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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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flackern, erholte sich aber wieder, und die Musterung konnte beginnen. Wir zählten vier Särge, zwei wohlerhalten und mit Metall beschlagen, die beiden anderen schon etwas schadhaft. Einer davon, von rechts her gerechnet der dritte, hatte eine Öffnung am Kopfende: das verschließende Brettchen fehlte. Es sah aus wie die offenstehende Tür eines kleinen Hauses.
    »Das ist er«, sagte der Küster.
    »Der Enthauptete?«
    »Ja.«
    Dabei fuhr er mit Totengräbergleichmut in die Öffnung des Sarges hinein, suchte einen Augenblick wie in einem Kasten, in dem man Bescheid weiß, und kam dann mit einem Schädel wieder zum Vorschein. Und nun hielt er ihn mir wie zur Begutachtung hin.
    Ich nahm ihn in die Hand und sagte: »Das ist ein Schädel, nicht mehr und nicht weniger. Wo aber steckt der Beweis, daß es der Schädel eines Enthaupteten ist?«
    Der Küster, statt aller Antwort, wies einfach auf einen fingerbreiten Halslappen hin, der sich unter dem Kiefer hinzog. Dieser aufgetrocknete Streifen war an seinem Rande so scharf, wie wenn man ein hartes Stück Leder mit einem scharfen Messer durchschneidet.
    Dies mochte in der Tat als Beweis gelten. Es war ganz unverkennbar eine Schnittfläche. Irgend etwas Scharfes hatte hier Kopf und Rumpf getrennt. »Sie haben recht« – damit schoben wir den Schädel wieder in seine Behausung, kletterten hinauf und deckten die Bohlen darüber.
    Unser Rückzug war eiliger als unser Kommen. Mir war, als lache die Frau von Pompadour hinter uns her, und über den Grabstein des alten Amtmann Kriele weg traten wir wieder in die Dorfstraße hinaus.
    Alles stand noch in Gruppen. Wir mußten erzählen. Aber es war nur, was jeder wußte.
     
    In der Falkenrehder Gruft ruht ein Enthaupteter. Das scheint festzustehen. Aber wer ist dieser Enthauptete? Die Sage, wie schon hervorgehoben, antwortet: Oberst Ernst von Weiler; die Geschichte dagegen verneint , was die Sage sagt. Oberst Ernst von Weiler, in seinen letzten Dienstjahren General, ist eine historische Person wie nur irgendwer, und wir können ihn bis an das Ende seines Lebens verfolgen. In hohem Alter und hohem Ansehen ist er gestorben. Wir erzählen, was man von ihm weiß.
    Ernst von Weiler, aus einer angesehenen Patrizierfamilie, etwa um 1620 geboren, war der Sohn des kurbrandenburgischen Amtskammerrats und Hofamtmeisters Christian Weiler, Erbherrn auf Vehlefanz und Staffelde. Er trat früh in die Armee, nahm wahrscheinlich noch an den letzten Kämpfen des Dreißigjährigen Krieges teil und focht 1674 (über seine Beteiligung an der Schlacht von Warschau verlautet nichts) am Oberrhein gegen Turenne. Er war damals mutmaßlich Oberstwachtmeister in der Artillerie. Zuerst wird er mit Bestimmtheit 1675 genannt, wo er, in der Schlacht bei Fehrbellin, die »mit doppelter Bespannung versehenen Geschütze« mit großer Auszeichnung zum Siege führte.
    Er hatte sich dabei das Zutrauen und Wohlwollen des Kurfürsten in einem besonders hohen Grade zu erringen gewußt, wurde 1677 Oberstlieutenant und Chef der Artillerie und leitete das Jahr darauf (1678) den artilleristischen Teil der Belagerung von Stralsund. »Den 10. Oktober abends«, so heißt es in Paulis »Leben großer Helden«, »machte Ernst Weiler auf den Ort aus 80 Stücken, meist halben Kartaunen, 22 Mörsern und 50 Haubitzen ein entsetzliches Feuer. Mit anbrechendem Morgen stand die halbe Stadt in Flammen. Den 11. Oktober nach sechs Uhr sah man auf Mauern und Türmen drei weiße Fahnen ausgesteckt. Dies machte, daß Ernst Weiler mit dem groben Geschütz zu spielen aufhörte.«
    So Pauli. 1683 wurde Ernst Weiler Oberst. 1689, bei der Belagerung von Bonn, Generalmajor. 1691 erhob ihn Kaiser Leopold in den Adelstand. Wann Falkenrehde in seinen Besitz kam, ist nicht genau festzustellen gewesen, jedenfalls schon vor 1684. In Berlin besaß er das Weilersche Haus, das gegenwärtige Kronprinzliche Palais. Er starb am 28. November 1692. In der Gunst des Großen Kurfürsten und seines Nachfolgers erhielt er sich bis zuletzt. Gleichzeitige Schriftsteller rühmen ihn als einen »Meister in der Geschützkunst«; die Erfindung der glühenden Kugeln aber, die ihm Feuquières zuschreibt, ist viel älter. Frundsberg schon bediente sich derselben.
    Dieser Ernst von Weiler kann also der Enthauptete in der Falkenrehder Gruft unmöglich sein, und verbliebe somit nur noch eine vage Möglichkeit, daß sein Sohn , der ebenfalls Artillerieoberst war und ebenfalls den Namen Ernst (Ernst Christian) führte,

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