Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts in unsrer Mark in Übung gewesenen Glasmalerei gibt.
Aus der Kirche schreiten wir nunmehr dem Dorfausgange zu, wohin der Kirchhof ums Jahr 1811 verlegt wurde. Schon das Jahr darauf empfing der neue Begräbnisplatz ein Sandsteinmonument, dessen auffallende Stattlichkeit sich bei der in den Kriegsjahren überall herrschenden Armut einzig und allein aus der Aufregung erklären läßt, die damals in Veranlassung eines besonderen Unglücks- und Todesfalles in der Gröbener Gemeinde hervorgerufen wurde. Noch jetzt lebt die Geschichte fort und wird mit mutmaßlichen Ausschmückungen wie folgt erzählt.
Es war die Zeit, wo wieder, wie alljährlich, das zu drei, vier Stämmen zusammengebolzte Floßholz in langer, langer Linie die Nuthe herunterkam, um erst bei Potsdam in die Havel und dann bei Havelberg in die Elbe zu gehn. Und wie gewöhnlich hatte man auch diesmal wieder allerlei Mannschaften an Bord kommandiert, die, mit Rudern und Stangen in der Hand, durch beständiges Abstoßen vom Ufer das Auf- und Festfahren des Floßholzes hindern mußten. Es waren ihrer elf, lauter junge Bursche von Trebbin und Thyrow her, darunter auch des Gröbener Kiezer-Schulzen ältester Sohn. Denn Gröben, trotzdem es nur ein kleines Dorf ist, hat doch ein wendisches Anhängsel, einen »Kiez«, auf dem die Fischer wohnen bis diesen Tag. Und auf dem Floße war gute Zeit, und immer die, die nicht Dienst hatten, hatten sich's bequem gemacht und lagen auf Strohbündeln in einer großen Bretterhütte. Da vergnügten sie sich und trieben allerlei Kurzweil und trieben es arg. Es war aber Sonntag, und um die neunte Stunde zog ein Wetter herauf, wie noch keines hier gewesen, und war ein Blitzen, als ob feurige Laken am Himmel hingen. Und einer, dem es bang ums Herz wurde, war vor die Hüttentür getreten und betete zu Gott, daß er sich ihrer erbarmen und ein Ende machen und ihnen den erlösenden Regen schicken möge. Denn es war ein Trockengewitter und noch kein Tropfen gefallen. Des Kiezer-Schulzen Sohn aber und ein Kossätensohn aus Thyrow, die verspotteten ihn und luden ihn wieder hinein (hell genug sei's ja), da wollten sie knöcheln. Und sie fingen auch an, und der Thyrower warf dreizehn, weil ihm der eine Würfel zersprang. Aber in selbem Augenblicke fuhr es auch nieder und warf Blitz und Schlag, und alles entsetzte sich und stob auseinander – alles, was in der Hütte gelegen hatte. Nur die beiden Spötter nicht, die lagen tot auf dem Floß und lagen da bis an den andern Morgen, wo man sie zu holen kam. Auch von Thyrow kamen welche. Des Kiezer-Schulzen Sohn aber kam auf den Gröbener Kirchhof und war der erste, den sie da begruben, und kriegte den Stein und die Inschrift darauf. –
Fast unmittelbar neben diesem Stein ist die Grabstätte Graf Leo Schlabrendorfs und seiner Gemahlin. Es ist ein umgitterter Platz, und der Sockel eines in Sandstein ausgeführten Kruzifixes, das zu Häupten beider Gräber steht, trägt folgende Doppelinschrift. Links: »Ernst Leopold Graf von Schlabrendorf zu Gröben, geboren 13. Mai 1794, gestorben 27. Juli 1851.« Rechts: »Karoline Christiane Emilie Gräfin von Schlabrendorf, geborne von Ryssel, geboren 4. Oktober 1797, gestorben 2. September 1858.«
Das Kruzifix ist einer süddeutschen Arbeit nachgebildet und zeichnet sich durch Stil und Schönheit aus. Seine vergoldeten Nägelköpfe fielen ein paar vorüberziehenden Strolchen zum Raube, die hier mit frecher Hand eine Verstümmlung übten; aber die Verstümmlung hat dem Heilandsbild in nichts geschadet, und nur ernster und ergreifender sprechen seitdem seine dunklen Male.
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An dieser in Portlandzement ausgeführten Kanzel befinden sich die Statuetten von Luther, Melanchthon und Calvin , was, unmittelbar vor Einweihung der Kirche, eine Controverse herbeiführte. Da Gröben, von den Tagen der Reformation an, immer lutherisch gewesen war, so protestierte der Geistliche, trotz seiner intimen Stellung zur Patronin, aufs entschiedenste gegen die Zulassung Calvins. Aber Frau von Scharnhorst bestand darauf und drang mit ihrem Willen durch. Es scheint mir indessen unzweifelhaft, daß der Geistliche (Pastor Henschke, Freund und Erzieher Fräulein Johannas) im Rechte war. Es würde doch beispielsweise sehr auffallen und dem entschiedensten Widerspruch aller reformierten Geistlichen begegnen, wenn seitens einer zufälligen Majorität unserer »Kolonie« plötzlich der Beschluß gefaßt werden sollte, die Statue
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