Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
Katholizismus. Die aus Gewissenhaftigkeit und Eigensinn, aus Überzeugungstreue und engherziger Philisterei geborenen Zänkereien jener Epoche trieben ihn an ein Ziel, an das er, in den glücklichen Jahren seines Wirkens, nicht einmal gedacht haben mochte. Konsistorialrat Martin Friedrich Seidel, Fromms besonderer Freund, schrieb über ihn: »Wollte Gott, es wäre dieser Fromm mit Glimpf und gütlichen Mitteln bei unserer lutherischen Kirche behalten und von solchen extremen Schritten abgehalten worden. Ich muß ihm das Zeugnis geben, daß ihm Gott stattliche Gaben verliehen hatte .« Und selbst Otto Schulz, der sonst eher als Ankläger denn als Verteidiger unseres Fromm auftritt, schließt mit den Worten: »Seine innerste Gesinnung war christlich; nichts als das Gezänk im Innern der evangelischen Kirche und das Schwanken, sowohl in der Lehre als in der Verfassung, haben ihn aus der Kirche herausgetrieben.«
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Ausführlicher über die »Lehninsche Weissagung« spreche ich bei Gelegenheit von » Kloster Lehnin «, in einem spätren Bande dieser »Wanderungen«. Hier nur so viel, daß bekanntlich der Streit noch immer schwankt, ob die »Lehninsche Weissagung. wirklich von einem Lehniner Mönche ums Jahr 1300 oder aber, als Falsifikat, in einer spätern Epoche geschrieben wurde. Die meisten Stimmen vereinigen sich dahin, daß die sogenannte Prophezeiung am Schluß des siebzehnten Jahrhunderts in den letzten Lebensjahren des Großen Kurfürsten oder doch nur wenig später entstanden ist, trennen sich aber in der Frage, wer der Verfasser gewesen sei . Jeder, der sich mit der »Weissagung« beschäftigt hat, hat auch seinen eigenen Kandidaten aufgestellt. Der Kandidat unseres Otto Schulz heißt – Andreas Fromm . Drei Beweise bringt er für die Verfasserschaft des letzteren bei: 1. er hatte vor vielen andern die Fähigkeit und 2. vor vielen andern die Veranlassung (Groll, Bitterkeit) dazu; endlich 3. war er der spezielle Freund Martin Seidels, in dessen Bibliothek man (nach Seidels Tode) das Manuskript der »Weissagung« vorfand. Diese drei Punkte sind sehr geschickt zusammengestellt, aber sie genügen keineswegs. Nach der ganzen Charakteranlage Fromms liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß er seine Sicherheit und seine Muße zu einem Angriff auf die Hohenzollern (die dem Unfrieden und den Zänkereien gerad ebenso abhold waren wie er selbst) hätte benutzen sollen. Das lag nicht in ihm. Außerdem sprechen Einzelheiten, besonders in den acht Zeilen, die sich auf George Wilhelm und den Großen Kurfürsten beziehen, gegen diese Annahme, teils durch das, was sie sagen, noch mehr durch das, was sie nicht sagen. ._.
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5. Kronprinz Friedrich in Ruppin
Die Wetter waren verzogen,
Und die Sonne wieder schien –
Es spannt sich ein Regenbogen
Auf dem dunklen Grunde Küstrin.
Das der Thronbesteigung des großen Königs vorhergehende Jahrzehnt, also der Zeitraum von 1730 bis 1740, pflegt in zwei ungleiche Hälften geteilt zu werden, in die düstern Tage von Küstrin und in die lachenden Tage von Rheinsberg.
Diese Einteilung, die sich neben andrem auch durch den Reiz des Gegensatzes empfiehlt, mag der ganzen Welt ein Genüge tun, nur die Stadt Ruppin hat ein Recht, dagegen zu protestieren und eine Dreiteilung in Vorschlag zu bringen. Zwischen den Tagen von Küstrin und Rheinsberg liegen eben die Tage von Ruppin.
Es ist wahr, die Ruppiner Episode ist unscheinbarer, undramatischer, kein Katte tritt auf das Blutgerüst, und kein Bayard-Orden wird gestiftet, aber auch diese stilleren Tage haben ihre Bedeutung. Versuch ich es, ihnen in nachstehendem ihre Existenz zurückzuerobern.
Am 26. Februar war Kronprinz Friedrich von Küstrin in Berlin wieder eingetroffen, und zwölf Tage später (am 10. März) erfolgte seine Verlobung. Aller Zwiespalt schien vergessen. »Obristlieutenant Fritz«, über dessen Haupte vor nicht allzulanger Zeit das Schwert geschwebt hatte, war wieder ein »lieber Sohn« und Oberst und Chef eines Regiments. Dies Regiment, das bis dahin compagnieweis in den kleinen Städten der Prignitz und des Havellandes, in Perleberg, Pritzwalk, Lenzen, Wittstock, Kyritz und Nauen, in Garnison gelegen und nach seinem frühern Chef den Namen des von der Goltzschen Regiments geführt hatte, wurde jetzt zu größerer Bequemlichkeit für den Kronprinzen in Ruppin und Nauen konzentriert. Das Regiment selbst aber erhielt den Namen »Regiment Kronprinz«.
Bratring, in seiner Geschichte Ruppins, schreibt, daß im
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