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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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hatten. Nach kurzem Aufenthalt wanderten sie weiter ins Holsteinsche. Erst hier waren sie in Sicherheit, aber das Pferd auch so ruiniert daß sie es verschenken und beide zu Fuß gehen mußten. In Kiel fanden sie ein Fischerboot, vertrauten sich in demselben dem Meere an und trafen, sechs Tage nachdem sie Berlin verlassen hatten, auf der Insel Rügen ein, wo der ältere Bruder eben sein »Freicorps« errichtete. Bei der bald erfolgenden Auflösung dieses Corps ging Eberhard von der Marwitz nach Österreich und trat als Cornet in das Chevau-légers-Regiment Klenau. Bei Regensburg (am 20. April) zeichnete er sich aus, bis der mörderische Tag von Aspern seiner so früh und so brav begonnenen Laufbahn ein Ziel setzte. Er erhielt an diesem denkwürdigen Tage gleich zu Beginne der Schlacht den Auftrag, mit einer Abteilung von zwanzig Reitern an das vom Feinde besetzte Dorf Aspern heranzujagen. Er gehorchte und machte die Attacke. Vierzig Schritte vor dem Dorfe traf ihn eine Kanonenkugel, tötete sein Pferd und verwundete ihn schwer am rechten Oberschenkel. Dieser Verwundung erlag er am 9. Oktober; am 10. ward er beerdigt. Eine Compagnie des 30. französischen Infanterieregiments gab bei der Gruft drei Salven, und der Stadtkommandant sowie vierzig französische und mehrere verwundete österreichische Offiziere geleiteten ihn zu Grabe. Er ruht auf dem Kirchhofe zu Nikolsburg in Mähren, »hingeopfert dem unsinnigen Befehle eines schwachköpfigen Untergenerals«, wie sein ältester Bruder in unerbittlicher Kritik schreibt. Ebendieser hat ihm auch auf dem Friedersdorfer Kirchhof einen Denkstein errichtet. ._.
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Der Park
    Der Tamseler Park zerfällt in einen Außen- und Innenpark.
    Der Außenpark ist eine Waldpartie, die vom Fuß des Hügels an bis zur Kuppe desselben aufsteigt und, vom Bruch aus gesehen, die Schlußcoulisse des ganzen Bildes bildet. Auf der Höhe des Hügels erhebt sich einer jener griechischen Tempel, wie sie die Rokokozeit zu bauen liebte, während weiter abwärts eine Schlucht die Hügelwand durchbricht, eine Talrinne, durch welche der Weg nach Zorndorf führt. In dieser Schlucht war es, wo in den Achtziger Jahren dem Prinzen Heinrich zu Ehren die Forcierung des Passes von Gabel, die letzte Kriegstat des Prinzen, noch einmal in Szene gesetzt wurde. Natürlich bei bengalischem Feuer. Die Schlucht wurde zu diesem Behuf überbrückt; Minerva, die schöne zwanzigjährige Gräfin Dönhoff, führte die Sturmkolonne mit begeisterter Anrede über die Brücke, an deren anderem Ende der Prinz von drei Johanniterrittern: von Schack, Graf Dönhoff und Graf Tauentzien, in voller Ordenstracht begrüßt und mit den schon an anderer Stelle ( Band I; in den Rheinsberger Kapiteln ) mitgeteilten Worten empfangen wurde:
    Henry parait! il fait se rendre!
Vous frémissez fiers Autrichiens!
Si vous pouviez le voir, si vous pouviez l'entendre,
Vous béniriez le sort qui vous met dans ses mains.
    Also etwa:
    Heinrich erscheint. Vor seinem Begegnen
Zittert Östreich und unterliegt; –
Kenntet ihr ihn, ihr würdet es segnen,
Stolze Feinde, daß er euch besiegt.
    Zur Erinnerung wieder an diesen Erinnerungstag wurde gleich nach der Festlichkeit ein Obelisk an jener Stelle errichtet, wo die drei Johanniterritter den Prinzen begrüßt hatten, und diesem Obelisken die Inschrift gegeben: »En mémoire du passage de Gàbel en Bohême par le prince Henri de Prusse, le 31. Juillet 1778.« Darunter:
    Ce marbre véridique aux siècles à venir
Du héros de notre siècle attestera la gloire,
Mais tout ce qu'il peut contenir
N'est qu'un feuillet de son histoire.
    Dieser Obelisk steht noch.
     
    Der Innenpark ist sehr reich an Statuen und Gedenksteinen und soll, vor nicht allzu langer Zeit, noch um vieles reicher daran gewesen sein. In einer seiner Ecken erhebt sich ein Altar mit den Büsten des »prince Henri« und des Großen Kurfürsten, und französische und deutsche Verse wetteifern, teils in unmittelbarer Huldigung gegen den Prinzen, teils in Vergleichen, die sie zwischen dem Ahnherrn und seinem Enkel ziehn. »Il a tout fait pour l'état«, heißt es an erster Stelle. Aber diesem einfachen Ausspruche folgen Verse des Chevaliers de Boufflers auf dem Fuß:
    Dans cette image auguste et chère
Tout héros verra son rival.
Tout sage verra son égal
Et tout homme verra son frère.
    Nun beginnen die Parallelen mit dem Großen Kurfürsten. Zuerst französisch:
    Grands dans la paix, grands dans la guerre,
Tous deux, par de fameux

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