Vorrechte verlustig machen und den Gutsbesitz auf den würdigeren Agnaten bringen. In solchem wahrhaft ritterlichem Sinne hatten der pommersche und brandenburgische Adel ihre Kinder meist in spartanischer Genügsamkeit für den Dienst des Königs erzogen, und die Schlachtfelder, auf denen Preußen seine Ebenbürtigkeit mit den großen Mächten errungen, hatten dem Stande den ersten Rang nach dem regierenden Hause gegeben. (Pertz, Leben Steins.) Und Marwitz selbst schreibt über denselben Gegenstand: »In der Tat hat es niemals eine Institution gegeben, in welcher das Rittertum ähnlicher wieder aufgelebt wäre, als in dem Offizierstande Friedrichs des Zweiten. Dieselbe Entsagung jedes persönlichen Vorteils, jedes Gewinnstes, jeder Bequemlichkeit, – ja, jeder Begehrlichkeit, wenn ihm nur die Ehre blieb; dagegen jede Aufopferung für diese, für seinen König, für sein Vaterland, für seine Kameraden, für die Ehre der preußischen Waffen. Im Herzen Pflichtgefühl und Treue, für den eigenen Leib keine Sorge.«
39 Marwitz, in seiner Bitterkeit, erklärt dies daraus, daß der Justizminister Kircheisen eine »Kreatur Hardenbergs« gewesen sei. Die eigentliche Erklärung – wie überhaupt die Erklärung alles dessen, was an Rechtsverunglimpfungen vorausgegangen war – liegt wohl darin, daß in der allgemeinen Anschauung des Volkes, an der eben jeder mehr oder weniger
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