Wanderungen durch die Mark Brandenburg
war wohl kein Mann der Literatur.
Dieser Umstand mag es erklären, daß er sich
mit der Wegführung glänzender, als wertvoll
in die Augen springender Kunstwerke begnüg-
te und die 16 000 Bände zählende Bibliothek
in Tempelberg zurückließ. Ebenso entging
seinem Auge eine Anzahl Mappen, mit alten,
zum Teil seltnen Stichen gefüllt. Bibliothek
und Kupferstichmappen befinden sich noch im
Neu-Hardenberger Schloß.
Friedland
Der Nixen muntre Scharen,
Sie schwimmen stracks herbei,
Nun einmal zu erfahren,
Was in den Mauern sei.
Uhland
Altfriedland, vormals Kloster Friedland, bildet die
zweite Hälfte des Besitzes, den Markgraf Karl von Schwedt in diesen Gegenden, das heißt am Rande
des Oderbruchs, innehatte.
Friedland war in alten Zeiten ein Nonnenkloster des
Zisterzienserordens. Was die Geschichte diesem Or-
den im allgemeinen nachahmt, das traf innerhalb der
1071
Marken, drin alles »wüst und leer« war, in verdop-
peltem Maße zu. »Die Zisterzienser waren frei von
jener geistigen Zerstreutheit welche damals die ge-
wöhnliche Folge scholastischer Streitigkeiten war. Sie
waren ausgezeichnete Landwirte, immer voran mit
ihrer Hände Arbeit. Aber ihrer Hände Arbeit bestand
nicht bloß außerhalb der Klostermauern im Ausroden
des Waldes, im Fällen der Bäume, im Umgraben der
Erde, sondern auch innerhalb des Klosters im Ab-
schreiben der Bücher. Sie brachten nicht nur das
Christentum, sie brachten auch die Kultur; sie bau-
ten, sie lehrten. Dabei waren sie vor andern ausge-
zeichnet in der Kunst der Bekehrung.« So beschreibt
sie die Geschichte des Ordens.
Wann Kloster Friedland gegründet wurde, ist nicht
mehr mit Bestimmtheit festzustellen, da im Jah-
re 1300 das alte Kloster samt seinen Urkunden verbrannte. Doch läßt sich nachweisen, daß es bereits
ziemlich lange vor 1271 bestand, also durchaus in
die erste Zeit der Germanisierung dieser Landesteile
zurückreicht. Der Evangelist Johannes war der
Schutzheilige des Klosters; die Kloster kirche war der Heiligen Jungfrau geweiht.
Wahrscheinlich in demselben Jahre (1300), in dem
das alte Kloster niederbrannte, schritt man auch bereits zu dem Aufbau eines neuen. In ebendiesem
Jahre ward eine Urkunde ausgestellt, worin Markgraf
Albrecht dem Kloster seinen alten Besitz bestätigte.
Dieser war: das Städtchen (jetzt Dorf) Friedland; die
Dörfer Ringenwalde, Biesdorf und Lüdersdorf; ferner
Anteile an den Dörfern Metzdorf, Löwenberg, Beiers-
1072
dorf, Börnecke, Ladeburg, Kleinbarnim und Marzah-
ne; ferner, ganz oder teilweis, die Alebrand-Mühle
bei Friedland, die Lapenowsche Mühle bei Ringen-
walde und die Dornbusch-Mühle bei Bliesdorf. Be-
sonders reich aber war Kloster Friedland an schönen
Seen, deren Fischertrag für die frommen Jungfrauen
ausgereicht haben würde, wenn auch das ganze Jahr
aus Festtagen bestanden hätte. Das Kloster besaß
nämlich: den Kloster- und Kietzer-See bei Friedland,
den großen und kleinen Tornow-See bei Probsthagen
(jetzt Pritzhagen), den Griepen-See, den Buckow-
schen See, den Weißen-See und zum Teil den großen
Schermützel-See, alle vier bei Buckow gelegen. Dazu
gesellte sich ein Weinberg bei Wriezen und von sei-
ten der obengenannten Dornbusch-Mühle die Ver-
pflichtung: den Nonnen zu Friedland täglich vor Sonnenaufgang eine warme Semmel zu liefern . Diese
»warme Semmel« gönnt uns Einblick in die gemütli-
che Seite des Klosterlebens.
Es scheint indessen bei bloßen Gemütlichkeiten nicht
lange geblieben zu sein, denn die nächste Urkunde,
freilich fünfundachtzig Jahre später, ist bereits darauf aus, durch Erlasse und Befehle dem um sich greifenden Sittenverfall zu steuern. Es war die Zeit, wo die
strenge Klosterregel überall einer »milden Praxis« zu
weichen begann, ganz besonders in der Mark, wo die
kaum bezähmte Wildheit der Bewohner unter der
bayrischen und luxemburgischen Herrschaft neu her-
vorbrach. Auch die Klöster wurden davon berührt.
Einst war das Leben innerhalb derselben stark genug
gewesen, nach außen hin bildend und sittigend zu
wirken, jetzt, schwach geworden, drang der allge-
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meine Sittenverfall von außen her in die Klostermau-
ern ein. Das ersehen wir mit aller Bestimmtheit aus
der zweiten Urkunde vom 3. Juli 1381, der Riedel die
Überschrift gegeben hat: »Dietrich, Bischof von
Brandenburg, ordnet die Einrichtungen des Klosters
Friedland«. Sie ist die wichtigste unter allen Urkun-
den, die auf das
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