Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
sich, legten ihr Amt nieder und gingen außer Landes. Unter diesen letztem war beispielsweise Paul Gerhardt.
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In einem Gutachten, das der Kurfürst eingefordert hatte, schrieb er im wesentlichen wie folgt: »Ew. Kurfürstliche Durchlaucht fragen, welchergestalt die lang desiderierte christlich-brüderliche Verträglichkeit gestiftet werden könne. Ich hatte dafür, das würde helfen, daß beide Teile eine Zeitlang das Streiten ließen, legten beiderseits ihre Partikular-Konfessionen eine Weile an die Seite, nähmen die Bibel und gingen damit zurück in die ersten 500 Jahre der Christenheit, täten, als wenn sie zu derselben Zeit lebten, da diese Spaltung noch nicht war, setzten sich in Demut zu den Füßen der bewährtesten heiligen Väter... und suchten aus der Väter Lehren, nach Anweisung des Vicentii Lirinensis, das zusammen, quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est, womit dann zum Beispiel fortfallen würde, was Augustinus über Gnadenwahl und Prädestination Hartes gesagt hat... Täte man so, man würde in kurzer Zeit von Luther und Calvin und ›Formula Concordiae‹ 2) wenig mehr hören, und was die neuen Lehrer auseinander gepredigt haben, das würde Gott durch die alten Lehrer bald wieder zusammenbringen.« [Image: Zurück]
Die »Formula Concordiae« (Konkordienformel) ist, wie es der Name anzeigt, ein Einigungsbuch , in dem sich die Lutheraner über gewisse Streitfragen einigten und feststellten, was hinfüro in betreff dieser Fragen das Richtige sein solle und was nicht . Dies Einigungsbuch , das aus einem kürzer abgefaßten und einem weiter ausgeführten Teile (die aber beide dieselben Fragen behandeln) besteht, wurde, auf Veranlassung des Kurfürsten August von Sachsen, von zwölf lutherischen Theologen ausgearbeitet und 1580 veröffentlicht. Zweck war: das Eindringen einzelner calvinistischer Lehren in das Luthertum zu verhindern. Es sind elf Streitfragen, worüber die »Formula Concordiae« Festsetzungen trifft. Die wichtigsten sind: die Lehre von der Erbsünde, vom freien Willen, von den guten Werken, vom heiligen Abendmahl und von der Vorherbestimmung und Gnadenwahl . Die Konkordienformel, in ihrer Bekämpfung dessen, was sie calvinistische Irrlehre nennt, betont selbstverständlich die leibliche Gegenwart Christi im heiligen Abendmahl und lehnt sich gegen die Prädestinationslehre auf. Wer sich zur »Formula Concordiae« bekannte, hatte dadurch seine Gegnerschaft gegen den Calvinismus ausgesprochen. [Image: Zurück]
Solche »Reverse« existieren in verschiedener Fassung. Eine Formel lautete wie folgt: »Daß Wir Endes benannte Prediger bei der Lutherischen Kirchen zu Berlin in Unserm Lehr-Ambte bey den Glaubens- und Lebens-Lehren, und namentlich auch in denen zwischen Uns und den Reformirten schwebenden streittigen Puneten bey Dr. Lutheri Meinung und Erklärung, wie selbige in ›Augustana Confessione‹ und deren Apologia enthalten, und demnach auch in Gemeinschaft der Allgemeinen Lutherischen Kirchen beständig zu bleiben gemeint seien, jedoch aber bei Tractirung der gedachten Controversien Uns zugleich unverbrüchlich halten wollen, wie in den Churft. Brandenburgischen Edictis de anno 1614, 1622 und 1664 4) Uns anbefohlen ist. Solches thun wir mit diesem eigenhändig unterschriebenen Revers angeloben, urkunden und bekennen.« [Image: Zurück]
Diese Edikte, die sich untereinander ergänzen, verboten das Studieren in Wittenberg, ordneten Rückberufung der dort Studierenden innerhalb drei Monaten an und äußerten sich in betreff der Zänkereien wie folgt: »So mögen denn die Wittenberger sich des unseligen Verdammens und Verketzerns sowie der Verhöhnung der Personen und aller höhnischen Vorstellung ihrer Lehren enthalten und sich also bezeigen, daß sie neben der Wahrheit auch den Frieden suchen und die brüderliche Liebe unter den Christen eher erwecken als dämpfen.« Ähnliche Ermahnungen, besonders aber die Aufforderung, gewisse Hypothesen nicht als die alleinige Wahrheit anzusehen, kehren in den Edikten vielfach wieder. Es war unbedingt hart für die Lutheraner, darüber einen »Revers« ausstellen zu sollen. ._.
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So war der allgemeine Verlauf, und die Frage entsteht: Wie stellte sich unser Andreas Fromm zu dieser veränderten Sachlage? Die Antwort kann nicht zweifelhaft sein. Fromm, der dem Zelotismus der Wittenberger jahrelang voll Unwillen und Unbehagen den Rücken gekehrt und den Duldungsprinzipien der Reformierten sich zugewandt hatte,
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