Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
»Buchstaben« wurden im Lauf der Jahrhunderte immer einfacher, damit man immer flüssiger schreiben konnte.
Diese Entwicklung war kein »Sprung« oder Geistesblitz eines Einzelnen, sondern ein Prozess. Im Vergleich mit den vorhergehenden rund anderthalbtausend Jahren, in denen die alten Hochkulturen ihre Schriftsysteme äußerlich und strukturell viel weniger entwickelt hatten, erscheint es im Nachhinein als beachtlicher Durchbruch. Dabei war das Endprodukt keineswegs aus einem Guss. Gerade in der Anfangsphase gab es viele lokale nordsemitische und südsemitische (im Sinaigebiet) Varianten. Die für die Weltkultur entscheidende Entwicklung vollzog sich jedoch ab 1750 v. Chr. im nordpalästinensisch-syrischen Raum bei den Phöniziern und war um 1250 v. Chr. abgeschlossen. Die Griechen übernahmen dieses Alphabet etwa 100 bis 200 Jahre später. Bevor es dazu kam, mussten sie aber erst einmal in die Ägäis einwandern.
DIE ERSTEN GRIECHEN
UND IHRE GÖTTER
Hellenen hießen die Gefolgsleute des Achilleus aus Thessalien, bevor Hesiod um 700 v. Chr. alle Griechen so nannte. Noch Homer verwendet nur einzelne Stammesnamen: Achäer, Danaer, Argiver, genauso wie man in der Frühzeit der deutschen Geschichte nie von »Deutschland«, sondern von Franken, Sachsen, Baiern sprach. Die Ionier, Achäer, Äolier, Dorer sind die ersten indoeuropäischen Griechen, die seit 2000 v. Chr. auf die Halbinsel einwandern, hier endgültig sesshaft und die Träger der griechischen Kultur werden. Die Invasion muss sehr gewaltsam verlaufen sein. Bei Ausgrabungen findet sich zwischen der helladischen und der archaischen griechischen Schicht sehr viel Asche.
ZEUS ist der Hauptgott, den die hellenischen Stämme mitbringen. Andere wie Apollon, Athene, Artemis sind orientalischen oder altmediterranen Ursprungs.
Der bei uns geläufige indogermanische Name des griechischen Hochgottes ist wortgeschichtlich identisch mit griechisch theós undlateinisch deus oder Jovis; (»Jupiter« ist eine Zusammensetzung aus jovis und pater und heißt nichts anderes als »Vater der Götter«). Die Grundbedeutung von deus ist »der strahlende Himmel«. Das Wort ist eng verwandt mit lateinisch dies für »Tag«, womit klar ist, dass Zeus den lichten Tag regiert und im Himmel »wohnt«. Er »erschien« oft in Form einer Wolke und, ähnlich wie der germanische Wotan, mit Blitzen. Die Parallelen zwischen den beiden wichtigsten uns vertrauten indogermanischen Hochgöttern Zeus und Wotan als Himmelskönige verweisen eindeutig auf einen gemeinsamen Ursprung. Nur bei den Germanen wurde der Name theós /Zeus durch Wotan (»der Wütende«) ersetzt.
um 1600 v. Chr.
MYKENE Auf dem Boden einer bis dahin unspektakulären frühbronzezeitlichen Bauernkultur entstand um 1600 v. Chr. schnell eine Hochkultur mit eindrucksvollen Palastburgen auf Berggipfeln, »Löwentor«, »Schatzhaus des Atreus«, »Goldmaske des Agamemnon«, Zyklopenmauern und aufwendigen Grabanlagen. Weitere Orte der »mykenischen« Kultur waren etwa Tyrnis undPylos. Früher nahm man als Ursache für diesen Kulturaufschwung unbekannte Einwanderer aus dem Norden an. Möglich ist aber auch, dass sich die Oberschicht dieser Frühhellenen durch ihre Handelskontakte mit Hochkulturen im Osten (Hethiter, Kreter, Ägypter) inspirieren ließ.
Nach ihrer größten Burganlage wird die neue Kultur »mykenisch« genannt. Anders als viele bekannte griechische Ortsnamen, die vorgriechisch und damit älter sind (etwa Athen und Korinth), ist »Mykene« ein griechisches Wort. In der Legende wird es mit dem Medusa-Bezwinger Perseus verknüpft, der an jenem »Pilzort« frisches Wasser in einem Pilzhut schöpfte. Mykenes erster Ausgräber Schliemann und die ältere Archäologie hielten den Agamemnon der Ilias für einen mykenischen Herrscher.
In ihrer Anfangsphase (seit etwa 1600 v. Chr.) war die Kultur Mykenes von der überlegenen minoischen Kultur in Kreta abhängig. Später kehrten sich die Verhältnisse um und Mykene beherrschte Kreta auch politisch. Mykene wie Kreta gingen um 1200/1100 v. Chr. unter, wahrscheinlich in den katastrophalen Umwälzungen der eisenzeitlichen Wanderung. Die Sage vom Trojanischen Krieg hält man für einen fernen Widerhall dieser rätselhaften Ereignisse. Kurz vor ihrem Untergang erreichte die mykenische Kultur ihren Höhepunkt.
DIE TOTENMASKE DES AGAMEMNON Die mykenischen Schachtgräber sind bis zu vier Meter tief in den weichen Fels gegraben. Sie enthielten eine
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