Wanderungen durch die Mark Brandenburg
schlechter Mensch bekannt, als ein Spieler, der das Falschspielen verstand. Und der böse Geist muß unser einen plagen, mit solchem Manne in Verbindung zu stehen!«
»Es heißt, Graf H... sei noch auf seinem Gute bei Magdeburg. Böse Zungen ergänzen, er sei dorthin gegangen, um seine Tochter an einen Franzosen zu verheiraten, der längere Zeit auf seinem Gute in Quartier gelegen hat. Ich mocht' es anfänglich nicht glauben, obgleich in der Tat nichts verloren wäre, wenn
diese
Stärke, durch diesen Zwischenfall veranlaßt, ganz nach Paris verzöge.«
»J... tz gibt sich ein Ridikül durch seine Forstbereisungen. In der Neumark ist er (ebenso wie hier) durch die großen Forsten rekte hindurch gefahren und hat eigentlich nichts gesehen. Ein vernünftiger Mann aus der dortigen Gegend schrieb mir: ›Herr von J. geniert sich nicht 3000 Taler Gehalt zu nehmen, um im Galopp durch die Wälder zu fahren, mit Pferden, die er nicht bezahlt.‹ Schon in Ostpreußen lachten sie ihn wegen seiner Domänen-Bereisungen aus, die auch im Galopp geschahen.«
»Alles was von Untersuchungen gegen einzelne Minister gefabelt wird, ist nicht wahr. Der Hofmarschall interessiert in der ganzen Angelegenheit am meisten und hängt in eigentümlicher Weise mit der Erneuerung des Meublements im Charlottenburger Schlosse zusammen. Ist übrigens jetzt applaniert. Hinter die Wahrheit kommt man nie.«
»Die Geschichte mit dem Hofmarschall, von der ich Dir neulich schrieb, ist nun wirklich beigelegt. Wenigstens befindet er sich nach wie vor bei Hofe. Seitens des Königs war ihm aufgegeben worden, einen Teil des Charlottenburger Schlosses neu zu möblieren und die alten Mobilien unter die Dienerschaften zu verteilen. Da hat er sich nun als ›Dienerschaft‹ mitgerechnet und wie man sagt das Beste für sich genommen.«
»Daß Du den Carolather Herrn so langweilig gefunden hast, überrascht mich nicht. Dieses liegt im Geschlecht.«
»Es scheint fast, als ob der Groß-Kanzler auf die Faulenzer und Unrechtlichen Jagd machen werde, denn über die Schlaffheit seines Vorgängers läßt er sich aus. Alles wäre gut, wenn er nur nicht die Frau hätte, die die schlechten Manieren einer Dame de la Halle mit der Anmaßung einer Emporgekommenen vereinigt. Sie weiß so wenig, was sie zu tun hat, daß sie beispielsweis auf dem Geburtstagsball bei Minister von der Goltz, zu dem auch sie gebeten war, sich weder der Prinzessin von Oranien, noch der Prinzessin von Hessen hat vorstellen lassen. Sie fragt niemanden und bekümmert sich um keinen Anstand. Ist also ein komplettes Original.«
»Ich komme noch einmal auf J... tz zurück. Sobald ich wieder in Berlin bin, werd' ich mich eingehender nach ihm erkundigen. Sein Ehrgeiz hat ihn in das ›neue System‹ hineingelockt und er muß mit allerlei Menschen Umgang halten, die mir nicht gefallen. Nur
ein
Staatskanzlerposten ist zu haben, wenn Hardenberg stirbt oder geschuppt wird. Und wenigstens ein halbes Dutzend der untern Faiseurs macht Anspruch auf diese Stelle.«
So läuft die Kritik, ohne sich übrigens, wie die vorstehende Blumenlese vermuten lassen könnte, lediglich auf die Standesgenossen zu beschränken. Alles wird herangezogen, auch Hof und Geistlichkeit.
»In Geschmackssachen«, so schreibt er an Alexandrine D., »ist nicht zu streiten. Eberhard Dankelmann findet bei den Hoffestlichkeiten, an denen er jetzt teilnimmt, alles was er verlangt. Ich, meinesteils bin freilich immer so dumm gewesen, nichts als Unbehagen und Langeweile dabei zu fühlen.«
»Ich bin ganz Deiner Meinung, meine liebe Tochter, in allem was Du mir über Pastor Heiligendörfer schreibst. Er war immer ein Salbader, den aber Onkel Kalkstein protegierte, weil er wenigstens ein ruhiger Mann war. Allerdings von seiner Kanzelberedsamkeit hatte selbst der selige Onkel keine sehr hohe Vorstellung.«
Auch allerland Provinzial-Eigentümlichkeiten entgingen seinem scharfen Auge nicht und so schrieb er an Alexandrine: »Du wunderst Dich, daß die Schlesier Deinem Manne wegen seiner neuerhaltenen Würde die Cour machen. Ich wundere mich nicht. Das ist so Landesart. Als sie noch unter dem Wiener Hof geängstigt wurden, mußten sie sich vor allen österreichischen Großprahlern neigen. Nachher kamen sie unter die Fuchtel des preußischen Finanzministers. Da verdoppelte sich das Neigen, einmal aus Furcht, das andere Mal aus Interesse. Und so ist es ihre Gewohnheit geworden, sich vor allen, die ihnen direkt oder indirekt nutzen oder schaden
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