Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland
der Tag von Chotusitz auf der Etziner Pfarre nur so selten genannt werden durfte, ebendeshalb ist auch jener Familientradition, die sich bis in unsere Tage hinein erhalten hat, ein ganz besondrer Wert beizulegen, jener Tradition nämlich, die übrigens auch in Andeutungen des Jordanschen Briefes ihre Bestätigung findet daß der König seinem Feldprediger in der Tat eine Hauptmannsstelle habe anbieten lassen. Daß dies Anerbieten abgelehnt wurde, versteht sich von selbst. Seegebart wäre nicht er selbst gewesen, wenn er den Roquelour mit dem bunten Rock des Königs vertauscht hätte. Die angestrengte Tätigkeit des Predigens vor zwei Gemeinden scheint seiner wohl an sich nicht sehr festen Gesundheit geschadet und seinen frühzeitigen Tod herbeigeführt zu haben. Auch sein Bild zeigt jene klare, durchsichtige Hautfarbe und jene mild leuchtenden Augen, denen man bei Brustkranken so oft begegnet.
Er hinterließ eine Witwe, Christiane Elisabeth, geborene Sukro, und vier Kinder. Außer seinem Bilde, das ihn unverkennbar als eine poetische, dem Idealen zugewandte Natur darstellt, befindet sich an einer Außenwand der Etziner Kirche noch der Grabstein des früh Geschiedenen, der unter einem wenig geschmackvollen Ornament folgende Inschrift trägt:
»Hier ruhen in Hoffnung die dem Tode getrost anvertrauten Gebeine des weiland hochwürdigen und hochgelehrten Herrn Joachim Friedrich Seegebart. Das Prinz Leopoldsche Regiment und die etzinsche und knoblauchsche Gemeinde rühmen noch seine wahre Gottesfurcht und seltene Redlichkeit. Daher war er freudig vor Gott, liebreich vor Menschen, sorgfältig im Amt, demütig bei seiner Gelehrsamkeit. Von seinem geistigen Amt zeugen viel lebendige Briefe, von seinem Christentum die durch das Leben betätigte Lehre. Er betrat diesen mühseligen Schauplatz 1712, den 14. April. Er bezog die stolzen Wohnungen der Ewigkeit 1752, den 26. Mai. Leser! schaue sein Leben an und denke an seinen Tod. Betrachte seinen Glauben und ahme ihm nach. Sein freudiger Hingang mache dir die Ewigkeit süß.«
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Falkenrehde
Die Sage gebiert und schafft und treibt.
Was will unser Licht? Ein Dunkel bleibt.
Falkenrehde, halben Weges zwischen Potsdam und Nauen, ist eines der reicheren Güter des Havellandes und bildet mit dem nachbarlichen Uetz und Paretz einen Güterkomplex, dessen Erträge in die königliche Schatulle fließen. In früheren Jahrhunderten saßen hier die Bardeleben und Dirickes, später die Gröben, bis es, zur Zeit des Großen Kurfürsten, an den berühmten Artillerieobersten Ernst von Weiler und dessen weibliche Deszendenz überging. Eine der Weilerschen Töchter war an den Minister von Kraut, einen besonderen Günstling Friedrich Wilhelms I., vermählt. Diese Weilersche Zeit war die wichtigste. Sie gab dem Dorfe seine Geschichte, auch wohl die Erscheinung, die es bis diesen Augenblick noch zeigt.
Falkenrehde ist eines jener lachenden Dörfer, deren die Mark, ganz im Gegensatz zu ihrem Ruf, so viele zählt. Prächtige alte Linden ziehen sich zu beiden Seiten der Dorfstraße hin, saubere Häuser, von Kürbis- oder Pfeifenkraut umsponnen, blicken zwischen den Stämmen durch, und in nur kurzen Pausen rollen Postwagen und Omnibusse auf und ab, die den Verkehr zwischen Potsdam und den kleinen, aber wohlhabenden Städten des Havellandes unterhalten. In den dreißiger Jahren war auch vornehmeres Gefährt auf dieser Straße heimisch: königliche Kutschen. Friedrich Wilhelm III. kam an schönen Sommerabenden von dem nahen Paretz herüber, stieg in der Pfarre ab, nahm in einem eigentümlich dekorierten Zimmer, dessen Wände einen deutschen Götterhain und einen freiwilligen Jäger darstellten, den Freyja mit dem Schwert umgürtet, seinen Tee und plauderte mit dem pastor loci, während dessen Söhnlein, ein vierjähriger Blondkopf, mit Säbel und Ulanencasquet auf der Freitreppe Wache stand. In Paretz hatte der König unbedingte Stille; hier erquickte ihn jene heitere Geschäftigkeit, jener auf und ab wogende, doch nie zudringliche Verkehr, der wohl zerstreute, aber nicht störte.
Und diese heitere Geschäftigkeit, dieser nie rastende Verkehr, sie sind dem Dorfe geblieben, ja mehr, sie sind gewachsen. Freilich, wer sich ihrer freuen will, darf nicht gerade Novembertage wählen, wie wir es heute tun. Für unsern Zweck indes vielleicht die beste Beleuchtung.
Tagüber war Regen. Nun hat sich mit Sonnenuntergang der Himmel geklärt, eine eiskalte Luft geht über die Felder, das
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