Wanderungen durch die Mark Brandenburg
zugleich den
»Anfang vom Ende«. Und vielleicht war es diese
Stimmung, die dem Fest eine besondere poetische
Weihe gab. Viele waren gekommen, alt und jung, um
dieser Stätte und dem Gedächtnis des Mannes, der
hier in seltenem Maße segensreich gewirkt hatte,
ihren Dank darzubringen. Und dieser Dank fand in
dem Liede eines jüngeren Festgenossen seinen Aus-
druck. Das Lied selbst, das wir aus dem Gedächtnis
wiedergeben, lautete:
Es steht in preußischen Landen
Ein Kirchlein, alt und stumm,
Und rings an seinen Wanden
Schlingt Efeu sich herum.
Und Schatten streut die Linde,
Ein uralt mächt'ger Stamm,
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Die grüne Kron im Winde,
Sie neigt sich dann und wann.
Und neben dieser Stelle,
Da liegt der schöne Teich,
Es plaudern mit der Welle
Die Zweige allzugleich.
Und zwischen Teich und Linde,
In Stufen auf und ab
(Kein schöner Grab ich finde),
Da liegt ein Blumengrab.
Und drunter schläft in Frieden,
Nach ruheloser Bahn,
Ein Mann, dem viel beschieden,
Der viel geschafft, getan.
Er hat den Sieg erstritten
In Arbeit und in Ehr,
Er ist vorangeschritten –
Wir folgen Vater Thaer.
Wir aber nehmen Abschied jetzt von dieser Stätte
und von Möglin. Unser Heimweg führt uns an dem
Grabhügel vorüber, der in Blumen steht rot und
weiß, als gäb es keinen Herbst und kein Scheiden.
Die alte Steinkirche daneben, die schon so vieles
überdauert, wird vielleicht auch diesen Hügel über-
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dauern, aber nicht das Andenken an ihn , der unter diesem Hügel schläft.
1. Das »Institut«, nachdem es noch im Jah-
re 1856 das fünfzigjährige Fest seines Beste-
hens gefeiert hatte, ist bald darauf eingegan-
gen. Es war das, bei total veränderten Zeit-
verhältnissen, das Verständigste, was ge-
schehen konnte. Der damalige Besitzer von
Möglin, Landesökonomierat A. Thaer, hatte
die Akademie wie eine Ehrenerbschaft ange-
treten und hielt es, durch dreißig Jahre hin,
für seine Pflicht, die Schöpfung seines Vaters,
selbst mit Opfern, aufrechtzuerhalten. Es kam
aber endlich die Zeit wo das Gefühl, durch
ähnliche Institute, die der Staat mit reichen
Mitteln ins Leben gerufen hatte, überflügelt zu sein, sich nicht länger zurückweisen ließ und
wo die Wahrnehmung eines wachsenden Miß-
verhältnisses zwischen Aufgabe und Opfer
endlich den Rat eingab, diese Opfer einzustel-
len. Und so wird denn der Mögliner Akademie
nicht nur das Verdienst bleiben, als erstes In-
stitut der Art und als Muster aller folgenden in
Deutschland dagestanden zu haben, es wird
sich zu diesem Verdienst auch noch die Ehre
gesellen: zu rechter Zeit vom Schauplatz ab-
getreten zu sein. 773 Landwirte haben im
Lauf eines halben Jahrhunderts ihre wissen-
schaftliche Ausbildung in Möglin empfangen,
und was die Landwirtschaft in unsren alten
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Provinzen jetzt ist, das ist sie zum großen Teil
durch Thaer und seine Schule. Natürlich sind
»die Jungen immer klüger als die Alten«, und
der »überwundene Standpunkt« spielt auch
hier seine Rolle. Aber selbst unter den Fortge-
schrittensten wird niemand sein, der undank-
bar genug wäre, die schöpferische Bedeutung
Thaers und mittelbar auch seiner Akademie in
Zweifel zu ziehen.
Quilitz oder Neu-Hardenberg
Nun, König Edward, flieh,
Hier halt ich fest die Feinde dein,
Hier glückt es oder nie.
G. Hesekiel
Selig, wem Tatkraft und behaglichen Sinn leiht Gegen-
wart,
Wer neu sich fühlt, Neues zu bilden bedacht ist.
Platen
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Die Geschichte von Quilitz bis zum Jahre 1763 hin ist
arm und dunkel. Der Besitz wechselte vielfach, so
daß wir einer Menge von Namen begegnen, ohne
weiter etwas zu haben als ebendiese Namen. Zu An-
fang des fünfzehnten Jahrhunderts, also zur Zeit, als
die Hohenzollern ins Land kamen, finden wir in Qui-
litz die Höndorps, Beerfeldes und Schapelows; gegen
Ausgang desselben Jahrhunderts haben sich die Be-
sitzverhältnisse geändert, und wir hören von den
Eyckendorps, Pfuels und Barfus. Lauter Familien, die,
mit Ausnahme der beiden letztern, in Barnim und
Lebus nicht länger existieren. Um 1685 kam Quilitz,
und auch wohl das benachbarte Kloster Friedland, in
Besitz der markgräflich Schwedter Linie des Hauses
Brandenburg und verblieb bei dieser Linie bis zum
Tode des Markgrafen Karl, 1763.
Alles dies bedeutet wenig, und die üblichen Details
über Besitzverhältnisse, Hufenzahl, Hebungen, Ver-
pfändungen etc., die wir den spärlich vorhandenen
Urkunden entnehmen könnten,
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