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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zugleich den
    »Anfang vom Ende«. Und vielleicht war es diese
    Stimmung, die dem Fest eine besondere poetische
    Weihe gab. Viele waren gekommen, alt und jung, um
    dieser Stätte und dem Gedächtnis des Mannes, der
    hier in seltenem Maße segensreich gewirkt hatte,
    ihren Dank darzubringen. Und dieser Dank fand in
    dem Liede eines jüngeren Festgenossen seinen Aus-
    druck. Das Lied selbst, das wir aus dem Gedächtnis
    wiedergeben, lautete:
    Es steht in preußischen Landen
    Ein Kirchlein, alt und stumm,
    Und rings an seinen Wanden
    Schlingt Efeu sich herum.
    Und Schatten streut die Linde,
    Ein uralt mächt'ger Stamm,

    1039
    Die grüne Kron im Winde,
    Sie neigt sich dann und wann.
    Und neben dieser Stelle,
    Da liegt der schöne Teich,
    Es plaudern mit der Welle
    Die Zweige allzugleich.
    Und zwischen Teich und Linde,
    In Stufen auf und ab
    (Kein schöner Grab ich finde),
    Da liegt ein Blumengrab.
    Und drunter schläft in Frieden,
    Nach ruheloser Bahn,
    Ein Mann, dem viel beschieden,
    Der viel geschafft, getan.
    Er hat den Sieg erstritten
    In Arbeit und in Ehr,
    Er ist vorangeschritten –
    Wir folgen Vater Thaer.
    Wir aber nehmen Abschied jetzt von dieser Stätte
    und von Möglin. Unser Heimweg führt uns an dem
    Grabhügel vorüber, der in Blumen steht rot und
    weiß, als gäb es keinen Herbst und kein Scheiden.
    Die alte Steinkirche daneben, die schon so vieles
    überdauert, wird vielleicht auch diesen Hügel über-

    1040
    dauern, aber nicht das Andenken an ihn , der unter diesem Hügel schläft.

    1. Das »Institut«, nachdem es noch im Jah-
    re 1856 das fünfzigjährige Fest seines Beste-
    hens gefeiert hatte, ist bald darauf eingegan-
    gen. Es war das, bei total veränderten Zeit-
    verhältnissen, das Verständigste, was ge-
    schehen konnte. Der damalige Besitzer von
    Möglin, Landesökonomierat A. Thaer, hatte
    die Akademie wie eine Ehrenerbschaft ange-
    treten und hielt es, durch dreißig Jahre hin,
    für seine Pflicht, die Schöpfung seines Vaters,
    selbst mit Opfern, aufrechtzuerhalten. Es kam
    aber endlich die Zeit wo das Gefühl, durch
    ähnliche Institute, die der Staat mit reichen
    Mitteln ins Leben gerufen hatte, überflügelt zu sein, sich nicht länger zurückweisen ließ und
    wo die Wahrnehmung eines wachsenden Miß-
    verhältnisses zwischen Aufgabe und Opfer
    endlich den Rat eingab, diese Opfer einzustel-
    len. Und so wird denn der Mögliner Akademie
    nicht nur das Verdienst bleiben, als erstes In-
    stitut der Art und als Muster aller folgenden in
    Deutschland dagestanden zu haben, es wird
    sich zu diesem Verdienst auch noch die Ehre
    gesellen: zu rechter Zeit vom Schauplatz ab-
    getreten zu sein. 773 Landwirte haben im
    Lauf eines halben Jahrhunderts ihre wissen-
    schaftliche Ausbildung in Möglin empfangen,
    und was die Landwirtschaft in unsren alten

    1041
    Provinzen jetzt ist, das ist sie zum großen Teil
    durch Thaer und seine Schule. Natürlich sind
    »die Jungen immer klüger als die Alten«, und
    der »überwundene Standpunkt« spielt auch
    hier seine Rolle. Aber selbst unter den Fortge-
    schrittensten wird niemand sein, der undank-
    bar genug wäre, die schöpferische Bedeutung
    Thaers und mittelbar auch seiner Akademie in
    Zweifel zu ziehen.

    Quilitz oder Neu-Hardenberg

    Nun, König Edward, flieh,
    Hier halt ich fest die Feinde dein,
    Hier glückt es oder nie.
    G. Hesekiel
    Selig, wem Tatkraft und behaglichen Sinn leiht Gegen-
    wart,
    Wer neu sich fühlt, Neues zu bilden bedacht ist.
    Platen

    1042
    Die Geschichte von Quilitz bis zum Jahre 1763 hin ist
    arm und dunkel. Der Besitz wechselte vielfach, so
    daß wir einer Menge von Namen begegnen, ohne
    weiter etwas zu haben als ebendiese Namen. Zu An-
    fang des fünfzehnten Jahrhunderts, also zur Zeit, als
    die Hohenzollern ins Land kamen, finden wir in Qui-
    litz die Höndorps, Beerfeldes und Schapelows; gegen
    Ausgang desselben Jahrhunderts haben sich die Be-
    sitzverhältnisse geändert, und wir hören von den
    Eyckendorps, Pfuels und Barfus. Lauter Familien, die,
    mit Ausnahme der beiden letztern, in Barnim und
    Lebus nicht länger existieren. Um 1685 kam Quilitz,
    und auch wohl das benachbarte Kloster Friedland, in
    Besitz der markgräflich Schwedter Linie des Hauses
    Brandenburg und verblieb bei dieser Linie bis zum
    Tode des Markgrafen Karl, 1763.
    Alles dies bedeutet wenig, und die üblichen Details
    über Besitzverhältnisse, Hufenzahl, Hebungen, Ver-
    pfändungen etc., die wir den spärlich vorhandenen
    Urkunden entnehmen könnten,

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