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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Pfaueninsel, in deren Dunkel
    Rubinglas glühte Johannes Kunckel,
    Schloß Babelsberg und »Schlößchen Tegel«,
    Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, –
    Ob rote Ziegel, ob steinernes Grau,
    Du verklärst es, Havel, in deinem Blau.
     
    Und schönest du alles, was alte Zeiten
    Und neue an deinem Bande reihten,
    Wie schön erst, was fürsorglich längst
    Mit liebendem Arme du umfängst.
    Jetzt Wasser, drauf Elsenbüsche schwanken,
    Lücher, Brücher, Horste, Lanken,
    Nun kommt die Sonne, nun kommt der Mai,
    Mit der Wasserherrschaft ist es vorbei.
    Wo Sumpf und Lache jüngst gebrodelt,
    Ist alles in Teppich umgemodelt,
    Ein Riesenteppich, blumengeziert,
    Viele Meilen im Geviert.
    Tausendschönchen, gelbe Ranunkel,
    Zittergräser, hell und dunkel,
    Und mitteninne (wie das lacht!)
    Des roten Ampfers leuchtende Pracht.
    Ziehbrunnen über die Wiese zerstreut,
    Trog um Trog zu trinken beut,
    Und zwischen den Trögen und den Halmen,
    Unter nährendem Käuen und Zermalmen,
    Die stille Herde,... das Glöcklein klingt,
    Ein Luftzug das Läuten herüberbringt.
     
    Und an dieses Teppichs blühendem Saum
    All die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum:
    Linow, Lindow,
    Rhinow, Glindow,
    Beetz und Gatow,
    Dreetz und Flatow,
    Bamme, Damme, Kriele, Krielow,
    Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow,
    Zachow, Wachow und Groß-Behnitz,
    Marquardt-Ütz an Wublitz-Schlänitz,
    Senzke, Lenzke und Marzahne,
    Lietzow, Tietzow und Rekahne,
    Und zum Schluß in dem leuchtenden Kranz:
    Ketzin, Ketzür und Vehlefanz.
     
    Und an deinen Ufern und an deinen Seen,
    Was, stille Havel, sahst all du geschehn?!
    Aus der Tiefe herauf die Unken klingen, –
    Hunderttausend Wenden hier untergingen;
    In Lüften ein Lärmen, ein Bellen, ein Jagen,
    »Das ist Waldemar«, sie flüstern und sagen;
    Im Torfmoor, neben dem Cremmer Damme,
    (Wo Hohenloh fiel) was will die Flamme?
    Ist's bloß ein Irrlicht?... Nun klärt sich das Wetter,
    Sonnenschein, Trompetengeschmetter,
    Derfflinger greift an, die Schweden fliehn,
    Grüß Gott dich Tag von Fehrbellin.
     
    Grüß Gott dich Tag, du Preußenwiege,
    Geburtstag und Ahnherr unsrer Siege,
    Und Gruß dir, wo die Wiege stand,
    Geliebte Heimat, Havelland!
     
    Potsdam, im Mai 1872
     

Die Wenden
     
und die Kolonisation der Mark durch die Zisterzienser
Die Wenden in der Mark
1. Geographisch-Historisches
    Lichthelle Götter,
    Höret,
    Höret unser Flehen um Sieg!
    Wir kämpfen für Leben und Freiheit,
    Für Weib und Kind.
    Notschirmer Radigast,
    Krieghelfer Svantevit,
    Leidwahrer Triglaw,
    O verleihet uns Sieg!
    Karl Seidel
     
    Am Nordufer der Mittelhavel, den ganzen Havelgau und südlich davon die »Zauche« beherrschend, lag die alte Wendenfeste Brennabor. Ihre Eroberung durch Albrecht den Bären (1157) entschied über den Besitz dieses und der benachbarten Landesteile, die von da ab ihrer Christianisierung und, was insonderheit die Havelgegenden angeht, auch ihrer Germanisierung rasch entgegengingen. Diese Germanisierung, soweit sie durch die Klöster erfolgte, soll uns in den nächsten Kapiteln beschäftigen; unsre heutige Aufgabe aber wendet sich ausschließlich der heidnischen Epoche vor 1157 zu und versucht in dieser Vorgeschichte der Mark eine Geschichte der märkischen Wenden zu geben. Dieser Ausdruck ist nicht völlig korrekt. Es soll heißen: Wenden, die, noch ehe es eine »Mark« gab, in demjenigen Landesteile wohnten, der später Mark Brandenburg hieß.
    Zuerst ein Wort über die Wenden überhaupt. Sie bildeten den am meisten nach Westen vorgeschobenen Stamm der großen slawischen Völkerfamilie; hinter ihnen nach Osten und Südosten saßen die Polen, die Südslawen, die Groß- und Kleinrussen.
    Die Wenden rückten, etwa um 500, in die halb entvölkerten Lande zwischen Oder und Elbe ein. Sie fanden hier noch die zurückgebliebenen Reste der alten Semnonen, jenes großen germanischen Stammes, der vor ihnen das Land zwischen Elbe und Oder inne gehabt und es – entweder einem Drucke von Osten her nachgebend, oder aber durch Abenteuerdrang dazu getrieben – im Laufe des fünften Jahrhunderts verlassen hatte. Nur Greise, Weiber und Kinder waren teilweis zurückgeblieben und kamen in Abhängigkeit von den vordringenden Wenden. Diese wurden nunmehr der herrschende Stamm und gaben dem Lande sein Gepräge, den Dingen und Ortschaften ihre wendischen Namen. Als nach drei-, vier- und fünfhundert Jahren die Deutschen zum ersten Male wieder mit diesem Lande »zwischen Elbe und Oder« in Berührung kamen, fanden sie,

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