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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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weniger gedacht, als Verse zu machen. Aber es fiel mir plötzlich ins Gemüt und regte sich ein Trieb, daß ich die Feder ergreifen mußte. Ein andermal hatt ich keine Lust; aber es war, als müßt ich wider Willen schreiben. Zuweilen war ich von vieler Arbeit ganz entkräftet, allein es wurde mir eine Materie so lebendig und floß so ungezwungen und ohne Müh in die Feder, daß es schien, ich könnte das Schreiben nicht lassen. Ja, ich muß gestehen, daß mir's oft wie ein Brand im Herzen gewesen, und mehrmalen mußt ich mich mit Gewalt zurückziehen, damit ich mich nicht übernähme oder meine Natur zu sehr schwächete. Wollt ich zuweilen drei Verse schreiben, so wurden gleich zwölf, fünfzehn oder gar dreißig daraus. Manches Mal konnte die Feder dem schnellen Zuflusse nicht einmal folgen. Oft mußt ich's, wenn ich so hintereinander geschrieben, erst überlesen, um zu wissen, was es wär, und mich dann selbst wundern, daß das da stund, was ich fand. Und so sind diese langen Lieder der ersten Sammlung entstanden. Ich nahm mir vor, ein Lied in gewöhnlicher Größe zu schreiben, aber wenn ich hineinkam, sind oft vierzig, fünfzig, hundert, zweihundert und mehr Verse fertig geworden.«
    Er fährt dann fort:
    »Was ich in so großer Geschwindigkeit niedergeschrieben, ich hab es hinterher vielmal durchgelesen, einiges oft umgeschmolzen, anderes lange liegenlassen; aber das ist wahr, daß ich anderes, das so recht aus dem Herzen gequollen, nie geändert habe. Die Ursach ist, weil das am ersten und natürlichsten wieder in die Herzen hineinfließet, was ohne Zwang herausgeströmet ist... Fraget nur die Dichter dieser Welt, ob sich nicht Ähnliches bei ihnen findet, wenn sich ein poetisches Feuer bei ihnen reget. Und was soll nicht erst der herrliche Geist des lebendigen Gottes tun, wenn er die natürlichen Triebe zur Dichtkunst mit seinen Kräften anfeuert!
    Es bleibt mir eine unumstößliche Wahrheit, daß alle vernünftigen Regeln der Dichtkunst sehr gut sind und von einem Dichter nach seiner Gelegenheit mit großem Nutzen gebraucht werden können, daß aber dennoch das Göttliche in der Dichtkunst nicht anders als auf den Knien gelernt werden kann. Denn wenn der Geist aller Geister das Herz des Poeten nicht entflammt, so weiß ich nicht, ob ich die erhabenste Poesie überhaupt noch eine göttliche nennen kann... Die Heiden haben von ihren toten Götzen treulich gesungen. Aber so viele Dichter unter den Christen wissen von ihrem lebendigen Gott, von dem Gott aller Götter, ja von ihrem Mensch gewordenen Gott, der am Kreuz in seinem Blute für sie gestorben, nichts zu sagen. Sie holen lieber vermoderte Stücke von den verfaulten Götzen der Heiden und schmücken sie, dem Gott Israels zum Hohn... Ein berühmter Günther will lieber der Venus zu Ehren als zum Ruhm des Kreuzes singen; aber die Reime Hans Sachsens machen alle Werke Günthers zuschanden, weil doch so manche Seele daran selig glauben kann.«
    Soweit er selbst. Man muß es ihm lassen, daß er seine Sache gut zu führen weiß; bescheiden und bewußt – jedes an rechter Stelle. Dabei kann einem aufmerksamen Leser nicht entgehen, daß er in dieser Rechenschaftsablegung alle die Punkte in den Vordergrund stellt, über die die Meinungen auseinandergehen können. Er war eben ein christlicher »Improvisator«, ja, in allen Ehren sei es gesagt, eine Art von Psychographendichter und ließ die Feder laufen. Wir kommen an anderer Stelle darauf zurück.
    Alles, was wir aus ihm zitiert haben, ist einer Vorrede entnommen, die er im Jahre 1750 schrieb. Er war damals fünfundzwanzig Jahr alt, predigte seit sechs Jahren und war im Amte seit drei, hatte Frau und Kind und konnt auf eine literarische Tätigkeit zurückblicken, die bereits damals über 200 Lieder umfaßte, mehrere davon über 200 Strophen lang. Eine Produktionskraft, die wohl kein anderer deutscher Dichter aufzuweisen hat, auch nicht die Meistersänger, an deren Dichtungsart die didaktische Weise Woltersdorfs am meisten erinnert.
    Seine poetische Tätigkeit war übrigens im großen und ganzen mit 1750 abgeschlossen. Es waren ihm noch elf Lebensjahre beschieden, aber die Mühen und Sorgen des Amtes wurden doch so übermächtig, daß selbst sein lebendiger Strom versiegte. Er trat 1755 an die Spitze des nach dem halleschen Vorbild errichteten Bunzlauer Waisenhauses und wirkte daran noch eine Zeitlang in Segen, bis sein schwacher Körper unter der Last zusammenbrach. Sein Biograph schreibt: »Man darf sagen, er

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