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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Ausnahmefall, der lediglich im Temperament und nicht in der Gesinnung seine Wurzel hatte. Der Sanguiniker hielt nicht jederzeit mit seinem Witzwort und der Choleriker nicht jederzeit mit seinem Kraft- und Kernwort zurück, aber all das schuf nur Ausdrucks- und Disputationsformen, die hinter einer hervorblitzenden Kampfeslust eine letzte Friedensgeneigtheit nie vermissen ließen. Ein Zug allgemeinen Wohlwollens, entsprossen aus der richtigen Würdigung einer auf Versöhnung und Liebe gestellten Berufs- und Lebensaufgabe, bekundete sich in allem, in Großem und Kleinem, und rief mir die ganze Landpastoren-Schwärmerei meiner jungen Jahre wieder ins Leben zurück. Und aus ihren Reihen war es denn auch, daß mir meine recht eigentlichsten Mitarbeiter erwuchsen, solche, die sich's nicht bloß angelegen sein ließen, mir den Stoff , sondern ebendiesen Stoff auch in der ihm zuständigen Form zu geben.
    Und dabei welch erstaunliches Wissen im Detail. Immer neue Seiten in Historie, Natur- und Volksleben erschlossen sich mir und vergewisserten mich in der übrigens längst gehegten Überzeugung, daß der Glückliche, dem es dermaleinst beschieden sein sollte, die Gesamtheit dieses in hundert Einzelforschungen eruierten und extrahierten Materials in sich zu vereinigen, der Sanspareil sein wird auf dem Gebiete märkischer Spezialgeschichte.
    Soviel über unsere Landpastoren.
    Und nun ahnt der Leser bereits, vor wem ich mich, als vor dem Dritten im Bunde, zu verneigen haben werde, natürlich vor dem Lehrer , der sich mir, unbekümmert darum, ob ich ihn bei seinen Schulstunden oder bei seinen Bienen- und Rosenstöcken störte, von einem immer gleichen Entgegenkommen erwies. Einen einzigen Ausnahmefall abgerechnet, über den ich in dem Kapitel »Malchow« des weiteren berichtet habe, hieß es allezeit und allewege: »Klopfet an, so wird euch aufgetan«, und selbst auf brieflich gestellte Fragen, aus denen sich mehr als einmal eine vollständige Korrespondenz entwickelte, bin ich zu keiner Zeit ohne den gewünschten und oft sehr eingängigen Bescheid geblieben.
    Und mit diesen Lehrern auf dem Lande wetteiferten die Lehrer in der Stadt , aus deren Reihen ich wenigstens eines hier unter Nennung seines Namens gedenken möchte: Garnisonschullehrer Wagener in Potsdam.
    Unter seinem im Anfange sowohl ihm wie mir unbewußt bleibenden Einflusse war es, daß ich mich aus der historischen Vortragsweise, wie schon eingangs hervorgehoben, in die genrehafte zurückfand und den ursprünglichen Plauderton in sein ihm zuständiges Recht wieder einsetzte. Die ganze Gruppe der Kapitel aus der Umgegend von Potsdam, also Bornstedt, Sacrow, Fahrland, Falkenrehde, Marquardt, Uetz und Paretz am Nordufer der Havel und ebenso Werder, Glindow, Petzow, Caputh etc. am Südrande hin, entstanden unter seiner Führung, und was von ernsten und heitren Geschichten unter all diesen Kapitelüberschriften enthalten ist, entnahm ich zu sehr wesentlichem Teile seinem immer frischen und anschaulichen, weil überall aus der Erlebnisfülle schöpfenden Unterwegs-Gespräche. Mit einer wahren Herzensfreude denk ich an jene Sommernachmittage zurück, wo wir, von den Dörfern und Ziegelöfen am Schwielow-See heimkehrend, auf einer vor ein paar ausgebauten Häusern von Alt Geltow liegenden Graswalze zu rasten und unser sehr verspätetes Vesperbrot aus freier Hand einzunehmen pflegten, ohne daß der Redestrom auch nur einen Augenblick gestockt hätte. Da vergaßen wir denn der Flüchtigkeit der Stunde, bis die Mondsichel über den kleinen Giebelhäusern stand und uns erinnerte, daß es höchste Zeit sei, wenn wir, oder doch wenigstens ich , den Zug noch erpassen wollten. Und immer rascher und geängstigter ging es vorwärts, jetzt über die Gewehrfabrik und jetzt über den öden und sommerstaubigen Exerzierplatz hin, und nun hörten wir das erste Läuten. Oh, wie das ins Ohr gellte, denn die vollgestopfte Brücke lag noch zwischen uns und unsrem Ziel. Also Trab, Trab! Und ein ewiges und verzweifeltes »Pardon« auf der Lippe, das uns freilich vor dem üblen Nachruf aller Karambolierten nicht schützen konnte, ging es endlich, zwischen den pickenden Sperlingen hin, entlang den Droschkenstand, entlang den Perron und nun hinauf die Treppe, bis ich keuchend und atemlos und mit eingebüßtem Taschentuch in das nächst offenstehende Coupé hineinstürzte. »Gute Nacht.« Und fort rasselte der Zug.
    Es war wie Dauerlauf und Turnerfahrt aus alten Schul- und Ferientagen her und gab

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