Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland
unter großen rätselvollen Phrasen, das Wundertun, die Geisterzitation, den Rapport mit der geistigen Welt in den Vordergrund stellte und, ohne sich viel mit fortschrittlichen oder rückschrittlichen Ideen aufzuhalten, von der Leichtgläubigkeit der Menschen lebte. In der Kürze haben wir Schrepfers schon bei » Marquardt « erwähnt. Wir müssen auch hier wiederholen, daß er höchstwahrscheinlich nicht bloß ein Betrüger war, sondern durch Lesen mystischer und alchimistischer Schriften, dazu durch eigene Eitelkeit und fremde Huldigungen schließlich, ohne geradezu wahnsinnig zu sein, in einen verworrenen Geisteszustand geraten war, der ihn in der Tat an sich glauben machte und ihn namentlich alles für möglich halten ließ. Es ist nicht absolut unwahrscheinlich, daß er wirklich dachte, ein Paket Papierschnitzel werde sich ihm zuliebe über Nacht in vollgültige Banknoten verwandeln. Wir geben eine kurze Lebensskizze dieses Mannes, dessen Leben und Tod charakteristisch ist für eine spezielle Krankheitserscheinung jener Zeit.
Johann Georg Schrepfer, 1730 geboren, war anfangs Kellner in einem Leipziger Gasthause (nach andern Husar) und war unter die dienenden Brüder einer dortigen Freimaurerloge aufgenommen worden. Später hatte er eine Frau mit einigem Vermögen geheiratet und hielt seitdem eine eigne Schenkwirtschaft in der Klostergasse. Anfang der siebziger Jahre, vielleicht schon etwas früher, begann er auszusprengen, daß er die Gabe der Geisterbeschwörung habe. Sein Anhang wuchs, darunter Personen von hoher gesellschaftlicher Stellung. Der Herzog von Kurland, Herzog Ferdinand von Braunschweig, die Minister Graf Hohenthal und von Wurmb, der Kammerherr von Heynitz, Oberst von Fröden, der Geheime Kriegsrat von Hopfgarten und der Kammerherr von Bischofswerder pflogen Umgang mit ihm und besuchten ihn in seiner Wohnung im Hôtel de Pologne. Daß er, mit Hilfe des nach ihm genannten Schrepferschen Apparats, wirklich schemenhafte Gestalten erscheinen ließ, ist gewiß, noch gewisser, daß er in beständigen Geldverlegenheiten war und die reicheren der vorher genannten Herren benutzte, um auf ihre Kosten zu leben. Sie mußten Geld geben, auf daß der Schatz gehoben werden könne.
Vielleicht daß ihr Vertrauen oder ihre Geduld eher erschöpft worden wäre, wenn er es nicht verstanden hätte, zum Teil auf gefälschte Empfehlungen hin, mit den hervorragendsten Häuptern anderer geheimer Gesellschaften sich in Verbindung zu setzen, was ihm dann, in seiner nächsten Umgebung, immer aufs neue einen Nimbus lieh. Aus dieser Ordens-Geheimkorrespondenz, die er nach den verschiedensten Seiten hin führte, ist ein Briefwechsel zwischen ihm und dem Professor der Theologie Dr. Stark in Königsberg, später Generalsuperintendent in einem der thüringischen Staaten, aufbewahrt worden, der merkwürdige Einblicke gönnt.
Dr. Stark, ein Theologe von gründlichster Bildung, eröffnete die Korrespondenz und schrieb unterm 30. Juni 1773 aus Königsberg: »Mein sehr werter Freund und Bruder. Nach dem wenigen, was mir von Ihnen bekannt worden ist, müßte mich mein Geist sehr trügen und die Siegel, die unser Orden seinen Geweihten aufgedrückt hat, verwischt sein, oder ich muß in Ihnen einen Mann finden, der eines Ursprunges mit mir ist und mit mir zu einem Zwecke geht. Und deren sind nicht viele unter den Maurern . Trüge ich mich, so falle Nacht und Finsternis auf das, was ich sagen werde. Sind Sie es aber, so grüße ich Sie in der heiligen Zahl von Drei, Sieben und Zehn und durch die sieben Geister Gottes.
Sind Sie tiefer als ich ins Heiligtum geführet, so nehmen Sie mich als einen lehrbegierigen Schüler an... Sonst lassen Sie uns beide auf dem vor der Welt und so viel tausend Maurern verdeckten Wege gehen. Die wahre Weisheit liebt das Verborgene. Nur in der Dunkelheit ist das unzerstörliche Licht. Ich kenne, mein Bruder, Florenz ... Sie können zu mir reden... An einem grünen Flecken im roten Lack des Wappens können Sie es erkennen, daß mein Brief nicht geöffnet gewesen.
Aber lassen Sie mich noch eine Bitte tun: Zerstören Sie noch nicht eine Art von Maurerei in Deutschland, unter deren Maske Brüder verborgen liegen , die diesen Brüdern selbst unbekannt sind, die Sie aber gewiß schätzen und lieben würden, wenn Sie sie näher kennen sollten. Unsere Macht und Gewalt ist lieblich, ein Feuer, das nähret und nicht zerstöret. Ihr aufrichtiger Freund und Bruder,
der ›Verfasser der Apologie‹«
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