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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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schon erwähnten Gar-
    tensalon aus der Prittwitz-Zeit herrschte jene Tafel-
    heiterkeit, an der das Herz des Fürsten hing und auf
    deren Pflege und Hervorrufung er sich so wohl
    verstand. Nun war das Mahl beendet, und Wirt und
    Gäste traten auf die Veranda hinaus, die den Blick
    hat auf Wiese und Park und Monument. Der alte
    Fürst stand wie getroffen – das war der Park nicht
    mehr, dessen großen Mittelgang er noch vor Tisch in
    lebhaftem Geplauder durchschritten hatte. In der
    Tat, der Park war während der Stunden des Diners
    ein andrer geworden, ein solcher, wie er jetzt ist, wie er nach des Schwiegersohnes Ansicht werden mußte .
    Eine Allee war verschwunden, und wo ein Elsbruch
    war, war eine Parkwiese entstanden, an deren Aus-
    gang das Wasser des Kanals blitzte. Der Fürst, im
    ersten Augenblicke sichtlich unangenehm berührt,
    war doch artiger Wirt und guter Schwiegervater ge-
    nug, um gute Miene zum bösen Spiele zu machen,
    und die jetzigen Besucher mögen sich des Einfalls
    freuen. Wir aber entnehmen diesem kleinen Hergang
    abermals das Faktum einer längeren oder kürzeren
    Anwesenheit des Staatskanzlers auf seinem Neu-
    Hardenberger Schlosse.
    Gleichviel indes, wie selten oder wie häufig seine
    Besuche stattfanden, jedenfalls war von Anfang an
    seine Sorgfalt diesem neuen Besitze zugewandt, und
    Schloß, Park, Kirche sind in ihrer jetzigen Gestalt
    seine Schöpfung.

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    Machen wir zuerst einen Rundgang durch die Zimmer
    des Schlosses . Wir werden hier einer reichen Anzahl von Kunstschätzen begegnen, die der Aufmerksamkeit des Besuchers wert sind. Das Schloß erinnert
    nach dieser Seite hin am meisten an Schloß Tegel,
    welches letztere freilich den Vorrang behauptet. Viel-
    leicht wäre dies anders, wenn Neu-Hardenberg alle
    die Kunstschätze umschlösse, die es umschließen
    müßte, wenn nicht eine großmütige Laune des
    Staatskanzlers es darum gebracht hätte.
    Es hat das folgenden Zusammenhang. Der Staats-
    kanzler hatte bereits im Jahre 1804 – also lange be-
    vor ihm die Herrschaft Neu-Hardenberg zufiel – das
    im lebusischen Kreise gelegene Gut Tempelberg
    käuflich an sich gebracht und daselbst ein Schloß
    aufgeführt, das, zu anererbtem Hardenbergschen
    Familienbesitz, auch noch jene Fülle von Kunstschät-
    zen beherbergte, die der kunstliebende Fürst auf
    seinen Wanderungen durch Europa an sich gebracht
    hatte.1) Es war dies eine außerordentlich wertvolle
    Sammlung. Das Beste derselben ging nach der
    Schlacht bei Jena verloren. Davoust nämlich, auf
    seinem Raub- und Siegeszuge durch die Mark, ließ
    vier Wagen voll dieser Kunstschätze nach Paris
    schaffen2), und als im Jahre 1814 die Rückgabe alles
    dessen erfolgte, was Napoleon in zehn Siegesjahren
    mit nach Paris geschleppt hatte, leistete der Fürst-
    Staatskanzler auf die Rückforderung des ihm persön-
    lich Genommenen Verzicht. Welche Gründe ihn dabei leiteten, ist nicht recht klar. Doch scheint es, daß er in jener vornehmen Feinfühligkeit, die ihm allerdings
    eigen war, von seinen eigenen Ansprüchen absah,

    1059
    um die Wiedererstattung all dessen, was anderen
    (auch dem Staate) genommen worden war, mit um
    so mehr Nachdruck, weil mit größerer Unbefangen-
    heit, betreiben zu können. So blieb denn der größte
    Teil jener Kunstschätze, die einst die Säle von Schloß
    Tempelberg geschmückt hatten, in Paris zurück, und
    nur die von Davoust übersehenen Reste wurden
    1814 von Tempelberg nach Neu-Hardenberg hin-
    übergeschafft. Allerdings erfuhr diese Sammlung, bis
    zum Tode des Staatskanzlers, durch einzelne Ankäu-
    fe und Geschenke eine Erweiterung, aber immerhin
    blieb sie nur ein Bruchstück der alten Herrlichkeit.
    Wir schreiten nun dazu, diese Bruchstücke, zumal
    Portraits und Bilder, in Augenschein zu nehmen.

    Im Billardzimmer:
    1. Alte Familienportraits des freiherrlichen Hauses
    Hardenberg, bis zurück ins sechzehnte Jahrhundert.
    Das älteste und deshalb interessanteste dieser Bilder
    ist klein, nicht ganz handhoch und zeigt die Jahres-
    zahl 1558. Es stellt dar: Eler Hardenberg, seines Al-
    ters zweiundsechzig Jahr.
    2. Portrait des Staatskanzlers; von dem französi-
    schen Maler Quinzon. – Naglers Künstlerlexikon
    bringt diesen Namen nicht, auch keinen ähnlich klin-
    genden, so daß ich, hinsichtlich der Rechtschreibung,
    nicht sicher bin.

    1060
    3. Portrait des Sohnes des Staatskanzlers, damals
    etwa fünfzehn Jahr alt. Ein sehr hübsches Bild. –
    Christian Heinrich August Graf von

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