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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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mehr aber verlange nicht von mir!« Lord Marshall dachte viel zu edel, um der Unterwürfigkeit seiner Sklavin zu verdanken, was die Liebe des Mädchens ihm versagte, und selbst die giftigste Zunge unter den Tischgenossen Friedrichs hat es nicht gewagt, das Verhältnis zwischen beiden zu verdächtigen. Der König, welcher nicht liebte, Frauenzimmern in Sanssouci zu begegnen, sah sie nur bei seinen Besuchen in Lord Marshalls Hause, wo sie in den ersten Jahren die liebenswürdigste Wirtin zu machen wußte. Emmetah war wohl vorzüglich die Veranlassung, daß Lord Marshall sich von jungen Offizieren der Potsdamer Garnison gesucht und umgeben sah, die er dann für die spanische und englische Literatur, namentlich für den damals in Deutschland noch wenig bekannten Shakespeare zu interessieren suchte.
     
    57 Ähnliche Eifersüchteleien und ein entsprechender Grad von Verbitterung herrschten damals überhaupt in der brandenburgischen Armee, und Schöning, was neben manchem andern ihn entschuldigen mag, war all die Zeit über gereizt worden. Vielfach wurden ihm die Honneurs versagt, besonders seitdem Feldmarschall Schomberg bei der Armee war. Graf Dohna z.B., der – ein Anhänger Schombergs und ein Gegner Schönings – als Oberstleutnant bei den Grands Mousquetaires stand, rief den Offizieren zu, als Schöning ihre Reihen passierte: »Meine Herren, daß Sie nicht grüßen! Ich verbiete es Ihnen.«
     
    58 Zum Teil freilich waren die schiefen Stellungen, in die er beständig geriet, unverschuldet. General von Promnitz wollte sich mit ihm schießen, weil Schönin statt seiner das Kommando zur Verfolgung Horns erhalten hatte, und General Beauvais d'Espagne nahm 1687 den Abschied, weil er es nicht ertragen konnte, daß man dem General Schöning, der nach dem ungarischen Feldzug ein Liebling des Großen Kurfürsten geworden war, den Vorzug einräumte.
     
    59 Dies Denkmal, das vom Warthebruch und zugleich auch von dem hohen Eisenbahndamm aus gesehen werden kann, der dicht bei Tamsel das Bruch durchschneidet, gereicht dem Parke jederzeit zu einer besonderen Zierde; seinen schönsten Moment aber hatte dasselbe wohl, als in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1861 König Wilhelm I., von seiner Krönung in Königsberg zurückkehrend, im Eilzuge an Tamsel und seinem Park vorüberfuhr. Signale, vom Eisenbahndamm aus, wurden gegeben und in demselben Augenblicke, in dem der Zug an der Parklichtung vorüberglitt, strahlte das Viktoriabild des Obelisken in rotem Feuer. Dahinter stieg das Schloß in scharf gezeichnetem Umriß auf. Aber einen Moment nur. Dann sank alles wieder in Nacht.
     
    60 Da über verschiedene Daten aus dem Leben dieser Frau, namentlich über das Jahr ihrer Geburt und ihrer Verheiratung abweichende Angaben vorkommen, so lasse ich hier nachstehendes folgen. Luise Eleonore von Schöning wurde, dem Küstriner Kirchenbuch zufolge, durch den Küstriner Hofprediger am 6. Juli 1721 in Tamsel zum heilgen Abendmahl admittiert, ihres Alters vierzehn Jahre, sowie durch denselben am 25. Mai 1723 mit dem Obersten Adam Friedrich von Wreech (gestorben 1746) kopuliert. Sie war also bei ihrer Verheiratung sechzehn Jahr alt und vierundzwanzig Jahr bei dem ersten Besuch des Kronprinzen in Tamsel. Aus ihrer Ehe mit dem Obersten von Wreech hatte sie sieben Kinder. Das Küstriner Kirchenbuch nennt folgende fünf:
    1. Eleonore Charlotte Amalie, geboren den 21. Dezember 1724.
    2. Juliane Luise, geboren den 22. März 1726.
    3. Friedrich Ludwig, geboren den 31. Juli 1727. Getauft den 7. August; zählt unter seinen Paten den König, den Kronprinzen und den Fürsten von Anhalt-Dessau.
    4. Karl Albrecht Adam, geboren den 27. November 1728.
    5. Sophie Friederike, geboren den 28. Mai 1730. Zählte unter ihren Paten die Prinzessin von Anhalt- Zerbst, die Feldmarschälle Graf von Wartensleben und von Natzmer. Sie war es, die sich am 7. September 1752 mit dem Grafen Stanislaus Gerhard von Dönhoff (später, in zweiter Ehe, mit dem Baron Dodo von Knyphausen) vermählte, durch welche Vermählung Tamsel zunächst an die Dönhoffs, dann an die Schwerins kam.
    Fr. Förster spricht noch von einer am 27. Mai 1732 gebornen Tochter, doch ist ziemlich ersichtlich, daß hier eine Zahlenverwechslung vorliegt, und daß er die obige, am 28. Mai 1730 geborene Tochter (Sophie Friederike) meint. Auf diese Tochter bezieht sich auch die Stelle eines etwa Mitte Dezember 1731 geschriebenen Briefes des Kronprinzen an Frau von Schöning, die Mutter der Frau von Wreech:

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