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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und zwar: mit Edell von Sparr, gest. im Kindbett am 13. November 1599, mit Emerentia von Seestedt und mit Katharina von Ribbeck. Nach Angabe des Sparrschen Biographen König wäre Otto Christoph ein Sohn der Edell Sparr gewesen; Theodor von Mörner aber hat in seinem vorzüglichen Werke: »Märkische Kriegsobersten des 17. Jahrhunderts« diese Königsche Angabe widerlegt.
     
    69 Wegen schlechter Finanzlage des Landes wurden die Gehälter bald darauf (1660) herabgesetzt und Sparr erhielt von da ab nur noch ungefähr 500 Tlr. monatlich und 120 Scheffel Korn.
     
    70 Das Stadthaus des Feldmarschalls lag in der Spandauerstraße und bildet jetzt mit seinen Seiten- und Hintergebäuden den dritten Posthof. Unmittelbar zur Linken, wenn man aus dem zweiten Posthof in den dritten eintritt, befindet sich ein in Stein gehauenes Brustbild des alten Sparr und unter demselben folgende, im Auftrage der Baronin von Blumenthal (geb. von Schwerin) angefertigte Inschrift: Aeternitati sacer heros Illustriss. L. B. Otto Christoph de Sparr Coeli possessiones occupaturus Gratam circumspexit posteritatem Et linqendae huic sedi Singulari mentis destinatione Heredem fecit Illustriss. dominam Loysam B. de Blumenthal Ex Domo Schvverinia Atque ea Testatura benefico cineri Qvanti fecerit hoc inter vivos donum Simul Ut perennius esset Generosae mentis monumentum Ingenti id sumptu A damnosa die vindicavit et restituit In firmitatem et decus hoc Qvod lector prospicis Servet hunc verticem salus Et limen custodiat Jehovae vigil. oculus Heroi autem nostro In sion esto habitatio Et in pace locus ejus. P. J. J. Anno CDDCLXVIII. (In der Mitte des vorigen Jahrhunderts gehörte das Sparrsche Stadthaus dem Minister Adam Otto von Viereck.)
     
    71 Das Sparrsche Erbbegräbnis in der Marienkirche besteht in einem an der Nordseite des Chores gelegenen Anbau, dessen oberer Teil einen kleinen, jetzt zum Teil zur Bibliothek eingerichteten Saal enthält. Darunter befindet sich die eigentliche Gruft, über deren am inneren Chor befindlichen Eingange sich das Grabdenkmal von weißem Marmor erhebt. Dasselbe zeigt, in architektonischer Einfassung von zwei Säulen nebst Sims, einen etwas überlebensgroßen, geharnischten Mann, kniend vor einem Pult, auf welchem ein Buch nebst Totenkopf und Kruzifix. Hinter dem Betenden, zur Linken des Beschauers, ein helmtragender Edelknabe in ganzer Figur. Unter der Decke des Pultes schaut mit nach seinem Herrn gewandten Kopfe ein Hund hervor. An der mit leiser Architekturandeutung versehenen Fläche hinter der Hauptfigur stehen in deutscher Sprache die Verse Hesek. 37, 3 – 6 und Hiob 19, 25. Über dem Sims eine gleichsam zum Giebel sich gestaltende Gruppe: inmitten das einfache Sparrsche Wappen von Mars und Minerva gehalten, zu deren Seiten je zwei an Geschützen gefesselte sitzende Figuren. Dahinter eine Anzahl Fahnen. Das ganze im Übergang von Renaissance zum Barockstil, trägt zwar in der gebotenen herkömmlichen Anordnung die Manier oder den Charakter der Zeit, erweist sich dagegen in seiner Ausführung höchst verdienstlich. Ist gleich ein geharnischter Mann der möglichst ungünstige Gegenstand für Skulptur, so sind doch Kopf und Hände der knienden Hauptfigur vortrefflich modelliert, überhaupt aber ist im ganzen, wie in den Teilen, zumal in den Nebenfiguren, ein künstlerisch modifizierter Realismus unverkennbar. Es offenbart sich darin etwas von dem kräftigen Geiste Schlüters, verbunden mit einem Anfluge jener Manier, die die französische Bildhauerkunst des vorigen Jahrhunderts beherrschte. Wer das Werk schuf, ist nicht mit Sicherheit festgestellt. Die Tradition nennt den jüngeren Artus Quellinus, einen Holländer, den Sohn und Schüler seines gleichnamigen Vaters. Das Denkmal selbst trägt weder Namen noch Chiffre.
     
    72 Es ist sehr interessant zu verfolgen, in welcher Art und nach welchen Gesetzen das Volk sich seine Helden ausstaffiert. Es verfährt dabei lediglich nach einem ihm innewohnenden romantischen Bedürfnis und ist gegen nichts gleichgültiger, als gegen den wirklichen historischen Sachverhalt. Otto Christoph von Sparr war in den letzten zehn Jahren seines Lebens ein frommer Kriegsheld. Hätte seine Frömmigkeit nach außen hin in irgend etwas Wundersamem eklatiert, so würde diese eklatante Tat für das Sagenbedürfnis der Prendener Stoff und Anlehnung geboten haben; da Sparrs Frömmigkeit aber stille Wege ging und alles frappierend Wundersame vermied, so war sie für die Prendener so gut wie gar nicht

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