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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Wasser platscht in den breiten Lachen, die wir durchfahren, und die Weidenzweige, an denen noch einzelne Tropfen hängen, schlagen in den Wagen hinein. Selbst das Abendrot, das zwischen geballtem Gewölk steht, hat nichts Heiteres. Fröstelnd fahren wir in die Falkenrehder Dorfstraße ein.
     
    »Es wird heute nichts«, brummte mein Gefährte, ein havelländischer Herr, aus seiner Kapuze heraus. »Um diese Stunde steigt keiner in die Gruft, am wenigsten zu dem Enthaupteten.«
    »Wir müssen's versuchen. Tot ist tot, enthauptet oder nicht.« Mit diesen Worten hielten wir vor der Küsterwohnung, schlugen das Wagenleder zurück, so rasch es unsre klammen Finger gestatteten, und sprangen mit Vermeidung des Tritts, dem man es ansah, daß er nur zum »Hängenbleiben« da war, auf den aufgeweichten Boden.
    Die warme Stube drinnen tat uns wohl. Wir trugen dem Küster unser Anliegen vor, der, unter Gräbern groß geworden und mit den Toten eingelebt, sofort seine Bereitwilligkeit ausdrückte, dem »Enthaupteten« einen nächtlichen Besuch zu machen. Zu gleicher Zeit erfreute er das Ohr meines Reisegefährten durch die Erklärung: »daß es für drei zu eng sei«. Wir nahmen, während Laterne und Kirchenschlüssel herbeigeschafft wurden, einen Augenblick Platz und plauderten, was mir erwünschte Gelegenheit gab, einige Fragen zu stellen.
    »Nun sagen Sie, Herr Kantor, wie steht es damit, ist er wirklich enthauptet?«
    »Das ist er. Darüber kann kein Zweifel sein. Sie werden es sehen.«
    »Wer ist es?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, was sich die Leute hier erzählen. Sie sagen, es sei der Oberst von Weiler, der um 1680 Falkenrehde besaß. Sie sagen, daß er Unterschleife machte, daß er heimlich hingerichtet wurde und daß die Frau des Obersten die Leiche freibat, um sie hier beisetzen zu können.«
    »Das ist alles?«
    »Ja!«
    »Glauben Sie es?«
    »Ich darf wenigstens nicht sagen: ich glaub es nicht . Ein Enthaupteter ist da. Irgend etwas muß passiert sein.«
    So weit war unsere Unterhaltung gediehen, als die Frau die brennende Laterne brachte, was man so brennen heißt, vier angeblakte Scheiben mit einem Lichtstumpfe drin. Der Küster nahm den Vortritt, und so schritten wir auf die Straße hinaus, wo inzwischen die Falkenrehder, bis zu dem benachbarten Kirchhofe hin, Spalier gebildet hatten. Das Gerücht von unserm Vorhaben war durchs Dorf gelaufen wie ein Feuer übers Strohdach. Alles sah uns nach, mit einem andächtigen Ernst, als ob wir auszögen, den Lindwurm zu töten.
    Alsbald hielten wir vor dem Kirchhofsportal, einem schmiedeeisernen Gittertor, das an höchster Stelle zwei in Erz getriebene Lorbeerzweige und inmitten derselben die vergoldeten Buchstaben E. v. W. (Ernst von Weiler) zeigte. Gerade hinter diesen Buchstaben und ihrer Einfassung stand der Mond. Über die Grabsteine von Pastoren und Amtleuten hinweg schritten wir nunmehr auf die Kirche zu und traten durch eine Seitentür in dieselbe ein.
    Sie machte einen spukhaften Eindruck, weil sie überall da, wo das Mondlicht durch die Scheiben fiel, so hell war wie bei Tage. Daneben lagen breite Schattenstreifen. An den Wänden und Pfeilern hingen Totenkränze und Brautkronen mit ihren langen bunten Bändern. Es war, als bewegten sie sich bei unserem Eintreten. Wir schritten nun zunächst auf den Altar zu, wo ich im Halbdunkel ein großes Bild zu bemerken glaubte. Wirklich, es war eine Kreuzigung, alles in Rokokomanier, und die Magdalene mit hohem Toupet und Adlernase sah aus wie die Frau von Pompadour. Ich darf sagen, daß das Unheimliche des Ortes durch diese Anklänge nur noch gesteigert wurde.
    Ich hatte, um an dem Bilde herumzuleuchten, die Laterne genommen und fragte jetzt, wo die Gruft sei.
    »Da müssen wir wieder zurück.«
    Gut. Wir kehrten also um und gingen das Schiff hinunter, bis wir, inmitten der Kirche, vor einer in die Fliesen eingelassenen Bretterlage standen. Es war alles so primitiv wie möglich; keine Falltür, kein eiserner Ring zum Hochheben, nur eben drei eichene Bohlen. Und sie waren nicht leicht zu fassen. Endlich mit Hülfe des schweren Kirchenschlüssels, den wir als Hebel benutzten, lüfteten wir das erste Brett; dann die beiden andern. Die Stiege, die hinabführte, war weniger eine Treppe als eine aus aufrecht stehenden Ziegeln gebaute Leiter; jede Stufe so hoch und so schmal wie möglich. Alles voll Staub und Spinnweb. Ohne Fähr indes kamen wir unten an; nur das Licht in der Laterne begann in bedenklicher Weise zu

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