Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
führte die gewaltsame Kriegs-, Terror- und Vertreibungspolitik der Serben gegen die anderen Völker des ehemaligen Jugoslawien, vor allem gegen Kroaten, Bosnier und Kosovo-Albaner. All diese Völker waren miteinander verfeindet, lebten und leben in teilweise enger räumlicher Nachbarschaft. Und alle sind sehr gewaltbereit.
1991–1999
BALKANKRIEGE Im Juni 1991 proklamierten die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien als erste jugoslawische Nachfolgestaaten ihre Unabhängigkeit. Zwischen Serben und Kroaten begann 1991 ein lang anhaltender Krieg, zunächst mit Kämpfen um Vukovar und Dubrovnik. Seit 1992 war auch die UNO involviert. Trotz vielseitiger internationaler Anerkennung Kroatiens zog sich der Krieg bis Dezember 1995 (Abkommen von Dayton). Auf beiden Seiten flohen Hunderttausende von Kroaten und Serben oder sie wurden vertrieben.
Anfang 1992 entbrannte der Kampf um Bosnien, ein Vielvölkerstaat im Vielvölkerstaat. Hier proklamierten die Serben im Januar eine Serbische Republik Bosnien-Herzegowina, im März verkündeten die bosnischen Kroaten und die (muslimischen) Bosniaken ein unabhängiges Bosnien-Herzegowina. Heftig umkämpft war in diesem von April 1992 bis Dezember 1995 dauernden Teilkrieg des jugoslawischen Nachfolgekrieges die bosnische Hauptstadt Sarajewo, die von bosnischen Serben fast 1500 Tage lang belagert wurde. Im Juli 1995 schlachteten die serbischen Truppen von Präsident Radovan Karadžic´ in Srebrenica bis zu 8000 Bosniaken ab.
Bereits 1989 hatte das serbisch dominierte Parlament in Belgrad die bis dahin laut jugoslawischer Bundesverfassung bestehende Autonomie des überwiegend von Albanern bewohnten Kosovo (Amselfeld) aufgehoben. Seit Mitte der Neunzigerjahre führte die Befreiungsarmee des Kosovo UÇK Krieg gegen die serbisch-jugoslawische Armee und Polizei. Die serbische Regierung unter Präsident Miloševic´ bekriegte die UÇK und die albanische Zivilbevölkerung mit so brutaler Gewalt, dass die NATO unter Führung der USA (RegierungClinton) und mit deutscher Beteiligung (Regierung Schröder/Fischer) von Ende März bis Anfang Juni 1999 gegen die Serben vorging, zum Schluss mit weit über 1000 Kampfflugzeugen. Anschließend sicherten internationale KFOR (Kosovo-Force)-Truppen mit einem Mandat der UNO das Kosovo. Es erklärte sich 2008 für unabhängig. Die während des Balkankrieges begangenen Massaker sind heute Gegenstand des Haager Kriegsverbrechertribunals.
1991
DIE MUTTER ALLER SCHLACHTEN 1990 besetzte der irakische Diktator Saddam Hussein (Regierungszeit 1979–2003) das benachbarte Ölscheichtum Kuwait und drohte den USA in einer Radioansprache für den Fall einer militärischen Gegenaktion zur Befreiung Kuwaits mit der »Mutter aller Schlachten«. Er verstand seine Gegenwehr als Beginn epochaler Auseinandersetzungen zwischen dem Islam und dem Westen. Die USA begannen unbeeindruckt davon am 17. Januar 1991 mit einer Teilinvasion Iraks im Zweiten Golfkrieg (Operation Wüstensturm). Nach einem Monat war Kuwait befreit, und Irak willigte in einen Waffenstillstand ein. So endete vorläufig die »Mutter aller Schlachten« – bis 2003 der Dritte Golfkrieg mit Unterstützung der »Koalition der Willigen« vom Zaun gebrochen wurde.
Zu den »Willigen« zählten die nach dem Mauerfall neu in die NATO aufgenommenen baltischen und osteuropäischen Staaten, die vom amerikanischen Verteidigungsminister Rumsfeld als das »neue Europa« gelobt wurden. Länder aus dem »alten Europa« wie Frankreich und Deutschland nahmen an dem unter vorgeschobenen Gründen vom Zaun gebrochenen neuen Krieg nicht teil. Um das militärische Eingreifen zu rechtfertigen, behauptete US-Außenminister Colin Powell am 5. Februar in einer Rede vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen: »Alles, was ich heute sage, ist von Quellen gedeckt, soliden Quellen.« Das bezog sich vor allem auf die Behauptung, Saddam Hussein verfüge über biologische und chemische Massenvernichtungswaffen – eine reine Erfindung der CIA. Die amerikanische Regierung glaubte – oder ließ jedenfalls verbreiten –, die Iraker würden die Soldaten und ihre Alliierten wie Befreier begrüßen. »Befreit« wurde lediglich Saddam Hussein, der sich in einem Erdloch versteckte. Er wurde 2006 von einem Kriegsverbrechertribunal in Bagdad verurteilt und gehängt.
11. SEPTEMBER 2001 Einzig die »lokalen« Konflikte am Persischen Golf und auf dem Balkan trübten die vergleichsweise euphorische Weltstimmung der
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