Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Mykene war ein »Palast« (oder ein Tempel) Herrschafts- und Wirtschaftszentrum zugleich. Knossos stieg zur stärksten Macht Kretas auf. Sein Palast mag als Vorbild für das sagenhafte Labyrinthdes Minotaurus gedient haben. In der – griechischen – Sage liegt der Ursprung von Redewendungen wie der vom Ariadnefaden (der sprichwörtliche »rote Faden«) und vom Flug des Ikarus, bei dem abstürzt, wer leichtsinnig zu hoch hinaus will. Die Hochblüte der minoischen Kultur setzte um 2000 v. Chr. dramatisch schnell ein, da ihr die Bronzeverarbeitung einen enormen technisch-wirtschaftlichen Schub verlieh.
In den Palästen gab es jede denkbare Art von Wohnluxus, komplett mit Toilette, Badewanne, Balkon und Kühlräumen. Höhepunkte der minoischen Kunst sind Wandmalereien von schlanken jungen Männern, die über Stiere springen, und jungen Frauen mit bemerkenswert schmaler Taille sowie von Delfinen aus dem ebenfalls zum minoischen Kulturbereich gehörenden Santorin.
Die höfische Kultur in den minoischen Palästen war die erste urbane Zivilisation auf europäischem Boden. Um 1700 v. Chr. wurde sie durch eine Naturkatastrophe, womöglich die vulkanische Explosion der Insel Thera (Santorin) oder ein Erdbeben, vorübergehend zerstört.
Was danach geschah : Der Wiederaufbau erfolgte rasch. In den beiden Jahrhunderten um 1600 v. Chr. erlebte Kreta eine zweite, noch glanzvollere Blütezeit mit diplomatischen Beziehungen zu den Hyksos in Ägypten, minoische Handwerker bauten sogar Paläste für die Hyksos. In einem Erdbeben und nachfolgender Flutwelle ging die Flotte und damit die Vorherrschaft auf See verloren. Diese übernahmen fortan die griechischsprachigen Achäer. Tontafelzeugnisse weisen darauf hin, dass seit etwa 1450 v. Chr. achäische Griechen aus Mykene die herrschende Schicht in Kreta bildeten. Beide Kulturen beeinflussten sich gegenseitig, und es entstand eine mykenisch-minoische Mischkultur, kurz bevor die Seevölker gerade in der Ägäis besonders zerstörerisch wirkten. Mykene, Knossos, Troja – alles ging unter.
1800 v. Chr.
PHÖNIZIER I Das später von den Griechen so genannte Phönizien (heute: Libanon, Westsyrien, Südtürkei) war eine zersplitterte politische Landschaft reiner Stadtstaaten: Tyros, Sidon, Byblos, Ugarit oder das kürzlich wiederentdeckte Qatna und einige andere. Die »Phönizier« kannten kein »Nationalbewusstsein«, sondern identifizierten sich mit ihrer jeweiligen Heimatstadt. Deswegen gab es auch nie ein »phönizisches Reich«. Die Stadtstaaten gerieten fortwährend in wechselnde Tributabhängigkeiten von den umgebenden hethitischen oder ägyptischen Großmächten. Nach der eisenzeitlichen Wanderung wurde das Gebiet politisch meist von den Assyrern dominiert.
In der klimatisch sehr begünstigten Gegend gab es viel Gartenanbau, vielleicht stammt der Wein sogar dorther. Und wegen der zentralen geografischen Lage betrieben die Phönizier seit jeher Handel nach allen Richtungen. Von einem ihrer Exportschlager entlehnten später die Griechen den Namen des Volkes: Mit dem Saft der Purpurschnecke phoinix färbten die Phönizier ein begehrtes Luxusgut: purpurfarbenes Tuch. Ihr einzigartiges kulturelles Vermächtnis an die Welt ist die Entwicklung des phönizischen Alphabets.
1750 v. Chr.
ALPHABET I Um 1750 v. Chr., kurz bevor die älteren minoischen Paläste durch Erdbeben einstürzten, begann in der phönizischen Welt bis hinunter zum Sinai eine Entwicklung in der Geschichte der Schrift, die etwa 500 Jahre andauerte und an deren Ende das phönizische Alphabet stand, dessen direkten Nachfolger der Leser hier unmittelbar vor Augen hat. Das phönizische ist die Mutter aller Alphabete. Die hebräischen, arabischen, griechischen und die lateinischen Buchstaben sind daraus hervorgegangen, natürlich auch die kyrillischen.
Die durch fruchtbaren Ackerbau und ausgedehnte Handelsbeziehungen im gesamten damaligen Orient vernetzten phönizischen Stadtstaaten waren kulturelle Schmelztiegel. Man kannte und beherrschte die Schriftsysteme der Nachbarn (Keilschrift, ägyptische Hieroglyphen, die kretische Hieroglyphenschrift Linear-A). Da muss der Gedanke an Vereinheitlichung und Vereinfachung aufgekommen sein, ebenso wie die geniale Idee, Zeichen nur noch als Symbol für einen Laut zu benutzen und nicht länger als Chiffre für eine Silbe oder ein Wort. Bei den Phöniziern lehnten sich viele Zeichen in ihrer äußeren Gestalt an ägyptische und kretische an, doch die Formen der
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