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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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war wohl kein Mann der Literatur.
    Dieser Umstand mag es erklären, daß er sich
    mit der Wegführung glänzender, als wertvoll
    in die Augen springender Kunstwerke begnüg-
    te und die 16 000 Bände zählende Bibliothek
    in Tempelberg zurückließ. Ebenso entging
    seinem Auge eine Anzahl Mappen, mit alten,
    zum Teil seltnen Stichen gefüllt. Bibliothek
    und Kupferstichmappen befinden sich noch im
    Neu-Hardenberger Schloß.

    Friedland

    Der Nixen muntre Scharen,
    Sie schwimmen stracks herbei,
    Nun einmal zu erfahren,
    Was in den Mauern sei.
    Uhland

    Altfriedland, vormals Kloster Friedland, bildet die
    zweite Hälfte des Besitzes, den Markgraf Karl von Schwedt in diesen Gegenden, das heißt am Rande
    des Oderbruchs, innehatte.
    Friedland war in alten Zeiten ein Nonnenkloster des
    Zisterzienserordens. Was die Geschichte diesem Or-
    den im allgemeinen nachahmt, das traf innerhalb der

    1071
    Marken, drin alles »wüst und leer« war, in verdop-
    peltem Maße zu. »Die Zisterzienser waren frei von
    jener geistigen Zerstreutheit welche damals die ge-
    wöhnliche Folge scholastischer Streitigkeiten war. Sie
    waren ausgezeichnete Landwirte, immer voran mit
    ihrer Hände Arbeit. Aber ihrer Hände Arbeit bestand
    nicht bloß außerhalb der Klostermauern im Ausroden
    des Waldes, im Fällen der Bäume, im Umgraben der
    Erde, sondern auch innerhalb des Klosters im Ab-
    schreiben der Bücher. Sie brachten nicht nur das
    Christentum, sie brachten auch die Kultur; sie bau-
    ten, sie lehrten. Dabei waren sie vor andern ausge-
    zeichnet in der Kunst der Bekehrung.« So beschreibt
    sie die Geschichte des Ordens.
    Wann Kloster Friedland gegründet wurde, ist nicht
    mehr mit Bestimmtheit festzustellen, da im Jah-
    re 1300 das alte Kloster samt seinen Urkunden verbrannte. Doch läßt sich nachweisen, daß es bereits
    ziemlich lange vor 1271 bestand, also durchaus in
    die erste Zeit der Germanisierung dieser Landesteile
    zurückreicht. Der Evangelist Johannes war der
    Schutzheilige des Klosters; die Kloster kirche war der Heiligen Jungfrau geweiht.
    Wahrscheinlich in demselben Jahre (1300), in dem
    das alte Kloster niederbrannte, schritt man auch bereits zu dem Aufbau eines neuen. In ebendiesem
    Jahre ward eine Urkunde ausgestellt, worin Markgraf
    Albrecht dem Kloster seinen alten Besitz bestätigte.
    Dieser war: das Städtchen (jetzt Dorf) Friedland; die
    Dörfer Ringenwalde, Biesdorf und Lüdersdorf; ferner
    Anteile an den Dörfern Metzdorf, Löwenberg, Beiers-

    1072
    dorf, Börnecke, Ladeburg, Kleinbarnim und Marzah-
    ne; ferner, ganz oder teilweis, die Alebrand-Mühle
    bei Friedland, die Lapenowsche Mühle bei Ringen-
    walde und die Dornbusch-Mühle bei Bliesdorf. Be-
    sonders reich aber war Kloster Friedland an schönen
    Seen, deren Fischertrag für die frommen Jungfrauen
    ausgereicht haben würde, wenn auch das ganze Jahr
    aus Festtagen bestanden hätte. Das Kloster besaß
    nämlich: den Kloster- und Kietzer-See bei Friedland,
    den großen und kleinen Tornow-See bei Probsthagen
    (jetzt Pritzhagen), den Griepen-See, den Buckow-
    schen See, den Weißen-See und zum Teil den großen
    Schermützel-See, alle vier bei Buckow gelegen. Dazu
    gesellte sich ein Weinberg bei Wriezen und von sei-
    ten der obengenannten Dornbusch-Mühle die Ver-
    pflichtung: den Nonnen zu Friedland täglich vor Sonnenaufgang eine warme Semmel zu liefern . Diese
    »warme Semmel« gönnt uns Einblick in die gemütli-
    che Seite des Klosterlebens.
    Es scheint indessen bei bloßen Gemütlichkeiten nicht
    lange geblieben zu sein, denn die nächste Urkunde,
    freilich fünfundachtzig Jahre später, ist bereits darauf aus, durch Erlasse und Befehle dem um sich greifenden Sittenverfall zu steuern. Es war die Zeit, wo die
    strenge Klosterregel überall einer »milden Praxis« zu
    weichen begann, ganz besonders in der Mark, wo die
    kaum bezähmte Wildheit der Bewohner unter der
    bayrischen und luxemburgischen Herrschaft neu her-
    vorbrach. Auch die Klöster wurden davon berührt.
    Einst war das Leben innerhalb derselben stark genug
    gewesen, nach außen hin bildend und sittigend zu
    wirken, jetzt, schwach geworden, drang der allge-

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    meine Sittenverfall von außen her in die Klostermau-
    ern ein. Das ersehen wir mit aller Bestimmtheit aus
    der zweiten Urkunde vom 3. Juli 1381, der Riedel die
    Überschrift gegeben hat: »Dietrich, Bischof von
    Brandenburg, ordnet die Einrichtungen des Klosters
    Friedland«. Sie ist die wichtigste unter allen Urkun-
    den, die auf das

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