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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Gröbener Erbe. Dies hätte nun unter Umständen eine Freude sein können, aber es entsprach wenig den Frau von Scharnhorstschen Ansprüchen und Neigungen, und von dem Augenblick an fast, wo sie das Erbe hatte, beschäftigte sie der Wunsch, es wieder los zu sein. Sie fühlte sich durch dasselbe nicht gefördert und gehoben, sondern nur beengt und gebunden in dem , was ihr einzig und allein noch in der Seele lag, und so kam sie zu dem Entschlusse, beide Güter zu verkaufen. Aber an wen? »Nur an einen Wohlhabenden«, so schrieb sie, »der meinen braven Leuten, wenn sie des Beistandes bedürftig sind, diesen Beistand auch leisten kann und leisten will – nur an einen wohlhabenden Mann von ehrenwerter und frommer Gesinnung will ich die Güter verkaufen, ohne Rücksicht auf einen höheren oder geringeren Preis.« Einen solchen Käufer glaubte sie schließlich in Herrn von Jagow-Rühstädt, Erbjägermeister der Kurmark Brandenburg, gefunden zu haben, der denn auch, nach längeren Unterhandlungen, die beiden Güter für die Summe von 120 000 Talern an sich brachte. Sie selbst erhob nur noch den Anspruch: in Gröben das Herrenhaus beziehen und es auf Lebenszeit als ihren Witwensitz ansehen zu dürfen. Diese Bedingung wurde gern erfüllt, und im Frühjahr 1860 erfolgte Frau von Scharnhorsts Übersiedlung aus dem Herrenhause zu Siethen in das zu Gröben. Es wurd ihr sehr schwer, dieser Umzug und Ortswechsel, und ich finde darüber in einem mir vorliegenden Schwesternbriefe das Folgende: »Frau von S. ließ mich rufen, und wir waren nun das letzte Mal in dem traulichen Siethner Herrenhause zusammen, in dem sie vierunddreißig Jahre lang in Segen gewirkt hatte. Sie war sehr ernst, las mit mir das zweiundvierzigste Hauptstück aus Thomas a Kempis' ›Nachfolge Christi‹ und rief dann ihre Leute herein, um sich von ihnen zu verabschieden. Alles weinte. Danach erhob sie sich, sah sich noch einmal in den alten Räumen um und ging endlich, meine Hand ergreifend, mit mir nach dem Asylhause hinüber. Da legte sie sich nieder, und erst als sie wieder Fassung gewonnen hatte, fuhr sie nach Gröben, das nun, wider ihren Willen, ihr neues Heim geworden war.«
    In diesem lebte sie noch sieben Jahr, all jenen Aufgaben hingegeben, die die schöne Hinterlassenschaft ihrer Tochter Johanna bildeten. An die Stelle des alten Fachwerkhauses in Siethen, das fünf Jahre lang und länger als Zufluchts- und Pflegestätte gedient hatte, trat ein massiver Neubau, der den Namen »Tabea-Haus« erhielt, auf dem Kirchhof ebendaselbst entstand eine Grabkapelle nebst einer daran anschließenden geräumigen Leichenhalle, vor allem aber wurd ein Kapital angesammelt und deponiert, aus dem, nach Ablauf einer bestimmten Frist, ein Pfarrhaus und eine selbständige Siethner Pfarre gegründet werden sollte. Die Durchführung all dieser Pläne bot ihr das, was ihr ein immer einsamer werdendes Leben überhaupt noch bieten konnte: den Trost und die Freude der Arbeit. Ebenso wuchs ihre Liebe zu den Kindern, deren Heiterkeit sie suchte, wie der Fröstelnde die Sonne sucht.
    Endlich aber war die Stunde da, nach der sie sich seit lange gesehnt. »Als ich von Siethen herüberkam und ihre Hand faßte, kannte sie mich nicht mehr; sie war ohne Bewußtsein. Der Geistliche las ihr, wie sie's in gesunden Tagen eigens gewollt hatte, Bibelsprüche vor, von denen sie den schönen Glauben unterhielt, daß dieselben auch ihren umnachteten Geist durchdringen, ihr Herz erheben und Trost und Heil ihr spenden müßten. Und unter diesen schönsten und schlichtesten Litaneien schlief sie hinüber.«
     
    »An geistiger Bedeutung«, so darf ich brieflichen Mitteilungen entnehmen, »stand Frau von Scharnhorst der Gräfin Leo Schlabrendorf nach, aber sie war dieser an Gemüt und Zartheit überlegen. Und dieser Zartheit unerachtet auch an Originalität . Es war dies der Schlabrendorfsche Zug in ihr, etwas Geniales, Sprunghaftes und Blitzendes, das, so gemildert es auftrat, doch gelegentlich an den exzentrischen Vater erinnerte.
    Ihrer Liebenswürdigkeit vermochte nicht leicht wer zu widerstehn, und Personen gegenüber, zu denen sie sich hingezogen fühlte, bezeigte sie sich von einer Anmut, von der schwer zu sagen war, ob sie mehr aus ihrer Gefühls- oder ihrer Denkart entsproß. Sie hatte den ganzen Zauber der Wahrhaftigkeit und einer christlich edlen Gesinnung.
    Am ausgesprochensten aber erwies sich ihr Wesen in ihrer Pflichterfüllung und Hingebung, die vielfach den Charakter absoluter

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