Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Nebeneinander dargestellt hatte – fanden sich auch jetzt wieder freundnachbarlich zusammen, ebenso mit ihrem reichen Besitze, wie mit ihren gewandelten Anschauungen. Ihre Bekehrung zu dem neuen hohenzollernschen Machthaber war eine ehrliche und aufrichtige.
Von beiden überlebenden Führern der »Fronde« noch ein Schlußwort.
Johann von Quitzow, abwechselnd auf seinen ihm wieder zugefallenen Schlössern: Lenzen, Quitzöwel und Kletzke lebend, starb 1437, im 67. Jahre seines Alters, kinderlos. Sein reiches Erbe fiel vorwiegend an die beiden Söhne seines älteren Bruders Dietrich: Dietrich und Köne von Quitzow, worüber eine bei Raumer sich findende Urkunde der Hauptsache nach das Folgende besagt: »... Und dieweilen Hans v. Quitzow Ritter seliger nach seinem Tode viele Güter, Pfandschaft, Habe, Geld und Gut, auch Schulden und Briefe hinterlassen hat, sprechen wir, Markgraf Friedrich, kraft dieses Briefes aus, daß seine Wittwe, Frau Agnese von Quitzow, den Brief, darin ihr 300 Gulden von dem Rathe zu Lüneburg verschrieben sind, zu ihrem Nutzen haben und behalten soll. Desgleichen soll obgenannte Frau Agnese von der Orbede zu Perleberg und Kyritz auf kommenden Sankt Walpurgis und Martinstag 80 Schock an Landeswährung nehmen und alle fahrende Habe, die Hans von Quitzow nachgelassen hat, sammt ihrem Leibgedinge zu Kletzke. Dietrich und Köne v. Quitzow aber sollen alle Lehen, Erbe, Geld, Briefe, Pfandschaft und Gut, die Hans v. Quitzow sonst noch nachgelassen, behalten und besitzen und davon alle Schulden und Erbnahmen entrichten und bezahlen...« So nüchtern und geschäftsmäßig lautete, was der »großen Fehde« voraufgegangener Jahre folgte.
Kaspar Gans war seinem Freunde Johann von Quitzow um sieben Jahre vorausgegangen und schon 1430 zu Dom-Havelberg begraben worden. An einem Pfeiler der Kirche hängt ein Schild mit der gekrönten Gans und der einfachen Inschrift: »Herr Jaspar Gans von Potlist«. Des Tages von Ketzer-Angermünde gedenken weder Bild noch Inschrift, uns aber mag es gestattet sein, in unsrem nächsten Kapitel in Kürze noch einmal auf diese Haupttat im Leben Kaspar Gans' zurückzukommen.
11. Kapitel
Das Lied von der »Eroberung von Ketzer-Angermünde«. einiges über die Balladendichtung jener Zeit
Wie die erste »Schlacht am Cremmer Damm« und genau achtzig Jahre später die Niederwerfung der Quitzows durch Eroberung ihrer Burgen, ihre dichterische Behandlung fanden, so auch der Kampf um Ketzer-Angermünde, 12 der als der Rehabilitierungs-und erste Loyalitätsakt des bis dahin frondierenden märkischen Adels betrachtet werden kann. Auch die diesen Vorgang behandelnde Volksballade – deren eigentlicher Held Kaspar Gans ist – ist wie die vom »Cremmer Damm« nicht märkischen, sondern pommerschen Ursprungs und zeichnet sich wie diese durch ein Treffen des Balladentons aus. Einige Stellen sind inhaltlich nicht ganz leicht verständlich, werden es aber, wenn man die Wusterwitzsche Beschreibung, die wir in unserem vorigen Kapitel gaben, zur Erklärung mit heranzieht. Die Ballade selbst aber lautet:
Ein neues Lied Euch gesungen sei:
Nach dem Winter kommt der Mai,
Das haben wir wohl vernommen;
Und daß Kettr-Angermünde märkisch ward,
Das soll dem Markgrafen frommen.
*
Johann von Briesen ließ sich jagen
Von Kettr-Angermünde bis Greifenhagen,
All' Mut war ihm gebrochen;
Da ging er zu Hofe nach Alten-Stettin
Und hat zu dem Herzog gesprochen:
»Gnädger Herre, was zu halten stand:
Kettr-Angermünde und das Stolper Land,
Ist verloren und verdorben;
Der Markgraf hält es jetzt in Hand
Und doch hieß es: er sei gestorben.«
Da ließ der Herzog entbieten und holen
All seine Mannschaft, Pommern und Polen,
Nach Vierraden ritt man zu Tische;
Da setzten sie sich und hielten Rat
Und aßen süße Fische.
Der nun folgenden Strophe fehlen zwei Mittelzeilen, aber den drei verbleibenden entnehmen wir unschwer, daß man von Vierraden aufbrach und über den Vierradener Damm hin auf Angermünde zuritt.
Da ritten sie weiter und kaum heran
Angermünde ward ihnen aufgetan,
Alle haben dem Herzog geschworen
Und alle riefen: »Stettin, Stettin«
Und Brandenburg war verloren.
Aber draußen hinter Wall und Graben,
Die Märkischen schon sich gesammelt haben,
Vierhundert Reiter und Knechte;
Die Gans von Putlitz führet sie,
Zischend, auf daß sie fechte.
Die Gans, der wollt' es nicht behagen,
Sie streckte zornig ihren Kragen
Über die
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