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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zu haben wünschte und deshalb
    in Rom unterderhand anfragen ließ: was der Preis
    eines solchen Mosaikbildes sei. Die Rückantwort,
    wahrscheinlich Niebuhrs, lautete: 6000 Taler. Als bei
    Hofe über diese Summe gesprochen wurde, soll der
    General von Rohr halb erschrocken, halb treuherzig
    bemerkt haben: »Aber doch mit dem Rahmen.«

    Im Eßzimmer:
    1. Eine Landschaft von Schinkel. Im Hintergrunde die
    Ruinen der Burg Hardenberg. Ein Festzug: Landvolk,
    geschmückte Stiere etc., kommt den Hügel herab
    und bewegt sich, an einer alten Eiche vorbei, einem
    Ceres- oder Pomona-Bilde entgegen. Eine Kopie des
    Bildes befindet sich in der Wagner-Galerie zu Berlin.

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    2. Eine Mondlandschaft von van der Neer. Ein vor-
    zügliches Bild, braun im Ton; von Schinkel, bei sei-
    nen Besuchen in Neu-Hardenberg, immer sehr be-
    wundert.
    3. Luther; von Holbein.
    4. Katharina von Bora; von Holbein. Auf der Rücksei-
    te dieses Bildes, auf Holz gemalt, befindet sich ein
    zweites Bild, und zwar ein Totenkopf. Unter demsel-
    ben stehen, auf einem sauber gemalten Zettel, fol-
    gende Worte:
    Entgèn den tot ist kein schilt,
    Darum leebe, als du sterve wilt.
    »Entgèn« meint entgegen oder gegen; »schilt« ist
    Schild.
    5. Eine Maria mit dem Kinde. Wie es heißt, von Ru-
    bens; aber andern Bildern des Meisters sehr unähn-
    lich.
    6. und 7. Zwei kleine Landschaften, sehr blau im
    Ton, vom Landschafts-Bruegel.
    8. und 9. Zwei Landschaften von Nikolaus Berghem.
    10. Die Feuerprobe der Kaiserin Kunigunde, Gemah-
    lin des Gegenkaisers Rudolf. Ein figurenreiches Bild
    von Lucas Cranach. Der Kaiser, ein Bischof, Rats-

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    herrn und Edelfräulein stehen zur Seite der Kaiserin;
    diese, als Zeichen ihrer Treue, legt eben ihre Finger
    in den Rachen eines »glühenden Löwen«.
    11. Violinspieler; von van den Bosch.
    12. Wirtshausszene; von Teniers. Ein Stammgast der
    niedrigsten Art legt voll bedenklichen Einverständnis-
    ses seine Hand auf die Schulter der Wirtin, einer
    runzligen, alten Weibsperson, deren Kopf in einer
    Nachtmütze steckt. Der Stammgast und, wie es
    scheint, Galan hält ihr das Glas hin, und sie schenkt
    ein. Ein Alter, mutmaßlich der Ehemann, schaut aus
    einem kleinen Alkovenfenster, mit sauersüßem Ge-
    sicht, der Szene zu. Die Alte in der Nachtmütze ist
    vortrefflich.
    13. Ein Bürger- oder Ratsherrnkopf; von Rembrandt.
    Das Prachtstück der Sammlung.
    14. Die Adamiten; von Rubens. Etwa zwölf Weiber
    und drei oder vier Männer sind gemeinschaftlich, wie
    es die Sekte vorschreibt, im Bade. – Als im Jah-
    re 1840, bei Übernahme des Schlosses, auch die
    Bildergalerie gerichtlich taxiert wurde, hatte der
    Wriezener Aktuarius dieses Bild wie folgt bezeichnet:
    »Nackte Weibsbilder von einem gewissen Rubens.
    15 Silbergroschen.«
    Unser letzter Besuch gilt der Kirche .

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    Sie wurde, wie schon bemerkt, in den Jahren 1816
    und 1817 durch Schinkel restauriert und im Okto-
    ber 1817 eingeweiht. Schinkel ließ von dem alten
    Bau wohl nur die Umfassungsmauern stehen – der
    Turmaufsatz, das Mausoleum und das Innere der
    Kirche selbst sind sein Werk. Der Turm ist ein Kurio-
    sum. Auf dem Unterbau desselben, der etwa bis an
    den Dachfirst reicht, hat er eine kleinere Etage auf-
    gesetzt, dieser Etage aber nicht die Form eines Wür-
    fels, sondern eines niedrigen, von zwei Seiten her
    zusammengepreßten Zylinders gegeben. Das Ganze
    sieht nicht nur aus, sondern entspricht auch den
    Proportionen, wie wenn man ein ovales Serviettenband auf eine oblong geformte Teebüchse stellt. Wie
    Schinkel zu dieser Sonderbarkeit gekommen ist, ist
    schwer zu sagen. Er hielt viel vom Ausprobieren .
    Erwiesen ist, daß er Dinge, die gezeichnet seinen
    Beifall hatten, hinterher änderte, weil er fand, daß
    sie sich in Wirklichkeit anders ausnahmen als im Bil-
    de. Diese häufige Wahrnehmung ließ ihn vielleicht
    sagen: »So vieles, was die Theorie gutheißt, macht
    sich hinterher schlecht; sei's drum einmal versucht,
    ob nicht das, was die Theorie verwirft, sich hinterher
    gut mache.« So setzte er, wenn wir überhaupt rich-
    tig erklärt haben, eine elliptische Etage auf einen
    oblongen Unterturm. Aber freilich war es ein
    mißglückter Versuch. Wir zweifeln nicht, daß er ihn
    später selber als solchen angesehen hat.
    An der entgegengesetzten Giebelwand der Kirche
    befindet sich ein auf dorischen Säulen ruhendes Gie-
    belfeld: das Mausoleum . Es verhält sich zu einem frei und selbständig dastehenden Bau etwa, wie sich

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