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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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immer. Die Tochter erkrankte, von einem hitzigen Fieber befallen, und starb im schwäbischen Wildbad, wohin sie sich in Begleitung ihrer damals noch lebenden Gröbener Tante begeben hatte.
    Das war im Herbst 1857. Untröstlich war die Mutter, die nun in Einsamkeit den Rest ihres Lebens durchlebte.
    Eh ich aber diesen Lebensausgang schildere, versuch ich zuvor, ein Bild der zu früh heimgegangenen Tochter zu geben.
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Johanna von Scharnhorst
    (Nach Aufzeichnungen einer Kaiserswerther Diakonissin)
    Johanna von Scharnhorst war eine Mariennatur. Ihre Erscheinung schon gewann die Herzen und war der Ausdruck selbstsuchtsloser Güte. Mutter und Tochter glichen sich in diesem Punkte vollkommen und leben, um dieser selbstsuchtslosen Güte willen, in der Erinnerung der Gröben-Siethener Gemeinde fort.
    Im Oktober 1854 kam Fräulein Johanna nach Kaiserswerth, um Diakonissin zu werden. Was sie dazu bestimmte, waren zunächst wohl unerfüllt gebliebene Hoffnungen, Enttäuschungen, über die sie sich nur einmal, in Andeutungen wenigstens, zu mir aussprach; aber weit über eine solche nächste Veranlassung hinaus ruhte der eigentliche Grund zu diesem Schritt in ihrer ganz auf Barmherzigkeit und Liebe gestellten Natur. Sie war, wie wenige, zum Diakonissendienste bestimmt.
    In ihrer ersten Jugend schon, so hört ich später, nahm sie sich der Armen und Verlassenen an, und wenn sie durch das Dorf ging und die Kinder mit stumpfem Gesichtsausdruck in der Haustür sitzen sah, sagte sie: »Die Kinder sehen aus, als ob sie keine Seele hätten. Wie helf ich ihnen?«
    Es war wohl ein Erinnern daran, was sie jetzt nach einem schmerzlichen Erlebnis, unsrer Kaiserswerther Anstalt, deren Einrichtung und Dienst sie kennenlernen wollte, zuführte. Noch entsinn ich mich des Tages, als sie kam. Ich empfing gleich den Eindruck von ihr, etwas so Lieblichem noch nie begegnet zu sein, und wurde nicht müde, sie anzusehen. Auch weiß ich noch, daß ich in allen Briefen an die Meinigen immer nur von ihr erzählte, trotzdem sie noch kein einzig Wort zu mir gesprochen hatte. Sie trat als Pensionärin ein, beschränkte sich jedoch nicht, wie diese sonst zu tun pflegen, auf Krankenpflege, sondern griff überall ein; sie nahm teil an den Stunden der Seminaristinnen, war in der Kleinkinderschule tätig und wirkte mit im Asyl. Ihre Hauptarbeit freilich gehörte den Kranken, und hier stand sie bald einzig da. Sie war unermüdlich, daneben freundlich und fröhlich, und schon ihre bloße Nähe beglückte.
    Nach Ablauf eines Jahres kehrte sie von Kaiserswerth nach Siethen zurück, um daselbst ein Kinderasyl ins Leben zu rufen. Ein in dem reizenden Uetz bei Potsdam befindliches Haus, darin schon zwei Kaiserswerther Diakonissinnen in Tätigkeit waren, sollte zum unmittelbaren Vorbilde genommen werden. Und dies geschah auch. Es war aber ein schweres Beginnen, am schwersten infolge von allerlei Kritik, die das Unternehmen gerade von befreundeter oder doch halb befreundeter Seite her zu erfahren hatte. »Das solle Hülfe sein«, hieß es, »aber es sei keine. Für die Tagelöhner sei nun mal das beste, wenn ihre Kinder auch wieder aufwuchsen, wie sie selber aufgewachsen seien. Und was die Mütter angehe, so taug es nichts, ihnen die Sorge für ihre Kinder abnehmen zu wollen.« All dies traf um so tiefer, als ihm ein Teil Alltagswahrheit zur Seite stand, aber sie kämpfte treu gegen alle laut werdenden Zweifel an, besonders auch gegen die eigenen, und rang sich immer wieder zu dem schönen Glauben durch, daß sich ihr Wunsch mit dem Willen Gottes vereinige.
    Ich hatte das Glück gehabt, ihr in den letzten Monaten ihres Kaiserswerther Aufenthaltes näherzutreten, und so kam es, daß sie mich bei sich zu sehen wünschte. Sie schrieb in diesem Sinne von Siethen aus an Pastor Fliedner, und ich selbst erhielt einen Brief, aus dem ich hier folgende Stelle gebe: »Nichts ist schwerer, als in Einfalt des Herzens bleiben; es muß vor allem erbeten werden, und das wollen wir treulich füreinander tun.«
    In diesen wenigen Zeilen spricht sich ihr allereigenstes Wesen aus; sie hatte von dieser Herzenseinfalt mehr denn irgendwer, den ich kennengelernt, aber freilich zugleich auch die vollkommenste Demut und sah in sich nichts von all dem Schönen und Bevorzugten, das ihr durch Gottes Gnade so reichlich zuteil geworden war. Es war ihr eben Bedürfnis, andre Menschen höherzustellen als sich selbst und nichts lag ihr ferner als die Vorstellung, daß sie selber ein Vorbild

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