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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Gedenksteine. Der eine derselben ist ein
    unscheinbarer Grabstein, unter dem der Schimmel
    begraben wurde, den Rittmeister von Prittwitz in der
    Schlacht bei Kunersdorf ritt, der also den histori-
    schen Moment der Rettung des Königs miterlebte
    respektive seinen Anteil daran hatte. Der Grabstein
    ist jetzt seinerseits wieder unter Laub und Moos halb
    begraben, so daß es unmöglich ist, eine Inschrift zu
    entziffern. Man hat deshalb die ganze Erzählung von
    dem im Park bestatteten Schimmel wieder in Zweifel
    ziehen wollen. Aber gewiß mit Unrecht. Äußere und
    innere Gründe sprechen dafür. Der Stein hat ganz
    die Form eines Grabsteins. Außerdem ging der König
    selbst, der auf der obersten Terrasse von Sanssouci
    nicht nur sein Pferd und seine Lieblingswindspiele
    begraben ließ, sondern auch inmitten derselben be-
    graben sein wollte, seinen Generalen mit dem ent-
    sprechenden guten Beispiele voran. Man liebte da-
    mals dergleichen.
    Ebenfalls im Park, dem Gartensalon gegenüber und
    eine Wand dunkler Bäume als Hintergrund, erhebt
    sich malerisch das Marmordenkmal, das Prittwitz im
    Jahre 1792 dem Andenken des großen Königs errich-
    ten ließ. Die Zeichnung zu diesem Monumente wurde

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    von Johann Meil, dem damaligen Vizedirektor der
    Berliner Akademie der Künste, entworfen, die Aus-
    führung in karrarischem Marmor aber einem Bild-
    hauer in Lucca, namens Joseph Martini, anvertraut.
    Die Worte, die dieser an der linken Seite des Denk-
    mals eingraviert hat, lauten: »Joseph Martini Lucen-
    sis inventor faciebat 1792«; also etwa: »Joseph Mar-
    tini von Lucca hat es erfunden und ausgeführt, oder erdacht und gemacht.« Das Wort inventor muß hier überraschen, wenn man es mit der vorzitierten, der
    Schadowschen Autobiographie entlehnten Notiz zu-
    sammenhält, »daß Meil den Entwurf gemacht habe«,
    also der Inventor gewesen sei. Die Komposition ist
    etwas steif, etwas herkömmlich und in vielen Stü-
    cken angreifbar, aber dennoch eine gute Durch-
    schnittsarbeit. Ein Säulenstumpf trägt das Reliefbild
    des großen Königs; ein trauernder Mars, kniend,
    umklammert von der einen Seite her die abgebro-
    chene Säule, während sich eine aufrecht stehende
    Minerva von der andern Seite her an den Säulen-
    stumpf lehnt. Das Hauptinteresse, das diese Gruppe
    einflößt, ist das, daß es das erste Denkmal ist, das dem Andenken des großen Königs errichtet wurde.
    Schadows Friedrichs-Statue auf dem Stettiner Exer-
    zierplatz ist erst das zweite. Allerhand kleine Anek-
    doten knüpfen noch an dieses Denkmal an. So heißt
    es, daß eine Eule längere Zeit im Schutz der Minerva
    genistet habe. Fraglich. Aber bis diesen Tag ist die
    Statue, namentlich der offen am Boden liegende
    Helm des Mars, der bevorzugte Platz nesterbauender
    Schwalben. Am anziehendsten ist die einfache Ausle-
    gung, die die Quilitzer den Gestalten des Mars und
    der Minerva gegeben haben. Sie sagen, »es sei

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    Prittwitz und seine Frau, die um den Alten Fritz trau-
    ern«.
    Wir begegnen der Prittwitz-Zeit, oder doch einer
    Mahnung an dieselbe, auch noch in der alten, übri-
    gens durch Schinkel völlig umgebauten Kirche. Eini-
    ge Schritte vor dem Altar ist eine Erztafel in die roten Ziegel des Fußbodens eingelassen, auf der wir in
    Vergoldung ein kurzes römisches Schwert erblicken,
    um das sich ein Lorbeer windet. Darunter lesen wir:
    »Joachim Bernhard von Prittwitz, königlich preußi-
    scher General der Kavallerie, Ritter des Schwarzen
    Adler- und Sankt-Johanniter-Malteser-Ordens, gebo-
    ren 3. Februar 1727, gestorben 4. Juni 1793; und
    seine Gattin Maria Eleonora von Prittwitz, geborne
    Freiin von Seher-Thoß, geboren 1739, gestor-
    ben 1799.« Unter dieser Tafel befindet sich höchst-
    wahrscheinlich die Gruft, in der das Prittwitzsche
    Paar beigesetzt wurde; die Tafel selbst aber stammt
    ersichtlich erst aus den zwanziger Jahren dieses
    Jahrhunderts, wo die Kirche restauriert wurde.
    1793 hatte man noch die altherkömmlichen Grab-
    steine. Die Benutzung von Gußeisen deutet auf die
    Schinkelsche Zeit.
    Zum Schluß nennen wir noch zwei Portraits, denen
    wir in einem Zimmer des Schlosses begegnen und
    die höchstwahrscheinlich der Prittwitzschen Hinter-
    lassenschaft angehören. Es sind dies: der Alte Fritz
    und General von Prittwitz selbst. Das erste Bild wur-
    de 1786, kurz vor dem Tode des Königs, von Bardou
    gemalt. Die Auffassung weicht ab von dem Her-
    kömmlichen. Neben dem Ausdruck physischen Lei-

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    dens ist

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