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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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seine letzten Tage vergingen, darüber verlautet nichts Bestimmtes, da Wusterwitz sich darauf beschränkt, in aller Kürze zu berichten: »Im Jahre 1417 ist Dietrich von Quitzow, so der Mark mancherlei Schaden zugefügt und sie heftig beleidigt hat, in dem der Familie von Veltheim zuständigem Schlosse Harpke gestorben und zu Kloster Marienborn (deren Priorin eine Tochter Heinrichs von Veltheim war) begraben worden.« 10
    Johann von Quitzow – der schon seit seiner Fehde (1408) mit Köne von Wulffen auf Schloß Grabow einäugig war und wie berichtet wird einen finsteren und furchtbaren Anblick gewährte – sahen wir zuletzt, als er, eingebracht durch die Knechte Heinrichs von Schwarzburg, in der Kirche zu Plaue geschlossen im Stocke saß, um dann andren Tages als Gefangener des Erzbischofs von Magdeburg nach Schloß Calbe hin abgeführt zu werden. Dort blieb er Gefangener, bis er, nach etwas mehr als zwei Jahren, 1416, wieder frei kam und in die Priegnitz zurückkehrend, unter nunmehr erfolgender Neu-Belehnung mit dem alten Familienbesitze: Lenzen, Quitzöwel und Kletzke, seinen Frieden mit dem Kurfürsten machte.
     
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    Darin war ihm Kaspar Gans, wenn auch nur um einige Monate zuvorgekommen 11 und genoß des Vorzuges, diese seine verwandelte Gesinnung in einer am 25. März 1420 statthabenden Aktion gegen die Pommern glänzend betätigen zu können. Der hier in Rede stehende Kampf führt den Namen der »Erstürmung von Ketzer-Angermünde« und bildet den Schluß der Wusterwitzschen Aufzeichnungen über die Vorgänge jener interessanten Epoche. Der Bericht selbst aber lautet:
    »Mittwochs nach Judica haben die Märkischen die Stadt Angermünde, welche an die siebenzig Jahr von den Herzogen zu Stettin innegehabt war, bestritten und eingenommen und weil sie das neben der Stadt gelegene Schloß nicht gleicherweise haben erobern können, haben sie von der Stadt aus das Schloß, das von einem Kastner der Herzoge von Stettin vertheidigt wurde, zu belagern begonnen. Außer dem Schloß aber hat besagter Kastner auch das zum Schloß hinaufführende Stadtthor in Händen gehabt und besetzt gehalten. Als nun Herzog Casimir von Pommern, der sich nach Schloß Vierraden hin zurückgezogen hatte, vernahm, daß das Schloß und das eine Thor noch in Pommerschen Händen sei, hat er beschlossen, die Märker aus der Stadt Angermünde wieder hinauszujagen. Und als in diesem Augenblicke durch Kundschaft bekannt geworden, daß sich die Märker auf dem Angermünder Marktplatze nicht blos wohl verschanzt, sondern auch Herrn Caspar Gans zu Putlitz mit 400 Reitern außerhalb der Stadt in den Hinterhalt gelegt hätten, hat Ritter Detleff v. Schwerin dem Herzog Casimir eindringlich gerathen, er solle sich erst auf des Putlitzen Reiterhaufen werfen und diesen von der Stadt abtrennen, damit er, der Herzog, desto besser und fast ohne Widerstand in die Stadt eindringen könne. Diesen Ratschlag hat Herzog Casimir aber nicht annehmen wollen und ist mit seinem hellen Haufen unbehelligt durch das Thor eingedrungen, das von seinem Kastner noch inne gehabt wurde. Desgleichen hat er in drei Gassen drei seiner Banner aufgerichtet. Der Markgraf aber, der sein Kriegsvolk in die Häuser gelegt und sich selbst mit etlichen Reitern und unter Benutzung vieler Wagen auf dem Marktplatze verschanzt hatte, hatte sich, müde von der Kriegsarbeit des voraufgegangenen Tages, zur Ruhe begeben. Als nun Herzog Casimir unter dem Schlachtrufe ›Stettin, Stettin‹ in die Stadt eindrang, ist der Kurfürst von diesem Zuruf erwacht und unter Aufrichtung seines Banners mit den Pommern in einen harten Streit gerathen, darin Detleff v. Schwerin und Ritter Peter Trampe sammt vielen anderen an der Spitze der Herzoglichen erschlagen worden sind. Und weil Caspar Gans zu Putlitz in eben diesem Augenblick mit seinen 400 Reitern auch angegriffen und die Pommern in die Mitte genommen hat, so daß sie sich hinten und vorn haben wehren müssen, ist es ihnen unmöglich gewesen etwas Treffliches auszurichten, und haben sie durch das Thor, durch das sie hineingekommen, auch wieder zurückweichen müssen. Und bald danach hat der Markgraf mit gewaffneter Hand auch den Kastner aus dem Schlosse getrieben, bei welcher Gelegenheit dreihundert Pommern und Polen und über fünfhundert Pferde gefangen genommen sind.«
    So Wusterwitz.
     
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    Hiermit schlossen die Kämpfe jener Zeit auf Jahrzehnte hin ab und Kaspar Gans und Hans von Quitzow – deren Leben, von frühester Jugend an, ein

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